Alle 1.550 Texte von loslosch

Et propter vitam vivendi perdere causas (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr., Saturae). Und wegen des Lebens die Gründe des Lebens verlieren. Juvenal prangerte im nachchristlichen Rom die verderbten Sitten der Eliten an, manchmal (nicht in...

Facilius plerumque est egestatem ferre in hac natis (Quintilian, 35 n. Chr. bis ~96 n. Chr.; Declamationes minores). Meist ist Armut von denen leichter zu ertragen, die in ihr geboren wurden. Oder: Wer in Armut geboren ist, kann sie meist...

Emas non, quod opus est, sed quod necesse est; quod non opus est, asse carum est (nach Cato dem Älteren, 234 v. Chr. bis 149 v. Chr.; zitiert bei Cicero, De officiis - Libri ad Marcum filium; weitere Quellen: Seneca und Plutarch). Kaufe...

Cantherio comeso mulo provehi (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Epistulae ad familiares). Wenn der Gaul verspeist ist, mit dem Maultier weiterreiten. Früher hörte man in hitzigen Haushaltsdebatten: Wir haben die Neuverschuldung...

Pedibus compensatur memoria (vulgo - Volkstümliches aus dem Mittelalter). Das (schwache) Erinnerungsvermögen wird durch die Beine ersetzt. Oder zeitgemäß volkstümlich: Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen...

Parit enim conservatio contemptum; raritas conciliat admirationem (Apuleius; ~125 n. Chr. bis ~170 n. Chr.; De deo Socratis). Denn häufiger Umgang (eigentlich Bewahrung, Erhaltung - worauf man jederzeit zurückgreifen kann) erzeugt...

Etiam capillus unus habet suam umbram (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Selbst ein einzelnes Haar wirft seinen Schatten. Wie sollten die Römer auch mathematisch-statistische Verfahren anwenden können mit ihrem kuriosen Zahlensystem...

Ad unguem (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Sermones - Satiren). Bis zum (Finger-)Nagel. Oder: Aufs Genaueste. Äußerst genau. Solche Fingernageltests spielten in alter Zeit sicher eine größere Rolle als heute....

Peior est bello timor ipse belli (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Thyestes). Schlimmer als der Krieg ist die Furcht an sich vor dem Krieg. Die Alten jonglierten gern mit solchen Sprachbildern. Eines der bekanntesten: Nicht den Tod...

Die wehrhaften Stämme der Römer kannten sich in den Methoden der Kriegsführung aus. Wie gut waren sie in der Einschätzung der psychischen Verfassung ihrer Kriegshelden? Dulce bellum inexpertis, expertus metuit (nach Pindar,...

Admoneri bonus gaudet, pessimus quisque rectorem asperrime patitur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 nach Chr.; De ira). Der Gute freut sich, wenn er ermahnt wird, doch gerade der Übelste erträgt den Anleitenden nur äußerst...

Duo quae maxima putantur onera, pauperitatem et senectutem (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; Cato Maior: De senectute). Zwei Leiden, die als die größten erachtet werden, Armut und Alter. Schon bei Karl Simrock, Die deutschen Sprichwörter...

Non est ars, quae ad effectum casu venit (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Das ist keine Kunst, die zufällig zum Erfolg führt. Stimmt das? Von wie vielen äußeren Umständen hängt es...

... aber auch kurze Beine können wuseln. Eine Sentenz mit alten Wurzeln: Mendacium nullum senescit. Keine Lüge wird alt. Erst im Mittelalter nachgewiesen, vermutlich älter. Klingt wie eine Beschwörungsformel. Manche Vertreter...

Heredis fletus sub persona risus est (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Das Weinen des Erben ist ein Lachen hinter der (Gesichts-)Maske. Oder: Das Weinen des Erben ist ein unterdrücktes Lachen. Die Zeiten ändern sich. Nicht...

Ostendo, non ostento (ohne Quelle; vermutlich aus der Antike). Ich lege dar und prahle nicht. Ein grandioses Wortspiel, das jeder, auch der Nichtlateiner, leicht erkennt. Leider ist es sprachlich nicht ins Deutsche übertragbar. Allein diese...

Gaudium est miseris socios habere in poena (Quelle unbekannt; Nachweis bei Luther im 16. Jh.). Es ist für die Unglücklichen (Elenden) eine Freude, Leidensgefährten zu haben. Nicht nur umständlich formuliert, sondern mit einem...

