Christmas is coming, the goose is getting fat...

Text zum Thema Weihnachtsgeschichte

von  Bellis

Ein Kollege erzählte mir neulich von der Terminplanung seiner Familie zum Weihnachtsfest, die ähnlich problematisch scheint wie bei meiner Familie.
Da er mit seiner Freundin und seinen zwei kleinen Kids im gleichen Ort wie ihre (sogar im Haus gegenüber!) lebt, seine Eltern jedoch „ein paar Städte weiter“ wohnen, fand er es am einfachsten, wenn seine Eltern zu Heiligabend anreisen und am ersten Feiertag nach einem festlichen Essen im Restaurant wieder abhauen und ihre Eltern am zweiten Feiertag besucht werden.
Es war schon alles mit der gesamten Familie geplant und abgesprochen, da kam seine Schwiegermutter in spe ganz aufgeregt zu ihm und meinte: „Wir können am zweiten Weihnachtsfeiertag keine Gans machen, die schaffen wir doch gar nicht!“
„Hä?“ Mein Kollege verstand das Problem nicht. „Wie jetzt? Ich denke, wir sind am 26. zu euch eingeladen, da schaffen wir doch allerhand.“
„Ja, klar. Aber trotzdem bleibt doch da so viel Gans übrig und am 27. ist doch kein Feiertag mehr...“
„Hä?“ Der Mann verstand das Problem immer noch nicht. „Für euch ist doch jeden Tag Feiertag, ihr seid doch Rentner, ihr könnt doch die Reste am nächsten Tag vertilgen.“
„Nein, das geht nicht.“ sagte seine Schwiegermutter sehr bestimmt. „Wenn kein Feiertag ist, kann man doch nicht einen Festtagsbraten essen.“
Mein Kollege rollte schon innerlich mit den Augen und meinte: „Na, dann machst Du die Gans schon am 25. und stellst am 26. die Reste auf den Tisch, die reichen dann immer noch für uns alle...“
„Nein, das geht auch nicht.“ Seine Schwiegermutter war immer noch sehr energisch. „Ich kann doch keine angenagte Gans auf den Tisch stellen.“
Der Kollege rollte jetzt wirklich mit den Augen. Er begriff jetzt, worauf sie hinauswollte: Er sollte seine Eltern „umladen“, also für den zweiten Feiertag einladen, damit er und seine Familie am ersten Feiertag bei den Schwiegereltern zum Essen kommen und die Schwiegereltern am zweiten Feiertag die ganz(s)en Festtagsbratenreste auffuttern konnten. Weil man so einen Festtagsbraten ja nicht nach Weihnachten essen darf.
„Mach halt am ersten Feiertag nur was leichtes.“ riet er der Schwiegermutter gehässig. „Suppe oder Nudeln oder Bratwurst oder so. Dann habt ihr am zweiten Feiertag so viel Hunger, dass ihr die Gans schafft.“
Seine Schwiegermutter glaubte an den Ernst seines Vorschlags. „Na, das geht doch erst recht nicht! Es ist doch Weihnachten, da muss ich doch was Besonderes kochen!“
Mein Kollege winkte ab und ließ sie stehen. Die Terminplanung übrigens auch. Die werden die Gans schon essen, egal wann! Darf doch nichts umkommen!

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Lebenslust (63)
(23.12.05)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram