Herzschläge der Unendlichkeit

Text

von  Drita


Geburt geschieht nicht nur einmal. Sie ist ein fortwährender Prozess, eine Erfahrung, die uns begleitet und immer wieder neu belebt. Jedes Erwachen nach einer schweren Nacht, jedes Licht, das wir dort sehen, wo zuvor Dunkelheit war, jedes Vergeben oder Vergebenwerden – all das ist eine neue Geburt.
Wer versteht, dass Geburt kein einmaliges Ereignis ist, sondern ein unendlicher Zyklus, fürchtet das Ende nicht. Denn das Ende ist immer nur die Schwelle zu einem neuen Anfang.

Das Leben ist keine gerade Linie, sondern ein Kreis, der zu sich selbst zurückkehrt. Unser Alltag – Arbeit, Worte, Begegnungen – ist voller kleiner Geburten. Jede erfüllte Aufgabe, jedes ehrliche Gespräch lässt uns neu entstehen.
Das Leben schenkt uns nicht immer das, was wir suchen, doch es schenkt uns immer eine Chance: uns selbst neu zu entdecken, uns selbst wieder zu erwecken. In den kleinen Dingen liegt die wahre Größe – man muss nur hinschauen.

Schmerz erscheint oft wie Tod. Doch in Wahrheit ist er die Tür zu einer neuen Geburt. Wer gelitten hat, kehrt nie wieder derselbe zurück. Tiefgründiger, wahrhaftiger, lebendiger – so formt uns der Schmerz.
Er entkleidet uns von Illusionen und zeigt uns, was wir lange nicht sehen oder akzeptieren wollten. Er brennt, doch nach diesem Brennen tritt die Essenz unserer Seele hervor. Schmerz ist nicht nur Wunde – er ist der fruchtbare Boden, auf dem neues Bewusstsein wächst.

Freude hingegen lässt sich nicht erzwingen. Sie kommt unvermittelt, wie ein Blitz, der die Dunkelheit erhellt. Das Wunderbare an ihr ist, dass sie sich nicht kontrollieren lässt. Sie ist Atem, Geschenk, Licht.
Jedes echte Lächeln, jeder einfache Moment, der das Herz erfüllt, ist eine Geburt. Freude ist kein Luxus – sie ist der Beweis dafür, dass das Leben sich immer wieder selbst erneuern kann.

Tod ist kein Ende. Er ist Übergang, Stille, die eine neue Geburt vorbereitet – in einer Form, die wir nicht sehen.
Für diejenigen, die uns verlassen, lebt die Geburt weiter in Erinnerung, Spuren, Liebe. Für die, die bleiben, lehrt der Tod, die Gegenwart zu schätzen und die Zeit bewusst zu nutzen. Wer ihn akzeptiert, wird erneut geboren – reifer, klarer, weiser.

Liebe schließlich ist die höchste Form der Geburt. Sie entsteht nicht nur beim ersten Erleben, sondern wird immer wieder neu geboren: wenn wir sie nähren, wenn wir vergeben, wenn wir unser Herz öffnen – selbst in Angst.
Liebe macht die Geburt unendlich. Sie gibt Schmerz Bedeutung, Licht dem Leben, Frieden dem Tod. Ohne Liebe wäre Geburt bloße Biologie.



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