Dienstags bei Inge

Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen


Eine archivierte Kolumne von  IngeWrobel

Donnerstag, 15. September 2011, 11:04
(bisher 974x aufgerufen)

"Ich bin ein Pinguin, Madame" oder "Immer Ärger mit Harry"

Achtung: Satire! ,-)

Der STERN berichtete am 18.07.2009 über einen Vorgang im Zoo von San Francisco, der mich amüsiert und zugleich nachdenklich macht:
http://www.stern.de/wissenschaft/natur/:San-Francisco-Zoo-Weibchen-Pinguin/706633.html
Harry, ein schwuler Pinguin, der seit 6 Jahren mit seinem Freund Pepper in harmonischer Partnerschaft lebte, hat diesen plötzlich verlassen. Aber nicht wegen eines anderen, schöneren, jüngeren männlichen Artgenossen, sondern – welch Skandal – wegen eines Weibchens! Die Empörung aus dem Internet richtet sich aber keineswegs geschlossen gegen den untreuen Harry, sondern vielmehr gegen die Dame Linda, mit der Harry nun auf klassisch heterosexuelle Weise für Nachkommen sorgen will.
Linda, seit einigen Monaten verwitwet, ist eine wichtige Autorität in ihrer Kolonie im Zoo von San Francisco. Puritaner beglückwünschen Linda dazu, Harry „umgepolt“ zu haben. So ist ihre Ordnung wieder hergestellt. www.onenewsnow.com segnet das Geschehen offiziell christlich ab.
Liberalere Kreise aber bezichtigen Linda der bösartigen Verführung zur Untreue. Ein anonymer Blogger unterstellt Linda, sich nur „um ihr eigenes Glück, egal, wen sie damit verletzt“ zu kümmern.

Was lernen wir daraus? Ich denke, dass wir bei vergleichbaren Vorgängen unter Menschen ebenso innerhalb unserer Schubladen, Konventionen und Überzeugungen denken und reagieren, wie bei der dramatischen Beziehungskiste mit Pepper, Harry und Linda.
Ich persönlich bin ein wenig beunruhigt. Ich ging bisher davon aus, dass niemand etwas Verwerfliches in der innigen Beziehung zwischen meinem schwulen Freund und mir sehen könnte. Freilich sind wir kein Liebespaar wie Harry & Sally … uuups: Linda, natürlich! ( ... wie komme ich nur auf Sally? … tztztz! …)
… aber: wissen das die Leute um uns herum? Glauben sie uns, dass wir keinen Sex haben und auch keine Kinder miteinander zeugen wollen?
Plötzlich erinnere ich mich an finstere Blicke; Getuschel, das verstummt, wenn ich näherkomme; an seltsame Anrufe, bei denen kein Name gesagt wird. Und neulich, der Stein an mein Fenster … kann das wirklich der Wind gewesen sein? Bis in den zweiten Stock? Muss ich damit rechnen, demnächst öffentlich angespuckt zu werden?
Muss ich zu den Pinguinen auswandern?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag

wupperzeit (58)
(22.07.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram