Eine In-Rage-Redung über Rassismus (Tagebucheintrag vom 22. Juli 2020)

Monolog zum Thema Rassismus

von  SoilentPink87

Liebe Horst*innen, 

Ja, es gibt Rassismus innerhalb der Polizei, sowie überall in dieser männlich/weiss dominierten Kultur, die wir Horst*innen unsere nennen.

Nein, nur weil man Rassismus ablehnt und doof findet heisst das nicht dass man nicht dennoch selbst rassistisch ist. JA. Es gibt racial profiling innerhalb der Polizei.

Nein, das sagt nicht das Marxistisch-Leninistisch-Links-Grün-versiffte-Anarcho-syndikat, sondern: Der Europarat, der Menschenrechtsausschuss der vereinten Nationen, die europäische Kommission gegen Diskriminierung u. Rassismus, Amnasty International, und auch die Antidiskriminierungsbehörde des Bundes. 


Das sagen sie nicht erst seit einer Woche, Nein: Sie sagen es seit Jahrzehnten. Wie ist es möglich, dass die Fraktion der weissen, wurstessenden Übergangsjackenträger in diesem Land, sich im besten aller Fälle immer noch mit der Frage bemüht, ob es das überhaupt gibt ?

Wie kann es sein, dass eine unabhängige Studie zu rassistischen Strukturen u. racial profiling innerhalb der Polizei mit folgender Begründung der Regierungssprecher, nicht stattfinden wird: 


"Laut Grundgesetz ist Rassismus illegal deshalb gibt es in der Polizei auch keinen Rassismus und deshalb ist eine unabhängige Studie, die rassistische Strukturen in der Polizei untersucht auch unnötig. Sollte es dennoch zu dem EINZELFALL kommen, dass sich jemand ungerecht behandelt FÜHLT kann man vor Gericht klage einreichen, und dann wird dieser EINZELFALL auch umfassend geprüft werden."

,.. und "wir" nur 2 Wochen später, es ganz toll und begrüßenswert finden, eine Studie zu beginnen, die untersucht wie es sich denn mit der Gewalt gegen Polizisten so verhält, bei der diese Argumentationkette:

"Was es nicht geben darf, gibt es auch nicht"

offensichtlich nicht mehr so schlüssig und vernünftig erscheint wie noch vor 14 Tagen ?


Wie wäre es alle diese Studien über Gewalt durchzuführen,


(Wer einer Werbeagentur 80.000EURO für den Slogan "Gemeinsam. Europa wieder stark machen" - JA richtig gehört : "Make Europe great again."- schonmal gehört ? - An Vorbildern mangelt es also nicht! - bezahlen kann, kann sich sicherlich auch ein paar Studien leisten)


und dann tatsächlich auch entsprechende politische Schlüsse aus den Ergebnissen dieser Studien zu ziehen, anstatt den eigenen Rassismus mit schlichtesten Argumenten (die gar keine sind) recht zu fertigen und zu verteidigen, um dann im nächsten Moment nochmal zu betonen wie böse diese bösen Opfer von Rassismus und polizeilicher Gewalt sind,  die einfach so und ohne ersichtlichen Grund, einen rassistischen Polizisten als Rassisten dastehen lassen müssen und aus gar nicht nachvollziehbaren Gründen immer wieder, irgendwie glauben sich gegen Polizeigewalt wehren zu müssen. 


Liebe Horst*innen, 


ihr lieben weissen, polizierenden und Kackscheisse bewahrenden, wurstessenden Übergangsjackenträger:

Wann kommt uns, anstelle unseres unreflektierten Rassismus u. Sexismus und Klassismus und  überhaupt Ismus, eigentlich mal unsere Mittelmäßigkeit und Wurst wieder zum Hals heraus ?


„Es gibt strukturellen Rassismus, aber die Mehrheit betrifft das nicht.“ 

Wer das sagt hat nicht verstanden was Struktur ist. Eine Struktur in diesem Sinne ist deshalb eine Struktur weil sie von der Mehrheit akzeptiert, mitgetragen, immer wieder verteidigt, gesetzt, reproduziert und bewusst oder unbewusst fortgeschrieben wird. Jeder ist mitverantwortlich, dass es strukturellen Rassismus gibt.

Wer schweigt stimmt der gegebenen Struktur zu.

Die körperlich ausgetragenen Gewalttaten sind bloß die Endpunkte einer Struktur die bereits da anfängt wo ich noch gar keine Ahnung habe dass ich ein Weiß-sein als Norm setze, oder dem nicht widerspreche.

Wer nicht aktiv versucht ein Bewusstsein darüber zu erlangen wo er selbst rassistisch ist ist nicht „bloß“ passiver sondern aktiver Teil dieser Struktur.

Das selbe gilt für Sexismus, Ableismus, Klassismus, HasteNichtgesehenFUCKING-ISMUS. Baut den Saftladen um. Am besten Gestern, und stört verdammtnochmal das „friedliche Gespräch“ mit der Familie beim Abendessen.

Das ist kein gewohnter Kampf gegen den Anderen, es ist ein Kampf gegen uns selbst. Den so genannten Anderen kann man auch mal zuhören und dazu lernen.

Tagebucheintrag vom 22. Juli 2020



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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (18.08.23, 09:01)
syndikat -> Syndikat

"Amnasty International"?

 SoilentPink87 meinte dazu am 18.08.23 um 22:25:
Danke 🌸

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 28.08.23 um 16:38:
Das mit dem Horst (Adlerhorst?) verstehe ich nicht.

