Alle 81 Texte von Oreste

Ich stelle die großen Fragen des Lebens zu den kleinen Primeln aufs Fensterbrett

Ein mit bloßem Auge kaum wahrnehmbarer Käfer rast mit einer Geschwindigkeit von zwei Zentimetern pro Sekunde über die Seite vierundzwanzig aus Kafkas Verwandlung. Das Tier jagt kreuz und quer entlang der Zeilen und zwischen ihnen hindurch....

laufvögel die wir sind sehnsüchtige haben flügel doch können nicht fliegen befinden uns ein vogelleben lang in wesenhaft

Dann wirft sie ihm einen letzten Kuss zu und irgendwo auf der Welt pinkelt wer ein Glühwürmchen aus.

Als Baby war ich der Traum aller Eltern; nie geschrien, nie gefiebert, nie durch die Windel geschissen. Auch als Kleinkind war ich wirklich pflegeleicht; kein Schmutz, kein Gequengel, nicht ein Widerwort. Meine Schulzeit war geprägt von...

Mutter hat mich im Quell der Toten gebadet Sie scheuerte meinen Willen blank schrubbte meine Neugier weg meine Bedürftigkeit tauchte ab Seifte meine Gedanken ein spülte meine Gefühle ab mein Urvertrauen quoll auf Sie bürstete meine Wünsche...

Wie ich einmal vor einer grünen Ampel stand, sprach mich rücklings ein Mensch ohne Lippen an. Ich antwortete nicht. Nach einer kurzen Weile beschloss der Lippenlose, sich mitsamt einer Kehrtwendung an mir vorbei und also um mich herum zu...

Heute morgen als ich wie jeden Sonntag nach dem Aufstehen zunächst das Fenster aufriss um vor dem Antlitz der Sonne einmal theatralisch Luft zu holen stand das sonst rege Leben vor meinen Augen reglos da Autos Menschen ja selbst der im Fallen...

Von Zeit zu Zeit da bestelle ich mir obwohl ich keinen Hunger habe bei Machmut eine Pizza Vier Jahreszeiten vier Mal Frühling und den Rand bitte extra lebendig Nach dem ersten Bissen da wünsche ich ausgewählten Individuen eine akute Bronchitis...

Als liefen wir über einen Friedhof, gerade so, als fielen wir nicht auf, den Eichen nicht und nicht den Kreuzen, den Steinen nicht und nicht den Nelken, den Gräbern nicht und nicht den Lichtern, gerade so, als trügen wir das Glück eines...

zu berichten über den blauen blauen himmel die grünen grünen wiesen die gelben gelben sterne und die roten roten rosen über mein glück das du mit dir nahmst über alle alle berge doch wisse ich bin dir nicht bös denn ich weiß es liegt in...

Ich fühle mich entspannt. Vollkommen entspannt. Geradezu tiefenentspannt. Ich habe Angst. Ich schaue in den Spiegel. Suche meine Zornesfalte. Finde ein breites Grinsen. Ich fühle mich so entspannt wie ein menschgewordener Chillout-Channel in...

Im Zwischenraum von Schmerz und Tod liegt tagvermummtes Niemandsland Sein Zugang führt durch Seelennot den stillgelegten Wirbelschlot an dessen Fuß wohl Geisterhand Geschicke lenkt Du treibst wie Sand ins Nichts tauchst auf siehst Nebelwand...

Die Alte war mir schon die ganze Zeit über ein Dorn im Auge. Stand nur im Weg rum, rempelte mich ständig versehentlich an und hatte dabei auch ihre Gliedmaßen, die wiederholt mit den verschiedensten Regionen meines Körpers kollidierten, nicht...

Je kleiner der Geist, desto größer der Wahn.

Friedemann steht auf der Brücke und springt hinunter. Friedemann schwimmt ans Ufer und läuft nach Haus. Kompliment, Friedemann. Das war ein ... ein prima Suizidversuch. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.

Der Herr Spießburg ist ein vielbeschäftigter Mann. Niemals verlässt der Herr Spießburg das Haus, ohne zuvor sein spezielles Utensil eingesteckt zu haben. Eine Handpuppe. Die heißt Alzheimer und hat gewisse Vorzüge. Immer, wenn der Herr...

Als Erstes fiel ich auf der Stelle tot um. Als eine dieser anmutig filigranen Astralgestalten verließ ich meinen klumpig terrestrischen Körper. Wie von Geisterhand flog ich hoch, höher, immer höher. Ich flog durch Zimmerdecken und...

