Camargue? Vielleicht…

Monolog zum Thema Angst

von  lugarex

Albtraum am Bahnhof


Plötzlich war ich in der seltsamen Bahnhofshalle, die einer leeren Konzertsaal glich. Ich wühlte in meinem Gepäck und fand eine andere Tasche. Gewohnter Griff und ich wusste sofort, dass ich eine Flasche Wacholderschnaps in der Hand hielt. Das Gefühlsvermögen, der Gefühlssinn dauern wohl ewig. Besonders wenn die Sache irgendwie typisch – wie es bei Borowitzka der Fall ist – geformt ist. Da überkam mir Angst.


Woher der Mann auftauchte, blieb schleierhaft. Wenigstens das Szenario des Traumes – es muss doch Traum gewesen sein – schrieb nichts davon. Er war sehr hilfsbereit und bot UNS an, in die Stadt zu fahren. Da ich die Stadt sehr gut kenne, bat ich in der Altstadt, hinter dem Bahnhof zu halten. Dort, wo die  Drögeler ihre Geschäfte abwickeln. Mit der Flasche fühlte ich mich wie ein zugehöriges Mitglied.


Flasche und Zigaretten versorgte ich in einem Schliessfach. Die Angst blieb. Ähnlich dem, die man beim Grenzübertritt hat, obwohl er nichts zu befürchten hat. Ich musste weiter, wohin, das habe ich nicht geahnt. Camargue, fiel mir spontan ein. Gut zehn Stunden Bahn.

Wieso gerade dort? Weil ich im Traum schlecht französisch sprach und das Wort mit einem Grusel verwechselt habe? Was fürchtete ich in Camargue? Die freilaufenden, frei weidende, frei fressenden Pferde, die Salinas, die wunderschöne Badestrände, die Plage de la Courbe, die schönen Kurven der Französinnen?


Irgendetwas war da vorhanden, nur ich wusste nicht was! Ich baumelte weiter durch die total leere Stadt. Langsam bereue ich meinen Entschluss, den Alkohol im Schließfach zu verbannen. Gut, ich habe schon über neun Jahre nichts Alkoholisches getrunken, aber diese Nacht hätte ich es gern gebrochen! Zigaretten, die ich auch nicht mehr kannte, wozu die da sind, fragte ich mich manchmal, aber jetzt, jetzt wusste ich einen tiefen Schluck zu schätzen.


Hätte ich wenigstens Wodka da, die stinkt angeblich nicht. Ob es tatsächlich stimmt? So habe ich meine momentanen Sehnsüchte definitiv begraben, wozu sie provozieren, sie macht alles für mich.


Mit diesem Bewusstsein stieg ich im nächsten Zug nach nirgendwo… 







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Kommentare zu diesem Text

hehnerdreck (67)
(04.07.25, 15:10)
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 lugarex meinte dazu am 05.07.25 um 07:45:
Wie immer - Fussdistanz...

 AchterZwerg (05.07.25, 07:10)
Die Konfrontationstherapie gilt als eine der schwersten im Alkoholentzug. - Selbst wenn sie, wie hier, nur im Traum stattfindet.

Andererseits lässt sich ein so kleiner Schlüssel leicht verlieren ... ein Superbild übrigens.  <3
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