Mutter schenkte ein Gedicht

Gedicht zum Thema Orientierung

von  S4SCH4

Lauf und Lauf der Welt entgegen

Bleib so Bleib in ihr geborgen

Für alle Menschheitsträume

Wird der Menschentraum bewacht

 

Ruhig wacht´s sich über´s Atemlose

Zum Sterben erzogenes Leid

Zum Hass gewürgtes Fleckchen Erde

Blau angelaufen schreit´s so stumm: bereit!

 

Wie vergessene Alptraume

Rabenmutter will ein Rabenmutter sein in ihrem Baume

Der streicht und tilgt das Nest

Dann etwas fliegt in schwarz und dunkel - als er´s verlässt

 

Lauf und Lauf der Welt entgegen

Bleib so Bleib in ihr geborgen

Für alle Menschheitsträume

Wird der Menschentraum bewacht

 

Der im Fieber Peng-Pong schlägt und drückt 

Wo die Wand um Wände zu nahe rückt

Wenn Beine brütend an der Decke geh´n

Und gewitzte Messer dort um die Ecke steh´n

 

Unvollendet schweigen Waffen

Das Gute möchte Gutes kenn´

Doch unvollendet tragen Waffen

Ihr Zielfernrohr und das tut brenn´

 

Als immer wachend, als ein Auge

Und wohin es schaut, es traut

Jedem zu, beschossen zu werden

Oder ruft es doch: "Nein, sieh! Wer (ist es) denn?"



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Kommentare zu diesem Text


 Saira (02.11.25, 10:16)
Dieses Gedicht wirkt für mich wie ein kurzer Moment der Stille nach all der inneren Lautstärke zuvor, wie ein Atemholen mitten im Chaos.
Es scheint, als spräche hier eine andere, sanftere Stimme. Doch auch sie weiß schon, dass ihre Beschwörung nichts mehr retten kann.
Der Refrain „Lauf und Lauf der Welt entgegen / Bleib so, bleib in ihr geborgen“ klingt wie ein Gebet, das sich an eine Welt richtet, die längst aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Ich finde spannend, dass du mit „Mutter“ nicht einfach eine Figur, sondern eine Kraft einführst – eine Art Gegenpol zu all dem Zorn und der Zerrüttung.
Sie steht für Ursprung, Fürsorge, vielleicht auch für die Sehnsucht nach Sinn.
Doch die Welt, in der sie spricht, ist zerbrochen.
Ihre Verse tragen Zärtlichkeit in sich, aber sie zittern bereits, als wüssten sie, dass niemand mehr antwortet wird.

Die Wiederholungen im Text wirken wie ein Versuch, Ordnung zurückzuholen … ein Mantra gegen den Verlust.
Doch die Bilder reißen diese Ordnung immer wieder auf:
„Zum Hass gewürgtes Fleckchen Erde“ oder „unvollendet schweigen Waffen“ – das sind Zeilen, die weh tun, weil sie zeigen, wie tief die Zerstörung schon in Sprache und Denken eingesickert ist.

Sehr stark finde ich auch, dass du mit Klängen spielst – „Peng-Pong“ statt Ping-Pong – das ist mehr als ein Versprecher: Es ist ein Laut, der nach Krankheit klingt, nach Fieber, nach einer Sprache, die schon nicht mehr klar sprechen kann.

 S4SCH4 meinte dazu am 02.11.25 um 14:04:
Morgenmann kehrt ein. Flüchtet. Zur Mutter. Zum Trost … es scheint für ihn gelaufen zu sein.
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