Der Rentner

Gedicht zum Thema Erwartung

von  HEMM

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Laung hob i gwort, jetzt is endlich so weit,
ob morgen bin i a Rentner und hob vü Zeit.
Bis heit hob i mi obkezt, stressig wors immer,
morgen setz i mi gmiatlich zum Frühstück ins Zimmer,
los die Fiaß obahengea und durs net bewegn,
ob morgen beginnt für mi a neichs Lebn.

Bis jetzt wor i a Portier in aner großen Firma,
aufmerksaum, streng und korreckt wor i immer.
Der erste der um ochte kumma is in den Betrieb,
wor unser Chef, sehr aungesehen und auch beliebt,
danoch san die Leit kumma, die bei uns orbeiten,
genau kontrolliert und notiert hob i ernare Zeiten.

In a Buach eitrogn jede fremde Person,
oba a Vertreter wor, den Postla oda die Spedition.
Um fünfe am Obend worn olle daun draußn,
des Licht odraht, des Tor zuagsperrt von außn,
bin i hamgforn und hob mi zum Fernseher gsetzt,
bis mei Frau gschrien hot: kumm Essen jetzt.

Heit steh i do und wort schon auf morgen,
san endlich vorbei die Arbeitsstress-Sorgen.
Wia i so dosteh, siach i am Kastl an Zettl liegn
do hot ma mei Frau wos aufegschriebn.
Morgen um sechse gehst mit´n Hund auf die Gossn,
hoist die Müch vom Greissla am End von der Stroßn

Geh schnö wieda ham, es kummt der Mistküblwogn
und vurher muasst die Mistkübln vor´s Haustor trogn,
daunn mochst da an Kaffee und gibst den Hund a Fressn,
oba beeil di sonst kummst spät in die Messn,
kummst daunn aus der Kirchn wieder ham,
ramst des Wohnzimma und die Kuchl zaum.

Moch ma beim owoschn kans von die Glasln hin,
nocha steckst die Wäsch in die Woschmaschin.
Jetzt wirds daunn Zeit das´t  zum Bus obe gehst,
der di in die Stadt bringt, kumm jo net zu spät,
kaufst olles wos hinten am Zettl aufgeschrieben,
dei Mittogsschlaferl muast auf morgen verschieben

Kummst mit´n  Bus noch Haus, durst gschwind Rosnmähn,
die Heckn kaunst a no schneiden, durs net übersehn.
Die Katz braucht ihr Milch, du koch da a Suppn,
dast net zvü Speck aunsetzt, hockst des Hoitz im Schuppn,
geh nur net ins Gosthaus, bleib liaba zu Haus,
sonst gibst ma zvü Göd für die Sauferei aus.

Du bist jetzt a Rentner, muast die schonen und sporn,
sunst kema net mit die Enkerln noch Rimini fohrn.
I bin a bor Tog bei meina Freindin in Wien,
im Ladl liegt für jeden Tog wos ztuan is, an Zettl drin.
Is des mei Rentn, mei neichs Lebn, daunn verzicht i drauf,
geh liaba orbeitn und steh wie gwohnt um siebane auf.

Helmut Maier Moir© Mai 2002

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Kommentare zu diesem Text

StupifiedMurphy (21)
(12.12.05)
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 HEMM meinte dazu am 12.12.05:
Hallo StupifiedMurphy, ich freue mich über dein Kommentar und ich freue mich, dass Texte auch als Hörtexte bei KV möglich sind. Ich selbst habe so manchen Text erst als Hörtext richtig verstanden. LG HEMM
Versi (25)
(23.12.05)
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 HEMM antwortete darauf am 24.12.05:
Danke Versi für deinen netten Kommentar. Bezüglich Mundart, dass können auch viele Österreicher nicht lesen und darum sende ich gerne Hörtexte mit. WAR OFT IN BERLIN UND ICH GRÜSSE DICH UND DEINE LIEBEN UND GANZ BERLIN FROHE WEIHNACHTEN HEMM
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