Einst lebten wir auf dem Dach unsrer Welt Es war riesengroß wir Riesen klein Mit jedem Jahr schwanden wir ein Stockwerk hinab Heute träumen wir von einem Keller mit Balkon

Gestern nach Feierabend saß ich wie immer an der Bushaltestelle und wartete. Mit mir saß da noch ein kleines Mädchen mit zwei langen Zöpfen. Es baumelte mit den Beinen und schaute sich selbst dabei zu. Irgendwann sah ich von Weitem meinen Bus...

Sie war Blumenverkäuferin und besaß ihren eigenen kleinen Stand am Aufgang zum Bahnsteig 7. Mein Faible für Blumen war allenfalls partieller Natur, was sie intuitiv erfasst haben musste. Ich hatte ihren Stand fast passiert, als sie sich mit...

Streuselfresse Kassengestell Pisspottschnitt Immer zehn Zentimeter kleiner als die Andern Gerannt wie ein hängengebliebenes Aufziehmännchen Und ebenso gefühlt Ein Anblick so schön wie die aufgehende Pustel Kopf geduckt bis zum Buckelwuchs...

Zuerst hatte ich nur leichte Aus setzer. Später kamen … kamen … kamen Wortfindungsstörungen hinzu. Meine Sätze wurden. Lang- sam immer. Kürzer. Oft endete ich einfach mitten. Ungefragt haben die Anderen meine Sätze … für dich beendet?...

Vater habe ich nie gekannt Einundzwanzig lange Jahre Lebte ich mit Mutter Und ihm unter einem Dach doch Kennenlernen wirklich kennenlernen Durfte ich ihn an keinem Tag Jetzt da Vater Asche ist Seit fünf Jahren oder zehn Frage ich mich Wieso hast...

Die Sehnsucht reicht vom Auge bis zur Zehe, sie thront dort in mir wie ein stolzer Baum; wenn ich hinab auf meine Füße sehe, erblicke ich die Wurzeln und verstehe: Ich trage ihn als Krone, meinen Traum.

In unserem Haus hat alles seine Ordnung, alles befindet sich an seinem respektive ihrem angestammten Platz. Früh haben mein Gemahl und ich die Angewohnheit entwickelt, mit allem, was in unserem Haus aus der Reihe tanzt, wie gesagt wird, kurzen...

„Te voglio bene assaje ma tanto tanto bene sai“ .............–Lucio Dalla Sonntagvormittag. Ein isoliert aufgestellter Steinblock empfängt mich am Bahnsteig. Der Händedruck ist Pappmaché. Man spricht. Vereinzelt erblicke ich Mütter, die...

Der Schatten flattert durchs Zimmer, trägt den Umriss eines Rotkehlchens vielleicht. Oder den einer Rotkehlchenseele. Die alte Frau öffnet das Fenster, gespannt, ob etwas kommt oder geht.

„Friedhöfe gelten bekanntlich als Orte der friedvollen Stille, was gewiss nur daran liegt, dass wir den Toten vor dem Begräbnis die Stimmbänder abklemmen“, erzählt mir ein befreundeter Bestatter vor einem Uhrengeschäft in Charlottenburg....

Ich verbrenne In der Minute Tausend Kalorien Wenn wir uns Lieben Lieben Lieben Eileen

Seit einigen Wochen nun lebt mein Leben in der Wohnung über mir. Fragte man mich, wie es dazu kam, müsste ich aufrichtig mit den Schultern zucken und mir keiner Schuld bewusst sein. Es meinte, dieser Schritt sei wohl notwendig und genau...

Wir Kinder sammelten Namen und formten aus ihnen Schwalben. Der Wind trug sie weit über unsere Köpfe hinweg. Heute pflücken wir sie vom Himmel und wiegen schwerer, Jahr um Jahr.

er muss sie für eine leichte Brise gehalten haben denn er blieb ganz ruhig als sie ihn in ihre faltigen Hände nahm er war so grün dass sie ihn auf dem Rand eines steinernen Brunnens in Poggio Bustone sitzend beinah für ein junges Blatt hielt...

Dienstag Vormittag. Das Café ist spärlich besucht. Von meinem Fensterplatz aus bemerke ich mittig des Raums eine Frau, ganz in Schwarz gekleidet, vor einem Pinocchio-Becher. Ihr Gesicht ist auffällig weich gezeichnet. Ihre Haut glatt und hell....

