Gegenschlag

Verstand vs. Irrsinn


Eine archivierte Kolumne von  Melodia

Dienstag, 10. Juli 2012, 20:55
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Verbindung wurde getrennt

Was wären wir in unserem heutigen Informations- und Kommunikationszeitalter nur ohne das Internet? Egal ob privat, bei der Arbeit, für das Studium und mittlerweile auch auf Reisen, ist die Verbindung zum Äther stets mit dabei oder zumindest möglich. Ohne Internet auch kein KV, ohne KV würde vermutlich nur eine Handvoll Menschen diesen Text lesen und ich könnte mir vermutlich die Mühe sparen. Ohne das Internet wären wir heute einfach nicht mehr lebensfähig.

Das Problem ist, dass das die Anbieter ebenfalls wissen. Die wären nämlich ohne uns, den Nutzern und Verbrauchern auch nicht mehr überlebensfähig. Allerdings scheint es fast so, als ob wir abhängiger wären. Zumindest erhält man diesen Eindruck, wenn man sich mit Angeboten, Preisen, Dienstleistungen und dem Servicepersonal des jeweiligen Providers auseinandersetzen muss. Und das ist bei Leibe eher selten ein Vergnügen.

Gehen wir also am besten mal die Anbieter durch, mit denen ich bereits zu tun hatte, teils unfreiwillig. Beginnen wir mit dem (ehemals staatlichen) Klassiker, t-Online.
Das war der erste Anbieter bei dem ich je war, was nicht allzu sehr verwundert, da ich damals noch in einer eher ländlicheren Gegend gewohnt habe und es nur das T gab! Da braucht man sich trotz Marktregulierung keine Sorgen um Konkurrenz machen. Auch über den Preis braucht kann dann nicht klagen, denn was will man sonst nehmen? Praktisch. Richtig störend war es, dass ich zur Beantragung und bei anderen Notwendigkeiten immer extra in die 40km entfernte Stadt fahren musste, da es im Kaff keine Zweigstelle gab. Ist ja auch nicht wichtig, wenn man alleine für das Internet einer knapp 12.000 Menschen zählenden Stadt ist.

Man muss allerdings festhalten, dass ich selten bis nie Probleme hatte. Soweit ich mich erinnern kann, fiel nur ein einziges Mal, für knapp drei Stunden, das Internet aus und als ich nach einem Kurzurlaub zurück kam, lag in meinem Briefkasten eine Kündigungsbestätigung, von der keiner wusste, woher sie kam. Ich musste nur kurz anrufen und keine 30 Minuten später lief wieder alles. Fand ich damals schon faszinierend, wie schnell die Probleme beheben können, wenn sie dadurch Kunden und Geld sichern.

Der zweite Provider mit dem ich es zu tun bekam war 1&1. Und die Geschichte grenzt schon an Slapstick, auch wenn es dazu Hilfe eines anderen ehemaligen staatlichen Unternehmens gab.
Meine Eltern wollten sich vor geraumer Zeit auch endlich einen Internetzugang anschaffen. Da war recht praktisch, dass zum selben Zeitpunkt eine nette Dame von 1&1 anrief, um meinen Eltern einen eben solchen anzudrehen. Ihr merkt vielleicht schon, dass ich/wir auch nicht ganz naiv waren. Jedenfalls meinte mein Vater, dass ich mich der Angelegenheit annehmen solle, da er nichts von all dem Fachchinesisch verstehe. Also klärte ich tags drauf, beim erneuten Anruf, die Bedingungen mit der Dame. Da außer mir aber niemand zuhause war, musste ich meine Kontonummer angeben, bei gleichzeitiger Anschrift meiner Eltern. Ich frage mich bis heute, ob das überhaupt gesetzlich erlaubt ist. Aber wie gesagt, naiv.