Velle non discitur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Wollen lernt man nicht. Das Wollen ist jedem das seine (velle suum cuique est). Jeder hat seine eigene Struktur der (An-)Triebe. Depression, Lethargie u. ä....

Laudando praecipere (Plinius der Jüngere, ~61 n. Chr. bis ~114 n. Chr.; Epistulae). Durch Loben belehren. Oder: Unter dem Deckmantel des Lobes Vorschriften machen. Feine Umschreibung von Anfeuerungsrufen. Bezogen auf das Verhalten von...

Facile fertur, quod omnibus commune est (zitiert nach August Faselius, 19. Jh., "Das alte Rom in seinen Sprüchwörtern", 1865). Leicht wird ertragen, was allen gemeinsam ist. Frei übersetzt nach Faselius: Ein Unglück,...

Brevis ipsa vita, sed fit malis longior (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Das Leben selbst ist kurz, doch durch Übel und Unheil wird es länger. Gemeint ist natürlich, dass ein in Unglück und Leid ertragenes Leben...

Nondum omnium dierum solem occidisse (Livius, ~59 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Ab urbe condita). Noch sei die Sonne aller Tage nicht untergegangen. Heiner Geissler sprach diese Worte Anfang 2011 in einer Schlichtungsrunde zum Bahnprojekt Stuttgart...

Neque enim magna et excedentia solitum ac vulgarem modum crebro gignuntur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; De constantia sapientis - Von der inneren Festigkeit des Philosophen). Großes und das gewohnte und gemeine Maß...

Haec [lectio] placuit semel, haec decies repetita placebit (Horaz, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; De arte poetica). Diese Lektüre gefiel einmal, diese wird (selbst) bei zehnfacher Wiederholung gefallen. Eine abenteuerliche Vorstellung, mit den...

Quis autem custodiat ipsos custodies? (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr., Saturae.) Wer aber soll die Wächter selbst bewachen? So beklagte sich nach Juvenal einst ein Gemahl, der sich entschloss, seine Frau durch einen Sklaven...

Amor amara dat tamen (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; Trinummus - Dreigroschenstück). Liebe bringt doch auch Bitterkeit. Dieses Wortspiel (amor / amara) gelingt besser noch im Italienischen: L’amore non è senza amaro. Keine Liebe ist...

Iuravi lingua, mentem iniuratum gero (Cicero, 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.; De officiis [nach Euripides]). Ich habe mit der Zunge geschworen, mein Geist bleibt unvereidigt. Es ließ sich nicht zweifelsfrei aufklären, wie Cicero...

Homo bulla (Varro, 116 v. Chr. bis 27 v. Chr.; Rerum rusticarum libri tres - Drei Bände über die Landwirtschaft). Der Mensch ist eine Luftblase. Viel zitiert in der Antike, im Mittelalter und der Renaissance. Gemeint war stets die knapp...

Dum satur est venter monacorum sufficienter, tunc surgunt lente, miserere canunt sine mente. Aus dem Mittelalter: Wenn der Bauch der Mönche hinreichend abgefüllt ist, dann erheben sie sich gemächlich und singen das Miserere...

Quae modo pugna(ve)runt, iungunt sua rostra columbae (Ovid, 43 v. Chr. bis 19 n. Chr.; Ars amatoriae). Tauben, die sich eben noch bekämpft haben, sind (jetzt) am Schnäbeln (wörtl.: verbinden ihre Schnäbel miteinander). Ob die Naturbeobachtung...

Gravissimum est imperium consuetudinis, so schrieb Publilius Syrus im 1. Jh. vor unserer Zeitrechnung. Eine schwere Last ist die Herrschaft der Gewohnheit. "Imperium" zu übersetzen mit "Herrschaft" ist äußerst...

Ορίστε (neugriechischer Telefonstart). Bitte sehr! So reagieren moderne Griechen, wenn das Telefon klingelt. Eben strahlten und lachten sie noch und schienen heiter. Nun wirken sie genervt und herrschen den...

Strenua nos exercet inertia (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Epistulae). Emsiges Nichtstun hält uns auf Trab. Eine antike rhetorische Figur, die in der Moderne vielfältig nachgeahmt wird (z. B. süßsauer, alter Knabe,...

Quod tuum est meum est; omne meum est autem tuum (Plautus; ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; Trinummus - Dreigroschenstück). Was dein ist, ist mein; alles was mein ist, ist umgekehrt dein. Dieser komödiantisch gemeinte Satz aus einem...

Iuvante deo (Cassiodor, ~485 bis ~580; Variae). Mit Gottes Hilfe. Ausruf der Spätantike, wenn man sich am Start einer neuen Aufgabe Mut zusprach. Zugleich Ausdruck unreflektierten Glaubens. Wie der Schlachtruf \"Gott mit uns!\" Die Kreuzritter...

Punctum est, quod vivimus, et adhuc puncto minus (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Ein Punkt ist, was wir leben, und noch weniger als ein Punkt (ist es). Seneca, zu Unrecht meist als führender Philosoph seiner...

Tecum prius ergo voluta haec animo ante tubas: galeatum sero duelli paenitet (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; Saturae). Zuerst (und) vor den Trompetenstößen dieses in deinem Kopf Erwogene: Mit aufgesetztem Helm ist es zu...

Dissolvitur lex, cum fit iudex misericors (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Das Gesetz wird aufgelöst, wenn der Richter mitleidsvoll wird. Oder: Des Richters Mitleid bringt Gesetze zu Fall. Ähnlich auch: Iudex non debet...

Unguibus et rostro ac alis armatus in hostem (Motto von Otto dem Fröhlichen, 1301 bis 1339, Herzog von Österreich). Mit Krallen und Schnabel und Flügeln bewaffnet gegen den Feind. Im späten Mittelalter eine...

Homo, qui in homine calamitoso est misericors, meminit sui (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Wer mit einem unglücklichen Menschen Mitleid hat, denkt an sich selbst. Oder: Wer mit einem unglücklichen Menschen Mitleid hat,...

Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Epistulae). Was die Könige an Wahnsinnigem treiben, müssen die Achäer (die Völker) ausbaden. Ein zunächst - historisch - überzeugender...

Qui autem in ripa fluminis aedificat, non suum facit (Corpus Iuris Civilis, Digesta, lateinisches Zivilrecht, erstmals im 6. Jh. n. Chr. zusammengestellt). Wer aber auf einem Flussufer baut, verschafft sich kein Eigentum (nicht das Seine). Je...

Raro antecedentem scelestum deseruit pede poena claudo (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Carmina). Höchst selten ließ die Strafe lahmen Fußes von dem vorausschreitenden Verbrecher ab. Horaz beherrschte die poesievolle Sprache, aber für...

Vulpem pilum mutare, non mores (Sueton, ~70 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; De vita Caesarum - Kaiserbiografien, hier Vespasian). Dass der Fuchs sein Fell wechselt, nicht (aber) seine Angewohnheiten. Die Antike spielte vielfältig mit diesen...

E labore dulcedo (geflügeltes lateinisches Wort, von britischen Clans als Motto erkoren). Aus der Arbeit (erwächst) die Süßigkeit. Oder: Aus der Anstrengung kommt das Vergnügen. Man darf assoziieren: Arbeit macht das...

Fertilior seges est in alienis semper agris (aus dem Mittelalter). Fruchtbarer ist die Saat immer auf fremdem Feld. Variante: Vicinumque pecus grandius uber habet. Das fremde benachbarte Vieh hat prallere Euter. Deftige Beschreibung von Missgunst...

Lumen soli mutuum das (ohne Quelle; vermutlich aus der Antike). Du gibst der Sonne geborgtes Licht. Oder: Du erklärst, was sonnenklar ist. Im lateinischen Original eine äußerst höfliche Umschreibung von Wichtigtuerei,...

Nec quisquam tantum a naturae lege descivit et hominem exuit, ut animi causa malus sit (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; De beneficiis). Noch niemand ist so weit vom Gesetz der Natur abgerückt und hat den Menschen abgelegt, dass er...

Necessitas egentem mendacem facit (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Die Not macht einen Bedürftigen zum Lügner. Angesichts der z. T. grausamen Lebensumstände der Antike eine harmlos klingende Sentenz....

Uxorem caram qui se cognoscit habere, hic credit, quod sit melior omni muliere (nach H. Walther, Lateinische Sentenzen und Sprichwörter des Mittelalters). Wer die Einsicht gewinnt, dass er eine liebe Frau hat, der glaubt, dass sie besser sei...