Als ich mich gestern mit einem befreundeten Psychiater auf einen Latte Macchiato in Mitte traf, erzählte mir dieser, dass unser Gehirn nicht kategorisch zwischen Fantasie und so genannter Realität unterscheide. Gemäß einer aktuellen Studie...

Der Lehrer steht vor der Klasse und erklärt den Kindern mittels einer bunten Grafik die unterschiedlichen Regionen des menschlichen Gehirns respektive deren Lokalisierung sowie Funktionsweise. Die Kinder hören dem Lehrer nicht zu. Sie brüllen...

meinem vater wir fegten durch gassen tranken aus brunnen liefen in sandalen mit den schnellsten salamandern um die wette dem gesang der grillen nach den schönsten libellen hinterher ...mutter machte uns jeden morgen vor der schule zuppetta in...

In unserer Straße gab es mal dieses Mädchen mit Aufziehherz. Jeden Morgen nach dem Aufstehen zog es sein Herz auf fürs Tagewerk. Dann hüpfte es und summte und kicherte und winkte uns allen hinterher. Irgendwann, an einem sonnigen Tag im Mai,...

mein vater stammt aus dem land der lebensfreude der weinberge und olivenhaine als junger mann verließ er es zusammen mit seinen freunden und wurde sesshaft in deutschland zuvor schnitt er sich noch sein herz aus der brust hängte es zum trocknen...

es gibt so tage da gleicht mein kopf einer glaskugel meine haut einer eisdecke und mein herz einer tontaube und weil ich an solchen tagen fürchte mehr noch als sonst durch die gering fügigste kollision mit irgendeinem mit menschen irre parable...

In meiner rechten Herzkammer lässt du dich nieder, richtest dich ein auf sieben Jahre Winter. Im achten Jahr fällt ein schwacher Sonnenstrahl auf den Vorhof. Du klappst die Fensterläden auf, streckst ihm dein Lächeln entgegen, schaust, ob er...

du fandest nicht zur sprache drum gab ich dir mein wort ich sprach es auf deine lippen schrieb es in deine hände schwieg es dir ans herz oft kam es mir vor als suchte ich einem vogel das fliegen beizubringen ich zeige auf deine flügel du sagst...

Letzthin bekomme ich oft zu hören, ich sähe blass aus, / »Blass / «, sagen sie dann, / »siehst du aus! / «, und ich erwidere, das sei ausgeschlossen, sage: / »Leichen sehen blass aus. / « Immer, wenn ich das sage, müssen alle lachen, und...

und dass du weißt es geht weiter immer weiter und dass du gähnst und dass du nicht mehr weiter weißt und dass du seit wochen von reiswaffeln und markklößchen lebst und dass du deine leidenschaft fürs sammeln von dunkelziffern entdeckt hast...

Trauerweiden spiegeln sich in deinen Augen. Leises Gurren nistet tief in deiner Brust. Wolkendecken liegen schwer auf deinen Träumen. Eine Taube streift durchs Grau - du spürst Verlust.

Claus-Justin Buschkothe ist Erweckungsprediger mit Arbeitsplatz in der Duisburger Fußgängerzone. Madonna Trockenobst ist Biologielehrerin des Ulrich-Hoeneß-Gymnasiums (der Herzen) in Leer. Zum ersten Mal sollte sich unser ungleiches...

rückt sind wir dergestalt dass wir uns auflösen ins Wesenlose geboren zu werden –

Täglich um fünfzehn Uhr begibt es sich, dass Wahnfried Deutscher eskaliert. ....Halt! Wahnfried Deutscher? Warum nur dieser alberne Name? Nun, Wahn und Fried schließen – vorausgesetzt, man lege es nun nicht darauf an, semantische - Pardon -...

Ewa lebt allein an der Küste. Jeden Morgen im Frühjahr läuft Ewa mit einem Korb voller Muscheln hinunter zum Strand. Dort gibt Ewa die Muscheln zurück ins Meer und liest neue auf. Ewa sammelt nur die halben Muscheln. Ewa sagt, jede...

Heute ist so ein Tag Da will ich All meine Gedichte In Sütterlin Auf Klopapier Schreiben Und die Nacht durch Da will ich Scheißen O scheißen Wie ich nie zuvor Geschissen!