Man sagte mir, es sei Gottes Wille. Doch ich wusste: Es war auch meiner. Der Wille, das Gesetz zu vollziehen, Ordnung zu schaffen im chaotischen Sumpf menschlicher Begierden, der nach Schwefel und Eiter stank. Der Wille, das Licht zu bringen, indem man das Fleisch verbrennt. Ich war kein Priester, ich war kein Richter. Ich war das Werkzeug. Der Arm, der zerschmettert, wenn der Kopf nickt. Sie saß vor mir. Eine Frau, vielleicht vierzig Jahre alt, aber das Leben hatte ihre Haut wie Pergament gemacht. Die Schuld lag in ihrem Blick, in ihren zuckenden Fingern, die etwas nicht Greifbares hielten, vielleicht eine letzte Spur Stolz. Stolz. Eine Frau sollte den Kopf senken, vor ihrem Mann, vor Gott. Vor mir. "Gestandene Hexerei," murmelte der Bischof. Ich spürte seine Abscheu. Nicht gegen sie, sondern gegen die Notwendigkeit, hier zu sein. Seine Robe roch nach Weihrauch und feuchtem Stein. Meine dagegen roch nach Asche. Immer nach Asche. Ihr Geständnis war lang genug. Sie hatte den Teufel beschrieben wie ein Geliebter seine Braut beschreibt: die Augen glühend, die Berührung elektrisch, der Atem warm wie ein Sommerwind. Sie erzählte uns, wie sie ihm die Stirn geküsst hatte, wie sie Fleisch gegessen hatte, das nur für Tiere bestimmt war, wie sie im Wald getanzt hatte, nackt und außer sich. Es war fast ein Flüstern, aber die Worte brannten. Nicht nur in unseren Ohren, sondern in unseren Seelen. Ihre Sünde war die unsere geworden. Ich sagte nichts, als sie niedersank. Ihre Knie gaben nach, ihre Arme hingen schlaff wie gebrochene Zweige. Die Schreiber vermerkten alles: die Tränen, die Beteuerungen, das letzte Aufbäumen. "Ich habe gelogen," sagte sie irgendwann. "Nur gelogen. Er war nie da." Aber da war es schon zu spät. Ihre Seele gehörte dem Feuer, ob sie nun schrie oder sang. Am nächsten Morgen war der Platz voll. Die Menschen kamen wie Aasvögel, mit Kindern an den Händen und Broten unter den Armen. Sie wollten sehen, wie der Teufel verbrannt wurde. Sie wollten den Geruch von brennendem Fleisch mit nach Hause nehmen, wie eine Trophäe. Ich tat es nicht für sie. Ich tat es für Gott. Und vielleicht auch für mich. Ich stand nahe am Pfahl, während die Knechte sie banden. Ihre Füße zitterten, aber sie schrie nicht mehr. Ihre Lippen bewegten sich, vielleicht ein Gebet, vielleicht ein Fluch. Der Henker trat zurück, nickte mir zu. Ich hob die Fackel. Das erste Züngeln der Flammen war immer das Schlimmste. Es war ein langsames Kriechen, ein Zögern, bevor sie sich entschieden, zu beißen. Der Rauch stieg auf, dick und schwarz, und die Menge begann zu murmeln, zu flüstern, zu beten. Ihre Schreie kamen später. Erst ein Keuchen, dann ein Kreischen, das in den Himmel stieg, wo es niemand hören wollte. Der Geruch von verbrannter Haut und Haaren war so vertraut, dass ich ihn kaum bemerkte. Ich beobachtete ihre Augen, wie sie die Flammen suchten, wie sie einen Punkt fixierten, den ich nicht sehen konnte. Vielleicht war es der Himmel. Vielleicht die Hölle. Als es vorbei war, blieb nur der Pfahl, rußgeschwärzt und splittrig. Die Menge zerstreute sich langsam, wie nach einem Marktbesuch. Ich blieb stehen, sah die Asche, die Glut.