Im Aquarium

Kurzprosa zum Thema Alleinsein

von  Triton

Er fühlt sich wie ein kleiner Fisch, der in einem recht großen Aquarium lebt. Es ist schön dort, wohlig eingerichtet, die Pumpe und die Heizung arbeiten zwar ein wenig ungleichmäßig, aber sie haben bisher noch nie ihren Dienst versagt. Somit ist für seine Grundbedürfnisse gesorgt, auch das Futter ist regelmäßig und ausreichend, sogar abwechslungsreich.
Sein Aquarium ist so groß, dass er es nicht vollständig überblicken kann, es gibt vieles darin, verworrene Pflanzen, kleine Gebilde, die Nischen und Verstecke bieten, er kennt sie alle und doch wird es nie langweilig, darin auf Streifzug zu gehen.
Auch andere Fische gibt es hier, in seinem Aquarium, Fische anderer Art, in anderem Aussehen, anderen Farben und einige auch etwas größer oder kleiner. Manche von ihnen haben schon ihre Eigenheiten, so wie er selbst auch, aber im Großen und Ganzen gibt es keine Schwierigkeiten. Einige von ihnen dulden ihn, andere ignorieren ihn, hin und wieder wird er auch mal gejagt oder vertrieben. So ist das nun mal im Leben.
Aber etwas unterscheidet sein Dasein dennoch von dem der anderen - denn er ist allein, der Einzige seiner Art in diesem Aquarium. Die anderen Fische leben hier in kleinem Schwarm oder Familienverband, zumindest jedoch als Paar.
Früher war das auch für ihn einmal anders, da gab es einige Paare seiner Art, doch das ist nun schon einige Zeit her, sie verschwanden nach und nach, doch es kam keiner mehr hinzu.
Oder könnte es sein, dass hier irgendwo doch noch einer von ihnen lebt? Das Aquarium ist groß, er kann nicht ständig überall sein. Vielleicht, gibt es hier noch irgendwo einen wie ihn selbst, und sie sind sich nur schon lange nicht mehr begegnet, verfehlen sich immer wieder auf ihrer Suche. Während er hier ist, könnte der Artgenosse dort drüben sein, oder in einer der Nischen oder Verstecke, vielleicht auch irgendwo zwischen den Pflanzen, in denen man sich gut verbergen kann wenn man will.

So wird er also weiterhin durch sein Aquarium streifen, die Illusion aufrechterhaltend, irgendwann doch einmal auf - vielleicht sogar eine Artgenossin zu treffen, die hier irgendwo sein könnte, NEIN, sein MUSS.

Irgendwann wird er ihr begegnen, falls seine Zeit nicht zuvor abläuft ....

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Kommentare zu diesem Text

daniela (39)
(03.12.05)
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 Triton meinte dazu am 06.12.05:
Es freut mich, daß er Dir gefällt.
Mir selbst erscheint er recht kompakt für die Menge an Aussagen, die ich darin unterbringen konnte. Wiederhole ich mich wirklich? Vielleicht interpretieren wir nur etwas unterschiedlich. Aber das ist durchaus gewollt. Danke und LG, Triton
Wind (99)
(03.12.05)
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 Triton antwortete darauf am 06.12.05:
Soweit hast Du alles richtig erkannt, aber wenn ich Deinem Wunsch nachkomme, wird der Text seinen eigentlichen Charakter verlieren. Ihn auszuweiten hieße, etwas ganz anderes daraus zu machen. Momentan habe ich keine wirkliche Idee, aber falls mir etwas einfällt, warum nicht noch einen zweiten daraus entwickeln. Danke und LG, Triton
orsoy (44)
(03.12.05)
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 Triton schrieb daraufhin am 06.12.05:
Vielleicht nicht ganz `ne Fabel, aber in der Tat konnte ich in dem Text ausnehmend viel Hintergründiges verstecken. Teils offensichtlich, teils weniger. Freut mich, daß er Dir gefällt, danke. LG Triton
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