Dienstags bei Inge

Ansichten übers Leben und Sterben und den Rest dazwischen


Eine archivierte Kolumne von  IngeWrobel

Samstag, 19. September 2009, 20:27
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zappenduster

Ab heute sehen wir manches in anderem Licht. Zumindest, wenn es nach dem Beschluss der EU geht, die uns schrittchenweise weg von der seit 130 Jahren üblichen Glühlampe hin zur Energiesparlampe zwingt. Das klingt alles nach Öko... und Bio... und muss deswegen gut sein, denn wir sind ja umweltbewusst.

Leichte Zweifel, ob die schöne neue Lichtwelt neben der Innovation auch umweltfreundlich ist, kamen mir erst, als ich erfuhr, dass ich die neuen Energiesparlampen besonders entsorgen muss, nachdem sie ihr letztes Lebenslichtlein ausgehaucht haben. Die enthalten nämlich Quecksilber – und selbst eine dumme Hausfrau weiß, seit sie mit Fieberthermometern in Berührung kam, dass Quecksilber freigesetzt hochgiftig ist.

Nun erschreckte mich vollends die Frage „Machen Energiesparlampen krank?“, die WEB.DE stellt:
http://magazine.web.de/de/themen/gesundheit/krankheiten/8792846-Gesundheit.html
In dem Artikel wird ein Mediziner namens Alexander Wunsch zitiert, der unter anderem sagt: „Bei falschem Umgang kann das Auftreten fast aller zivilisatorischen Erkrankungen begünstigt werden.“ Da ist die Rede von Osteoporose, Diabetes und Brustkrebs. Aber das nehme ich nur am Rande zur Kenntnis, denn mir springt etwas anderes ins Auge: „Bei falschem Umgang.“ Wie, frage ich mich betroffen, geht frau denn mit einer Glühlampe richtig oder falsch um? Was kann ich verkehrt machen, wenn ich eine Glühlampe aus der Verpackung nehme und in den dafür vorgesehenen Sockel schraube? Wahrscheinlich meint Herr Wunsch die Handhabung, falls die Birne kaputt geht. Aber warum sagt er das dann nicht so deutlich?
Meine Beunruhigung wächst noch, nachdem auch von möglichen Netzhauterkrankungen und Schädigungen des Hormonhaushalts geschrieben wird.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erklärt auf seiner Internetseite bezüglich einer elektromagnetischen Strahlung, dass „... die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass die von den Lampen emittierte optische Strahlung sowie die elektrischen und magnetischen Felder die internationalen Grenzwertempfehlungen einhalten ...“.
Auch an dieser Formulierung finde ich etwas beunruhigend – das Wort „einhalten“. Hier läse ich lieber zum Beispiel „weit unterschreiten“ oder ähnliches.

Als Kind besuchte ich gerne am Nachmittag eine Familie in der Nachbarschaft. Wir saßen dort im Wohnzimmer, unterhielten uns leise, und genossen, aus dem Fenster schauend, den Sonnenuntergang bis es dunkel war. Erst wenn ich nachhause musste, wurde das Deckenlicht eingeschaltet, um mir den Weg zu weisen. Diese Erinnerung hat sich mir als hoch romantisch und heimelig eingeprägt. Wohl auch, weil es sowas in meiner Familie nicht gab. Erst viele Jahre später wurde mir klar, dass dieses Ritual aus der Armut der Familie geboren war. Das Licht wurde halt nur eingeschaltet, wenn es dringend benötigt wurde.
Ich werde mir ab heute überlegen, ob ich nicht alle zu verrichtenden Arbeiten bei Tageslicht erledige, damit ich bei Beginn der Dämmerung ohne Beleuchtung im Wohnzimmer sitzen, und der Sonne beim Untergehen und der Nacht bei ihrem Einzug zuschauen will. Das wäre nicht nur öko-logisch und –nomisch, sondern auch sehr romantisch.
Wie wär's – versuchen Sie’s doch mal mit einer täglichen Prise Romantik!

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