 SoilentPink87 schrieb daraufhin am 28.08.23 um 17:28:
Der Name Horst klingt wie Wurst - Das ist lustig, er hat eine germanische Herkunft, ist also besonders "deutsch", und bedeutet soviel wie "Wald" oder "Gestrüpp", was für die Verzettelung und Undurchsichtigkeit deutscher Bürokratie stehen könnte, wenn man so will. Statistisch wird der Name am häufigsten mit Standfestigkeit assoziiert, also ein Name den man maskulinen Männern zuschreibt. Wir haben es also mit dem "privilegierten, alten, weissen CisMann" zu tun. Gleichzeitig ist es eine Anspielung auf Horst Seehofer, welcher der fleischgewordene privilegierte, alte, weisse Mann ist und für eben jene Innenpolitik welche ich im Text beschreibe und kritisiere verantwortlich ist. Aber er ist ja nicht allein Verantwortlich, denn alle in diesem Land welche diese Politik mitträgt und trug und nicht widerspricht und/oder widersprach ist mitverantwortlich, also alle eben -> die Horst*innen (Auch als Gegenbild zum Cismann). Da kommt also keine gut bei weg. Dazu kommt noch dass Horst vor allem in den 50er bis 70er Jahren sehr beliebt war. Diese Generation wird auch als Boomer-Generation bezeichnet, und ist maßgebend für die depolitisierung verantwortlich welche die sogenannte junge Generation heute ausbaden muss. Da du Dieter heisst fühlst du dich von dieser Erklärung vielleicht angepullert und entwickelst während des lesens einen Abwehrmechanismus. Sollte ich da falsch liegen freue ich mich sehr. ansonsten - Feuer frei:

Antwort geändert am 28.08.2023 um 17:31 Uhr

Antwort geändert am 28.08.2023 um 17:32 Uhr

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 28.08.23 um 19:33:
Aha.
Soilent, ich respektiere deinen Standpunkt, verstehe aber nicht, wieso du dich so eines hasserfüllten Tons bedienst:

"...weissen, polizierenden und Kackscheisse bewahrenden, wurstessenden Übergangsjackenträger"

Da frage ich mich - wo bleibt da die Toleranz?

 SoilentPink87 ergänzte dazu am 29.08.23 um 08:19:
Der Philosoph Karl Popper beschrieb das Toleranz-Paradoxon bereits 1945 in seinem Buch "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". 





Als intolerant definierte Popper einen Menschen oder eine Gruppe nach folgenden Eigenschaften:

  1. Verweigerung eines rationalen Diskurses.
  2. Aufruf zur und Anwendung von Gewalt gegen Andersdenkende und Anhänger anderer Ideologien.
Bei intoleranten Menschen unterschied Popper zwei Kategorien:

  1. Intoleranz des ersten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil sie fremd sind.
  2. Intoleranz des zweiten Grades: intolerant gegenüber den Sitten und Gebräuchen eines Menschen, weil diese intolerant und gefährlich sind.


Eine universelle Toleranz lehnte Popper daher ab:



„Weniger bekannt ist das Paradoxon der Toleranz: Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“
 

Daher der Ton. Dieser Ton ist keine Intoleranz, sondern ein Ton gegen eine unsichtbare (weil,.. zur Norm gewordenen) Intoleranz derer die tun und sagen, was man eben tut und sagt, ohne sich der Konsequenz darüber bewusst zu sein da sie selbst nicht die Leidtragenden sondern die Profitierenden sind. Horst*innen eben.. die ihr Handtuch auf einen Liegestuhl am Strand legen um ihren (phantom)Eigentum zu kennzeichnen während im Meer die Menschen ertrinken. Der Ton bringt vorallem die Wut zum Ausdruck die ich dieser Ignoranz gegenüber empfinde. Die armen Horst*innen werden es überleben dass ich einen Text geschrieben habe mit einem solchen Ton. Es gibt nur Menschen die die Horst*innen leider nicht überleben. 


"Wir sollten daher im Namen der Toleranz das Recht für uns in Anspruch nehmen, die Unduldsamen nicht zu dulden. Wir sollten geltend machen, dass sich jede Bewegung, die die Intoleranz predigt, außerhalb des Gesetzes stellt, und wir sollten eine Aufforderung zur Intoleranz und Verfolgung als ebenso verbrecherisch behandeln wie eine Aufforderung zum Mord, zum Raub oder zur Wiedereinführung des Sklavenhandels."

Karl Popper

Antwort geändert am 29.08.2023 um 08:31 Uhr

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 29.08.23 um 10:05:
Danke für die Ausführungen zu Popper, gerne gelesen.

Du musst dir aber bewußt sein, dass 
der hasserfüllte Ton und die rüde Wortwahl sehr unsympathisch wirkt - auf diese Weise überzeugst du niemanden.


Dieser Ton ist keine Intoleranz, sondern ein Ton gegen eine unsichtbare (weil,.. zur Norm gewordenen) Intoleranz derer die tun und sagen, was man eben tut und sagt, ohne sich der Konsequenz darüber bewusst zu sein da sie selbst nicht die Leidtragenden sondern die Profitierenden sind. Horst*innen eben.. 


Es gibt keine Elite "alter, weißer Männer", die entsprechende Narrative geformt hat und erhält. Es liegt ganz an dir, einen Lebensentwurf zu wählen, der sich völlig von denen deiner Eltern unterscheidet.

"Unsichtbare Intoleranz"? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 11.09.23 um 09:52:
Da stimme ich Dieter zu.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 19.09.23 um 18:04:
Soilent Pink has left the building.

 RainerMScholz (21.08.23, 15:59)
Horst*innen - grmpfhahaha, echt gut. Und der Text hat auch etwas, das mich an die weiße Nase fassen lässt (an die lange weiße Nase, wie der Asiat sagen würde).
Grüße,
R.

 SoilentPink87 meinte dazu am 29.08.23 um 08:33:
Merci 🌸
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