Mit zunehmenden Alter war auch sein Ekel vor den Menschen gewachsen, die ihm jetzt häufig nur noch wie Vieh erschienen; gedanken- und persönlichkeitslose Fleischmassen, die sich lediglich noch in dem Ausmaß ihrer Primitivität voneinander unterschieden, die sie so routiniert in der Öffentlichkeit zur Schau stellten. So saß er in den überfüllten Straßenbahnen seiner Zeit und betrachtete sie zuweilen aus dem Augenwinkel, wie sie in die Bahn schwappten, wie sie sich umsahen, wie sie versuchten, den besten Platz für sich selbst zu ergattern und dann sofort, sobald der Körper einen Halt gefunden hatte, auf ihr Smartphone starrten, mit dem Daumen und den Fingernägeln über das Display fuhren und starrten, starrten, starrten, sich versenkten, von einem Inhalt zum anderen sprangen und sich lächelnd in die sabbernde Unendlichkeit scrollten, ab und zu einmal gehetzt aufblickten und sonst ganz und gar in dem kleinen Gerät gefangen waren, das wie ein antiintellektuelles Biozid jeden eigenen Gedanken in ihnen so nachhaltig abtötete, dass ihre Augen diesen stumpfen Glanz bekamen, der sie so ununterscheidbar und dabei hässlich machte. Selbst die Kinder boten dabei keine Ausnahme, sie füllten die Lücken zwischen den Erwachsenen und waren dabei ganz wie sie, versunken und gefangen in einer kleinen, dummen Welt, in der Daten und Algorithmen ihnen das Gefühl gaben, etwas ganz Besonderes zu sein. Was nur, fragte er sich manchmal in solchen Momenten schonungslos, was soll nur aus dem Menschen werden?