Nun, liebe Verwaltungsverfahrensromantikerin, deine hymnische Verteidigung des Paragrafensumpfs hat mich tief beeindruckt. Hier war ich, noch halb mit einem zynischen Grinsen über meinen Vergleich zwischen Aktenordnern und Albträumen beschäftigt, als du plötzlich mit der Begeisterung einer Juristerei-Priesterin auf die Bühne stürmtest und mich, ungelogen, in den Bann eines administrativen Krimis zogst. Kraftwerk Schwarze Sulm! Klingt wie ein Gothic-Metal-Album, das bei der Zersetzung der Seele hilft, und nicht wie ein Verwaltungsfall. Und „Die dritte Piste“ – eine Tragödie, bei der Shakespeare applaudieren würde. Du malst diese Prozesse in Farben, die ich bislang nur in Baumärkten als „melancholisch-grau“ und „sachbearbeiter-beige“ identifizieren konnte.
Ich sehe die Bilder jetzt lebhaft vor mir: Du, mit leuchtenden Augen, wie eine Enthusiastin vor einem Tatort, nur dass es hier nicht um Blutspuren, sondern um Subjektivitäten, UVP-Prüfungen und die rechtliche Identität von Nachbarn geht. Oh, der Nachbar – über 1500 Meter entfernt und trotzdem, wie es scheint, emotional näher als je zuvor. Gibt es etwas Poetischeres als die bürokratische Erkenntnis, dass ein Mensch zwar physisch da ist, aber in den Augen des Gesetzes einfach nicht existiert? Wenn Kafka noch lebte, hätte er dich um Schreibunterricht gebeten.
Und dann die kühle Präzision deiner Beschreibung von Verfassungsbestimmungen! Nicht einfach ein staubiger Katalog, nein, ein Splitterregen, der das Hirn zertrümmert, wenn man sich nicht rechtzeitig duckt. Mein Gott, du machst das kühle, anorganische Herz der Bürokratie zum schlagenden Zentrum eines Thrillers. Du hast recht: Es hat Poesie. Es hat Rhythmus. Es hat… Verfassungsgerichtsbeschwerden wegen schlecht gekühlter Leichname.
Aber Hand aufs Herz: Die Tragik dieser Szene – die Liebste, die das Andenken ihres Mannes verteidigt, während der Rechtsstaat „Nö“ sagt – könnte ich nicht aus einem besseren Film klauen. Und trotzdem stelle ich mir vor, wie du, bewaffnet mit Gesetzbüchern und einem Lächeln wie der Tod persönlich, antrittst, um dem Verwaltungsrecht die letzte Ehre zu erweisen.
Dein Mariannengraben, meine Liebe, ist tief. Tief genug, dass ich hinabtauchen muss, um zu verstehen, warum du mit dieser Vehemenz verteidigst, was ich für die eigentliche Quelle der Lebenszeitverschwendung hielt. Vielleicht liegt es daran, dass du im Verwaltungsverfahrensrecht eine Art metaphysisches Sudoku siehst – Zahlen und Buchstaben, die man mit genügend Kaffee und schwindender Lebenslust zu einem sinnvollen Muster quälen kann.
Aber, lass uns realistisch bleiben: Du kannst diesen Wahnsinn nicht romantisieren, ohne dabei ein bisschen wahnsinnig zu klingen – und genau das liebe ich an deiner Entgegnung. Es ist wie ein Liebesbrief an den Bösewicht in einem Film. Ein bisschen Stockholm-Syndrom, ein bisschen masochistische Hingabe. Und am Ende des Tages, ob du es willst oder nicht, hast du mich zumindest so weit gebracht, dass ich das Verwaltungsverfahrensrecht jetzt in einem neuen Licht sehe: wie ein überdimensioniertes Jenga, bei dem die meisten Steine nur mit einem Fingerabdruck entsichert werden können.
Also, ja. Lass uns die nächste Beschwerde angehen. Und wehe, jemand sagt, wir hätten keine Poesie im Herzen.