Die maßgebenden Autoren zu dem Thema heißen Houellebecq, Onfray sowie ein hierzulande wenig bekannter Mann: René Guénon, der eine Art französische Annemarie Schimmel war, dem es aber nicht darum ging, in einen Dialog zwischen Westen und dem Islam zu treten, sondern den Westen durch Islam zu ersetzen. Ich schätze deinen Lektürerückstand auf mindestens 2 Jahre. Auch weiß ich, dass du wie ich selbst sehr viel lieber am Ball bleiben möchtest, was die neueste schwule Literatur angeht, also zum Beispiel Garth Greewell lesen möchtest. Mit gutem Recht könntest du fragen, was diese französischen Hetero-Schwuchteln (schau dir nur mal ihre facepics an!) mit mir, mit dir zu tuen haben? Nun, ich fürchte, sehr viel.
Zunächst musst du sie aber lesen, um endlich einzusehen, dass du es dir eindeutig zu einfach machst, wenn du dich in deiner Den-einen-Islam-gibt-es-gar-nicht-und-er-kann-deshalb-auch-gar-nicht-unser-Problem-sein Argumentation auf picklige ostdeutsche Glatzen in Springerstiefeln kaprizierst, die jüdische Grabanlagen mit Hakenkreuzen beschmieren. Diese pickligen ostdeutschen Glatzen mag es zwar tatsächlich geben und sie mögen tatsächlich unterkomplexer als der Islam sein. Aber ihr Beschmieren ist doch nur eine hysterische Ersatzhandlung, mit der sie - ich kürze hier mal ab - so etwas wie Claudia Roth meinen. Nicht nur gibt es in Ostdeutschland kein Palästina, nein, es gibt nicht einmal sehr viele Juden, die sie persönlich kennen könnten. Es sind schlichtweg Irre, deren geistiges Fundament so etwas wie der in den Gott-habe-sie-selig-80ern noch neben Pornos in Bahnhofsbuchhandlungen vor sich hin schlummernde Völkische Beobachter - hüsker dü? - ist oder war, ich weiß es nicht, die Tempi gehen hier durcheinander und vielleicht hieß die Publikation da auch schon anders. Aber sicherlich siehst du: Sie - die Glatzen - sind etwas für neben die lybischen Löwen im Zoo: die letzten ihrer Art. Man kann sie bestaunen oder eben wie du dich brüstest allermutigst verdammen. Bedeutung haben sie keine.
Mit Islamisten verhält es sich ganz anders. Es gibt einen Flecken Erde, in dem ein großer Austausch tatsächlich stattgefunden hat, er heißt Israel, und es gibt ein geistiges Fundament, verglichen mit dem nicht nur der Völlkische Beobachter von Anno dazumal sondern jegliche um ihren Platz in unserer Aufmerksamkeits-Ökonomie schreiende Rechts-Publikation bloße Pornographie ist, und das ist der Koran. Ich weiß, ich weiß, du hast keine Zeit für so etwas, weil du - wie ich - die neusten schwulen Autoren aus dem In- und Ausland alle lesen musst, aber du wärest wirklich sehr überrascht gewesen, glaube ich, wenn du vergangene Woche in den bin-Laden-Brief reingeschaut hättest, der auf TikTok viral ging. Einer seiner ganz zentralen Argumentationsstränge ist die ja auch von dir viel beschworene Klimakatastophe. Aber ich glaube, anders als du hat bin Laden sie bereits in letzter Konsequenz zu Ende gedacht und die richtigen Schlüsse bzw. den einzig denkbaren richtigen Schluss gezogen, auf den dieses dein Lieblingssteckenpferd, diese allereinzigste, allumfassendste und allerewigste Klimakatastrophe zwangsläufig hinausläuft: Islam.
Kurz gesagt bedeutet Islam - Vorsicht Parataxe - das Ende jeglicher Form von Arschfickerei. Damit ist sicherlich zum einen ganz konkret unfruchtbares Sperma im Arsch gemeint. Aber nicht nur. Im übertragenen Sinne ist damit auch das Ende jeder unfruchtbaren Arschfickerei im ökonomischen Sinne gemeint, das Ende dessen, was bin Laden - aber du findest dieses merkwürdige Wort auch bei Pound in den Cantos - mit "usury" bezeichnet: Wucher, Zinseszins, jegliche Form des Geld aus Geld Machens (und auch die Verbindung zu Sodomie findest du schon in den Cantos). Der gesamte Finanzmarktkapitalismus ist in dieser Sichtweise schwul und die Schwulen haben eine Sexualität, die ganz ähnlich gestrickt ist wie der Turbofinanzmarktkapitalismus. (Lesben zählen hingegen nicht, weil kein Sperma verschüttet wird und auch keine Eizellen verschenkt werden, ihre Form der Liebe kann deshalb immer nur so etwas wie ein sich warm Laufen sein oder um die Analogie zur Wirtschaft fortzuspinnen: Lesben sind harmlose Kultur- oder Unterhaltungsindustrie).
Im Kern sagt bin Laden: Zur Rettung des Klimas muss alles Schwule ausgerottet werden. Nicht nur schützt der Staat Israel die Rechte der Schwulen, sondern er ist selbst schwul, ein Konstrukt eben des Finanzmarktkapitalismus. Du sagst: Es gibt nicht den Schwulen, es gibt nicht den Islam. Aber so haben eben viele Juden in den 30ern von sich und den Deutschen auch gedacht. Sie mögen sogar Recht gehabt haben, geholfen hat es ihnen nichts. Wenn es an die eigene Ausrottung geht, werden die Dinge auf einmal viel klarer und auf Nuancen oder gar logische Argumentationen kommt es gar nicht mehr an. Es ist wie mit AIDS. Natürlich war es eine schwule Krankheit und Schwulsein hat sich um dieses Virus herum neu definiert. Es ist unheimlich, dass immer noch kein Leben außerhalb der Erde gefunden wurde und es ist unheimlich wie sich immer alles um Homosexualität dreht. Aber ich finde keinen besseren Weg es zu sagen: Um die Schwulen für ihre Promiskuität zu strafen, sandte Gott - bin Laden geht in seinem Brief hierauf ja ein - zunächst das HIV-Virus, was sich aber letztlich damit abtuen ließ, dass das Virus Natur und Zufall war und eben doch nicht nur ausschließlich Schwule betraf. Als man eine Pille gegen HIV gefunden hatte, sandte Gott als nächstes die Islamisten, die sich zwar gewissermaßen auch noch als Natur und Zufall abtuen lassen, obgleich nicht mehr ganz so einfach, und die ja auch, obwohl es unheimlich ist, welche zentrale Bedeutung Arschficken für sie hat, nicht nur für Schwule ein Problem sind. Bin Laden ist tot, der Koran lebendig. Was Gott als nächstes schickt, möchte ich mir nicht ausmalen. Wir wollen beide - das ist sicherlich sehr viel wichtiger - unseren Garth Greenwell zu Ende lesen und darüber diskutieren; auf den ganzen anderen Scheiß habe ich nämlich auch keinen Bock.
Von Wohnklo zu Wohnklo,
Dein toltec