Das Paket kam und mein Vater hatte es sich anders überlegt. Daraufhin schickte er die Sendung zurück, inklusive Brief mit Begründung, an die ich mich im Detail nicht mehr erinnere. Damit schien die Geschichte erledigt zu sein. Aber man hätte es erahnen können, dass es noch mal Ärger geben würde. Ein halbes Jahr später, erreichte meine Eltern ein Brief für mich, indem 1&1 verlangte, dass ich die Kosten der letzten sechs Monate begleiche.
Also rief ich an, erklärte alles und sagte auch, dass sie ja einsehen könnten, dass der Internetzugang nie benutzt wurde! Mir wurde nur gesagt, dass das Paket zwar zurückgeschickt worden war, aber mit dem Brief wohl etwas nicht gestimmt habe und sie wieder an meine Eltern gesandt hätten. Nur kam es bei ihnen nie an! Und was mit dem Ablehnungsbrief nicht gestimmt haben soll, kam auch nie raus. Darauf folgte ein langes hin und her, inklusive Anwalt und Inkassobüroandrohungen. Insgesamt ging das über ein Jahr so. Weil man ja sonst keine Sorgen hat und seine Zeit nicht besser nutzen könnte.
Irgendwann war es soweit, dass wir den Nachweis anforderten, die angebliche Unterschrift eines unserer Familienmitglieder bei der zweiten Postzustellung einsehen zu dürfen. Abgesehen davon, dass sowohl mein Vater als auch meine Mutter morgens nie daheim waren und ich nicht dort lebte, bleiben dafür ohnehin nur meine Brüder übrig. Von denen damals keiner volljährig war. Aber versucht das mal den Leuten da klar zu machen! Wie sich herausstellte, war die Unterschrift gefälscht, womit sich nur zwei Möglichkeiten ergaben: Entweder der Postbote hatte die sie nachgeahmt und das Paket selbst eingesteckt, oder der Postbote hatte sie nachgeahmt und weil er niemanden vorfand, die Zusendung in einer Erleuchtung vor die Tür gelegt, worauf hin sich ein weiteres Genie beim vorbeigehen gedacht haben muss, ein Router gratis nehme ich mit! In dem Kaff waren jedenfalls nur Geistesheroen unterwegs, mich leider teils eingeschlossen.

Bleibt als letztes Alice übrig. Bei denen ich auch noch immer bin, allerdings nicht aus Überzeugung, sondern aus Mangel an Alternativen und einem Vertrag. Es fing damit an, dass meine jetzige Verlobte einen neuen Internetprovider suchte und Alice bot sich an, da man jeden Monat kündigen durfte. Man kann ja nie wissen. Unerfreulicherweise weiß man tatsächlich selten was mit solchen Anbietern alles passieren kann. Sie schloss also einen Flatratevertrag ab. Zumindest dachte die das. Entweder ist sie beim Onlineantrag mit der Maus verrutscht, was ich eher nicht glaube, da ich daneben saß und kontrolliert habe, oder es wurde vertauscht, verwechselt, verändert. Das wir diese Umstand erst ein halbes Jahr nach dem Zusammenziehen bemerkten lag daran, dass meine Verlobte sehr, sehr selten surfte und die Kosten daher nie Basiskosten überschritten hatten. Bis ich mit in den Haushalt kam.
Aber nicht, dass die Damen und Herren von Alice auf die Idee gekommen wären, uns nach spätestens dem ersten richtig teuren Monat darauf aufmerksam zu machen. Nein. Sie schickten nicht einmal mehr die Rechnungen und hoben das Geld vom Konto ab. Wir waren schon recht verdutzt, aber dachten, man hätte uns vergessen. Wenn man zum ersten Mal glaubt, auf der Gewinnerseite zu stehen, möchte man das auch auskosten! Doch meine Erfahrungen hätten mir eine Lehre sein sollen! Wie schon bei 1&1 folgte auch hier erst nach sechs Monaten eine Rechnung über eine astronomische Summe, von der wir nicht wussten, woher sie herrühren sollte.
Natürlich sah sich niemand bei dem Betreiber für einen Fehler verantwortlich und selbst auf ein Bittschreiben hin, die Kosten wenigstens zu reduzieren wurde nicht eingegangen. Wir bissen in den faulen Apfel. Doch dann begannen die nächsten Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass die Gesamtgeschwindigkeit des Internets sich gefühlt immer mehr dem Stillstand nähert, ist die Kundenbetreuung nahezu inexistent. Letzten Winter begann dann noch das Problem mit der Stabilität. Eine Woche lang wählte sich der Router im zehn Minutentakt aus und wieder ein. Das Telefon starb dann auch jedes Mal ab, so dass ich vom Handy aus in die Warteschleife der Hotline landete, um mir anhören zu müssen, dass die Kälte schuld daran ist, dass die Leitungen instabil sind. Ja ne, ist klar!
Amüsant war dann allerdings die Tatsache, dass ich mir im Juli durch das Telefon anhören musste, wie eine weitere Fachkraft mir versuchte zu erklären, dass die große Hitze für das Problem verantwortlich sei. Ich musste daraufhin unweigerlich den Kollegen fragen, ob sie ihre Server zufällig in einer Wellblechhütte lagern?
Interessant war auch die Aussage des Kundenbetreuers, dass bei ihm am Rechner alles in Ordnung sei und wir volle Stabilität und Leistung hätten. Ich habe ihn darauf hin zu uns eingeladen, aber vorbei kam bisher noch niemand. Als ob ich mir die Schwierigkeiten nur ausgedacht hätte!

