Schweizer Käseallerlei

Nicht immer ganz ernstgemeinte Blicke über die Grenze


Eine archivierte Kolumne von  Maya_Gähler

Sonntag, 26. April 2009, 11:33
(bisher 855x aufgerufen)

Lange ist es her...

Lange ist es her...

Ja so ungefähr könnte man es nennen. Lange ist es her, dass ich hier eine Kolumne veröffentlichte.
Die Gründe dazu sind sehr vielfältig, aber auch genauso uninteressant für Sie liebe Leserschaft. Darum will ich auch gar nicht weiter darauf eingehen. Wichtig ist doch das Jetzt. Und gerade jetzt sind Sie dabei meine Worte zu lesen. Dies ist wiederum für mich ein wichtiger und erfreulicher Meilenstein auf meinem Weg. Wohin er führt spielt im Moment keine Rolle, jedenfalls nicht für diesen Augenblick. Freude zu vermitteln ist ein feiner Aspekt und den verfolge ich weiterhin. Darum erzähle ich Ihnen nun ein kleines Erlebnis, welches schon einige Jahre zurück liegt. Wieso es mir gerade jetzt einfällt kann ich nicht genau erklären. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich an der Wärme der Sonne erfreue. Denn mit den Worten warm, ja sogar heiß hat es viel zu tun. Da es in meinem Kolumnen immer irgendwie um Käse jeglicher Art geht, passt es wirklich hervorragend, was ich Ihnen nun schildern werde. Sollten Sie allerdings zu den Menschen gehören, die, ich will es mal sehr milde ausdrücken, etwas zart beseitet sind, dann sollten Sie genau jetzt aufhören hier weiter zu lesen. Sollten Sie meine Warnung in den Wind schießen, dann sagen Sie am Ende bitte nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.

Stellen Sie sich nun vor, sie sitzen auf einem schönen geschützen Balkon. Die Sonne brennt vom Himmel und die Luft flirrt. Der Balkon ist vor der Sonne geschützt, aber die Hitze ist auch dort sehr genau spürbar. Ein Tisch ist wunderschön gedeckt und wartet auf seine Gäste. In der Mitte des Tisches steht ein Racletteofen. Ja, sie lesen richtig: ein RacletteOFEN. Sommer und Ofen passt irgendwie nicht, werden Sie nun sicher denken. Richtig gedacht und doch, es war und ist Realität.

Mein Bruder kam zu Besuch, er wohnt ca. 400 km von meinem Wohnort in der Schweiz entfernt. Um es genau zu nennen, er wohnt in Hessen. Ganz in der Nähe des nun so angeschlagenen Opel Konzerns. Was mir wirklich sehr leid tut. Nicht, dass mein Bruder dort wohnt, sondern, dass was mit Opel geschieht. Aber dies wäre ein Thema für eine andere Kolumne.
Nun, wie schon erwähnt, mein Bruder kam zu Besuch und er wünschte sich ein feines Raclette-Essen, wie es in meiner Familie zelebriert wird. Ich schrieb über diese Art und Weise unseres Raclettes schon eine Kolumne. Vielleicht erinnern Sie sich.
Ich wollte meinem Bruder diesen Wunsch nicht abschlagen und bereitete alles dafür vor. Dass es an diesem Tag so heiß werden würde, damit hatte niemand gerechnet. Das Thermometer zeigte 32 Grad im Schatten. Warum wir den Balkon als Ort des Geschehnisses wählten, hatte seinen guten Grund. Wir waren an der Luft und der Käseduft konnte sich sogleich verziehen, was in einem Wohnzimmer nicht gerade gewährleistet ist, selbst wenn alle Fenster offen sind. Meine Nachbarin von nebenan fragte mich, ob wir noch nicht warm genug hätten, dass wir an einem solchen Prachtstag noch heizen wollten. Ich erklärte es ihr und sie zeigte großes Verständnis.
Mein Bruder kam und los ging es. Die Pellkartoffeln mußten wir nicht in den Wärmesack stecken, sie blieben auch so schön heiß. Die Bruzzelei auf der Grillplatte des Racletteofens ging auch gleich los und wir meinten, ja grillen müsse schon sein, in dieser Jahreszeit. Die Pfännchen wurden gefüllt und der Käseduft legte sich schwülstig über uns. Alle griffen ordentlich zu und jeder meinte, Raclette im Sommer sei ein Hit. Mein Bruder freute sich so sehr, dass er wohl mehr zu sich nahm, als im gut tat. Er hatte plötzlich eine seltsame Hautfarbe und er entschuldigte sich, dass er mal ins Bad müsse.
Als er zurück kam, sah er noch elender aus, als ein paar Minuten vorher. Ich fragte ihn, ob er sich übergeben habe. Er verneinte es. Löste sich ein paar Bullrichsalz-Tabletten auf und trank das grässliche Zeugs. Es verging keine Minute und mein Bruder konnte nur noch seinen Oberkörper über die Balkonbrüstung beugen. Mehr war nicht mehr möglich. Meine Kinder machten sich aus dem Staub und ich konnte nur noch denken: "Wie gut wohnen wir Hochparterre und nicht weiter oben".

Was sich danach abspielte möchte ich nur noch mit wenigen Worten beschreiben. Die Nadelgehölze, welche vor unserem Balkon wuchsen, sahen sehr weihnächtlich aus. Wie schillernde Lametta- und Engelshaarfäden legte sich der Mageninhalt meines Bruders über die Büsche und Sträucher. So schloss sich der Kreis jedenfalls wieder. Raclette passt wohl doch nur in den Winter.

Mit dem Gartenschlauch machten wir der sommerlichen Weihnachtsdekoration den Garaus. Und wir schworen uns alle:
Nie mehr Raclette im Sommer, jedenfalls nicht für Hessen und sonstige Nicht-Schweizer.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen feinen Frühling und Vorsommer. Ohne weihnächtliche Dekorationen jeglicher Art.
Hiermit schliesse ich meine Käse-Kolumne für heute und verbleibe mit den besten Grüßen.
Bis bald.
Ihre/Eure Maya

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 IngeWrobel (27.04.09)
Ich fürchte, liebe Maya, ich muss nun jedes Jahr an Weihnachten, wenn ich irgendwo Engelshaar sehe, an Deinen mir unbekannten Bruder denken...... *lach*
Schön, dass Du wieder schreibst. Morgen bin ich dran.... *g*
Liebe Grüßli in die CH von der Inge
wupperzeit (58)
(27.04.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram