BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Montag, 08. Februar 2016, 20:18
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nordische Metalogie

Vor einigen Wochen kam in einem Kommentar die Anregung, ich möge doch einmal über die Affinität von Heavy Metal Bands zu nordischer Mythologie kolumnieren. Jetzt ist es soweit.

Dieser Thematik kann und muss man sich (meines Erachtens nach) von zwei Seiten her nähern.

Auf der einen Seite stehen natürlich die skandinavischen Länder, insbesondere Norwegen, Schweden und Finnland, die nicht gerade wenige (auch große) Bands hervorgebracht haben. In diesen Ländern ist das "nordische Erbe" der eigenen Wikingervergangenheit noch sehr im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert, was sich natürlich auch in den Texten der Bands wiederspiegelt.
Die norwegischen Black Metal Pioniere BATHORY nahmen spätestens Anfang der 90er Jahre direkten Bezug auf die Wikingervergangenheit, was sich in Songs wie "Valhalla" und "Song to Hall up high" (beide vom Album "Hammerheart"(1990)) manifestiert. Die nordische Thematik wurde später auf den Alben "Twilight of the Gods" (1991), "Nordland" (2002) und "Nordland II" (2003) erneut aufgegriffen.

In Schweden sind es vor allem Death Metal Bands, die die nordische und Wikingerthematik aufgreifen. Insbesondere die Bands AMON AMARTH (Albumtitel wie "With Oden on our Side" (2006), "Twilight of the Thunder God" (2008) oder "Surtur Rising" (2011) sprechen eine mehr als deutliche Sprache) und UNLEASHED (u.a. mit Alben wie "As Yggdrasil trembles" (2010) und Songs wie "The Longships are coming" aus dem 2004erAlbum "Sworn Allegiance") haben sich hier hervorgetan und das Subgenre Viking Death Metal kreiert.

In Finnland sieht es ein klein wenig anders aus. Hier ist es insbesondere das Nationalepos, die "Kalevala", die den Alltag und dementsprechend auch die Texte mancher finnischer Band inspiriert. AMORPHIS haben sich und ihr Schaffen völlig der "Kalevala" untergeordnet und beziehen die Inspiration zu ihren Texten ausschließlich aus dieser Quelle.

Das war die eine Seite.
Die andere bezieht sich auf die Fans. In den letzten 10 bis 15 Jahren kann man in Mitteleuropa eine Tendenz bei der Jugend ausmachen, die weg von der christlichen Doktrin, hin zu einer mehr spirituellen, ursprünglichen geht.
Viele sehen keinen Bezug zu einem Gott, der aus dem Nahen Osten "importiert" wurde und begeben sich auf die Suche nach ihren heidnischen germanischen Wurzeln.
Da die germanischen Götter mit den nordischen quasi deckungsgleich sind (WOTAN = ODIN, DONAR = THOR, etc.) kommt man natürlich zwangsläufig auch auf diese und über die Musik auch auf die Bands.
Dadurch inspiriert gründeten sich dann auch in unseren Breitengraden entsprechende Bands, die dieses germanische Erbe in ihrer Musik verarbeiten. Die deutschen EQUILIBRIUM und die schweizer ELUVEITIE seien hier stellvertretend genannt.

So weit ist das nordisch-germanische Erbe übrigens gar nicht weg, wie man vielleicht denken mag. Man schaue sich z.B. mal unsere Wochentage an. Dienstag, Donnerstag und Freitag leiten sich direkt von ODIN, DONAR und FREYA ab. Im englischen ist es noch offensichtlicher. Monday und Sunday beziehen sich auf Sonne und Mond, Saturday auf den römischen Gott SATURN und Tuesday, Wednesday,Thursday und Friday auf TYR, WOTAN, THOR und FREYA.

Auch Bands ohne direkten thematischen Bezug lassen sich gern von der nordischen und/oder germanischen Geschichte inspirieren. Die deutschen Power Metaler REBELLION z.B. haben drei Konzeptalben über die Geschichte der Wikinger veröffentlicht.
Auf "Sagas Of Iceland - The History Of The Vikings Volume I" (2005) erzählen sie die Geschichte der dänischen und norwegischen Wikinger bis zur Entdeckung Islands.
"Miklagard - The History Of The Vikings - Volume II" (2007) erzählt die Geschichte der schwedischen Wikinger, die mit ihren Langbooten über die russischen Flüsse bis ins Schwarze Meer und schließlich nach "Miklagard" alias Konstantinopel, das heutige Istanbul gelangten.
"Arise: From Ginnungagap To Ragnarök - The History Of The Vikings - Vol. III" (2009) dreht sich schließlich um die nordische Mythologie, von der Erschaffung Midgards (der Erde) aus den Überresten des Eisriesen Ymir bis hin zur Götterdämmerung Ragnarök.
Auch die germanische Geschichte kommt bei REBELLION nicht zu kurz. So handelt "Arminius: Furor Teutonicus" (2012) von Hermann, dem Cherusker, der die Expansion der Römer in der Schlacht am Teutoburger Wald aufhielt und das aktuelle Album "Wyrd Bið Ful Aræd - The History Of The Saxons" (2015), wie der Name schon andeutet, von der Geschichte der Sachsen.
Es ist schon von Vorteil, wenn man mit Bassist TOMI GÖTTLICH einen Lehrer für Geschichte in seinen Reihen hat.

Wahrhaft göttlich, könnte man sagen.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der Bands, die sich ebenfalls auf die nordisch/heidnische Geschichte ihres Landes berufen.

Platz 5: PRIMORDIAL (Irland)
Platz 4: HELHEIM (Norwegen)
Platz 3: ENSIFERUM (Finnland)
Platz 2: LEAVES' EYES (Norwegen/Deutschland)

und

Platz 1: TYR (Färöer Inseln)

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Stallion Battalion" von THE BOSSHOSS

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 Dieter_Rotmund (09.02.16)
Beziehen sich nicht auch einige rechtextremistische Musikgruppen in ihren Texten auf die germanische und/oder sknadinavische Mythologie?
Graeculus (69)
(09.02.16)
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 BLACKHEART (09.02.16)
@ Dieter: Schon die Nazis missbrauchten die nordisch-germanische Mythologie und Symbolik für ihre Zwecke. Leider hat sich daran bis heute bei den Anhängern dieser Denkweise nichts geändert. Was auch auf rechte Bands und Musiker zutrifft. Ein bekannter rechtsradikaler Liedermacher nennt sich z.B. SLEIPNIR.

@ Graeculus: Eher selten. MANOWAR haben einen Song namens "Achilles, Agony and Ecstasy (In Eight Parts)" auf dem Album "The Triumph Of Steel" (1992) und GRAVE DIGGER haben 2012 das Album "Clash Of The Gods" veröffentlicht, das sich thematisch um die griechische Mythologie und die Odyssee des Homer dreht. In der kommenden Woche werde ich mich dann ausführlich mit Konzeptalben beschäftigen und auf weitere Beispiele eingehen.
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