Bisher hat sich auch nichts verbessert, aber ich rufe auch nicht mehr an. Aus zwei Gründen. Erstens habe ich nur wenig Lust mir weiterhin stupide Ausflüchte anhören zu müssen und zweitens wurde mir zugetragen, dass die Damen und Herren des Providers am Telefon von ihrem PC aus in der Lage sind, die Internetgeschwindigkeit zu drosseln. Also frei nach dem Prinzip: Nerv mich und du wirst es bereuen! Ja Alice, ich weiß Bescheid!

Hier in Baden-Württemberg gibt es noch Kabel BW, dass letztes Jahr von einer US-Firma aufgekauft wurde und Anfang des Monats mit Unitymedia, Kabelnetzbetreiber in den Ländern Nordrhein-Westfalen und Hessen, fusioniert wurde. Aber es fehlen mir Informationen, um darüber schreiben und urteilen zu können.

Angesichts dieses Elends ist es eigentlich ein Wunder, dass wir alle regelmäßig auf KV sein können! Wenn sie dich mal am Wickel haben, wird bekommt man nichts mehr gratis, keine Boni noch sonst irgendwas. Davor locken sie mit allerlei Wunderwerk.

Die Geldmaschinerie läuft mit einem Breitbandanschluss auf Hochtouren und verbindet sich mit dem Geldbeutel der Kunden. Bis sie leer sind.

Bleibt bitte dennoch alle hier!

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (11.07.12)
"meine jetzige Verlobte"

Soso. Und was für einen Internetanschluss hatte Deine frühere Verlobte? Deine zukünftige Verlobte will vielleicht einen anderen Provider. Meine jetzige Oma hat mal zu mir gesagt, ich solle genau prüfen, bevor ich mich für ewig binde und mein jetziger Opa hat säuerlich geguckt. Frühere Geschwister von mir hatten jahrelang eine Mailadresse für alle ihren damaligen jetzigen Familienmitglieder, das finde ich gruselig.

 Melodia (11.07.12)
dein jetziger kommentar ist im vergleich zu all deinen vorherigen nicht minder unnötig...

damals war sie nicht meine verlobte... ich weiß also nicht, was daran semantisch falsch sein soll.

 Dieter_Rotmund (12.07.12)
Ach komm, Melodia, ich mache mich nur gerne über Details lustig! "Jetzige Verlobte": Gerade ja das Prinzip des Heiratens geht ja von einer projektierten Einmaligkeit aus (so das Konzept, oder?) Da konterkariert das "jetzig".
Zudem verloben an sich schon einen leicht piefigen Charakter hat. Anno Schnupftabak halt... So gesehen müsstest Du Dir auch die Frage gefallen lassen, wie groß die Mitgift Deiner jetzigen Verlobten ist...

 Melodia (12.07.12)
nenne mir einen anderen, weniger "altmodischen" begriff für verlobte und wir können darüber reden... ich habe die deutsche sprache nicht entwickelt! und ich bleibe bei meiner aussage mit dem unnötigen kommentar!

 Dieter_Rotmund (12.07.12)
Nun, ich finde in einem Literatur-Forum musst Du Dir schon ein paar handwerkliche Verbesserungsvorschläge gefallen lassen, oder?
Nicht für ungut!

 Melodia (12.07.12)
da waren nur keine dabei^^

 Dieter_Rotmund (13.07.12)
Nun, ich habe den Verbesserungsvorschlag humorvoll verpackt, aber offenbar teilen wir nicht dieselbe Art von Humor...

 Melodia (14.07.12)
anscheinend nicht... nein... und wenn wir hier schon gegenseitig klugscheißern, dann muss ich konstatieren, dass du nur geschrieben was falsch ist und nicht, wie es besser oder richtig wäre. abgesehen davon.. vielleicht hatte ich ja eine frühere verlobte... oder kann man sich nicht zwei mal verloben?^^

 Dieter_Rotmund (17.07.12)
Ganz einfach: "jetzig" weglassen. "Verlobte" allein reicht in diesem Kontext völlig. Ich will ja nicht alles vorsagen, sondern erstmal nur anstupsen....
Überflüssige Füllwörter schleichen sich schnell ein. Goethe hat sogar mal 'ne Liste gemacht....
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