DIE WEGE
Gedicht zum Thema Verlassenheit
von hermann8332
DIE WEGE
Der Wege gibt es viele
mit unbestimmten Ziele
auf diesem Hochplateau
die sich winden in Kurven
oder sind schnurgerade
als breite Schotterpfade
vereinigen sich zu Kreisen
und kreuzen sich dort droben
auf verschiedene Weisen
Ich schritt mit meinem
Hund dahin, mit heiterem
gelassenen Sinn
und war glücklich und froh
Es sind Schotterwege
ehemals Panzerstraßen
die wir zügig durchmaßen
die den Berg überzogen
und um ihn herum sich bogen
doch stets zusammenführten
durchschnitten von Tangenten
welche plötzlich enden
irgendwo im Nirgendwo
Wir folgten
einem solchen Weg
einer Sackgasse gleich
bis hin zu seinem Ende
an einem Waldgelände
Ich schritt rüstig aus
Mein Hund war mir
wie stets voraus
Aber er kam immer zurück
warf auf mich einen kurzen
Blick ...
… und stürmte dann
wieder voran ...
auf seiner Zickzack- Bahn
Die Richtung behielt er bei
Deshalb war es mir einerlei
wenn ich ihn oft nicht sah
Ich wußte er war da …
Das dichte Waldgestrüpp
am Ende dieses Weges
würde er nicht durchqueren
und dann zurückkehren
Doch das tat er nicht
und er blieb verschwunden
Ich suchte ihn am Waldrand
und hab ihn nicht gefunden
Als ich den Wald betrat
da sah ich einen frischen Pfad
der sich durchs Gebüsch wand,
wo er mir kam ab hand
Ich folgte diesem Durchlaß
bis ich auf eine Wiese kam
die sich vor mir erstreckte
und vollkommen leer war
und weitläufig und sehr sehr groß
vom Gras bewachsen bloß
Ich ihn nirgends entdeckte
Sie lag vor mir so öd und weit
so ungeheuer lang und breit
daß mich durchfuhr ein Schreck
Hatte er sie durcheilt
und war für immer weg ?
Ich stand und stand
und schaute konsterniert
und war ziemlich schockiert
und schaute unverwandt
auf diese leere Fläche
und schrie nach ihm
sinnlos in den Wind
Fast hätte ich geweint
wie ein kleines Kind
Sollte ich stehen bleiben ?
Ihn suchen querfeldein ?
Oder zurücklaufen
und zum Auto gehen
und hoffen , ihn dann dort
zu sehen ?
Ich betrat diese Wiese
doch orientierungslos
Sie war ganz flach
und öd und sie war
riesengroß …
Und ich fühlte mich
einsam und allein
wie noch nie im Leben
ich hab es je erfahren
in all den vielen Jahren
Lief herum in der Runde
mehr als eine Stunde
und rief seinen Namen
Das Schicksal hatte
kein Erbarmen
Ich gab schließlich auf
und wechselte die Richtung
war schlapp
und nicht gut drauf
Erreichte eine Lichtung
die ein schlammiger Weg
durchquerte
mit einer gut sichtbaren
Hundefährte
Aber es war nicht seine …
sondern irgendeine …
Ich betete darum
er fände meine Spur
und käme zu mir zurück,
befreit mich vom Unglück
Doch alles war vergebens:
wohin ich mich auch wandte
ob ich stand oder ging
ob ich lief oder rannte
ob ich stumm blieb
oder schrie
oder ob ich lauschte …
Nur der kalte Wind
in den Wipfeln rauschte …
Mein Herz es klopfte laut ….
Warum nur , warum
war ich so sorglos gewesen
und hatte ihm vertraut
und so naiv darauf gebaut
daß er mich stets findet
dann wenn er mich sucht ?
Ich haderte mit mir
und hab mich selbst verflucht
Und ging zurück zum Wagen
und verlief mich dabei
und lief verschiedene Wege
und lief sogar im Kreis
und irgendwohin
wohin,
das ich nun
nicht mehr weiß
und wußte nicht mehr
wo ich war
Diese ganze Umgebung
wurde mir plötzlich
seltsam fremd
und erschien mir sonderbar
als wäre ich nicht mehr
auf der Welt
In diesem unwirklichen Moment
hat es leise und dezent
hinter mir ganz nah gebellt
und als ich mich umdrehte
da war die Welt wieder im Lot
und ich lebte wieder
und war nicht mehr tot
wie ein wandelnder Leichnam
der einem Zombie gleichkam
gesteuert von einer bösen Macht
und Kraft
welche das Übel
in die Welt schafft
Ich hatte ins Leben
zurückgefunden
auf dem richtigen Weg
fernab von den üblichen anderen
die wir so of durchwanderten
so daß mein Hund mich fand
Er leckte mir die Hand …
und wir schrtten wohlgemut
auf dem Schotterweg dahin
mit frohem Herzen und heiterem
Sinn ...
Diese geraden Wege
die im Nichts dort enden
lief ich mit ihm nie mehr
Auch die weite Wiese
so weit so groß und leer
die mich vereinsamt hat
sie mied ich seither
Ich nahm nur noch die Wege
die mich nicht betrogen
nasführten und belogen
sondern im Kreis und Bogen
uns beide zurückführen :
damit wir uns nicht
verlieren
Der Wege gibt es viele
mit unbestimmten Ziele
Manche enden blind
und führen in Sackgassen
Dann stehen wir einsam da
alleine und verlassen …