BlackHört

Un-Erhörtes aus der Musikwelt


Eine Kolumne von  BLACKHEART

Dienstag, 03. Mai 2016, 06:22
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1986

Wer bei dem heutigen Kolumnentitel eine musikbezogene Fortsetzung von GEORGE ORWELLs Klassiker "1984" erwartet, wird leider enttäuscht werden. Heute geht es um das tatsächliche Jahr 1986. Warum? Weil es musikhistorisch betrachtet, eines der wichtigsten Jahre überhaupt war. Und nicht etwa, weil LADY GAGA am 28. März diesen Jahres das Licht der Welt erblickte.

Besonders für das Subgenre Thrash Metal sollte das Jahr 1986 ein historisches werden. Nachdem es das Genre bereits seit Anfang der 80er gab, wurden 1986 dessen Grenzen definiert, in denen sich das Genre bis heute bewegt.
Die Grenze nach "oben" in Sachen Progressivität und Melodien setzten METALLICA mit ihrem Meisterwerk "Master of Puppets" (VÖ: 3. März), das noch heute genreübergreifend als eines der besten (Metal) Alben aller Zeiten gilt und erst kürzlich in die  National Recording Registry of the Library of Congress aufgenommen wurde.
Nicht schlecht für eine Lärmkapelle abseits des Mainstreams (anno 1986).

Eine andere legendäre Lärmkapelle zeigt sich für die Definition der "Untergrenze" hinsichtlich Geschwindigkeit und Aggression verantwortlich. Die Rede ist natürlich von SLAYER und ihrem 32-Minuten-Hassbatzen, der auf den Namen "Reign in Blood" (VÖ 7. Oktober) hört und in 10 ohrgerechte Stücke (Songs) aufgeteilt ist.

Innerhalb dieses Rahmens erschienen im Laufe des Jahres 1986 etliche weitere Alben (siehe TOP 5), die heutzutage bei den Fans ebenfalls Kultstatus haben. Aus deutscher Sicht sei hier der Zweitling der Ruhrpott-Thrasher KREATOR, "Pleasure to Kill", hervorzuheben.

Für METALLICA hielt das Jahr 1986 in seinem weiteren Verlauf allerdings auch noch einen herben Schicksalsschlag bereit, von dem sich die Band bis heute nicht vollständig erholt hat.
Am 27. September, METALLICA befanden sich gerade auf Europatour, kam der Tourbus in der Nähe der schwedischen Ortschaft Ljungby von der Straße ab und stürzte um. Bassist CLIFF BURTON wurde schlafend aus dem Bus geschleudert und schließlich unter diesem begraben.
Der Busfahrer behauptete noch an Ort und Stelle, dass er auf eine vereisten Stelle geraten sei, allerdings war nirgendwo eine solche Stelle zu finden. Stattdessen roch man Alkohol im Atem des Fahrers.
Nichtsdestotrotz wurde dieser später vor Gericht freigesprochen.
Mit dem Verlust von BURTON, der das musikalischste Mitglied der Band war, änderte sich auch der Sound von METALLICA. Eine Änderung, die ihnen von vielen alten Fans bis heute nicht verziehen wird.
Es wird viel darüber spekuliert, wie sich die Band entwickelt hätte, wenn BURTON nicht gestorben wäre (gleiches gilt im Übrigen auch für die irischen Rocker THIN LIZZY, deren Bassist und Sänger PHIL LYNOTT ebenfalls 1986 das Zeitliche segnete). Wahrscheinlich hätte es die späteren Charterfolge in der Form nicht gegeben.

Apropos Charterfolge: BON JOVI brachten 1986 ihr drittes Album "Slippery when wet" auf den Markt. Dieses Album verkaufte sich weltweit über 14 Millionen mal und bescherte der Band den internationalen Durchbruch.

Ähnliches gelang MADONNA im gleichen Jahr. Auch hier war es das dritte Album, "True Blue", das sie entgültig zum Megastar machte. In 28 Ländern auf Platz 1 der Charts zu stehen hatte bis dato noch keine weibliche Künstlerin geschafft.

Und falls sich jemand fragt, was ich im Jahr 1986 gemacht habe: Ich ging als Vierjähriger in einen Kindergarten in der DDR und hatte von Musik so viel Ahnung wie eine Kuh vom Eier legen.
Wie sich die Zeiten doch ändern.

In diesem Sinne:

Haltet die Ohren offen!

Zum Beispiel für meine TOP 5 der legendären Thrash-Alben, die 1986 auf den Markt kamen.

Platz 5: MEGADETH - "Peace sells ...but who’s buying?"
Platz 4: SODOM - "Obsessed by Cruelty" (Debütalbum)
Platz 3: DESTRUCTION - "Eternal Devastation"
Platz 2: TANKARD - "Zombie Attack" (Debütalbum)

und

Platz 1: ANTHRAX - "Among the Living"

Danke fürs Reinhören.


euer BLACKHEART


Song der Woche: "Efilnikufesin (N.F.L.)" von ANTHRAX

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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 FRP (03.05.16)
Na ja, es war (aus meiner Sicht) vor allem ein überragendes Jahr für die Genesis-Familie. Das Album "Invisible Touch" stürmte die Charts, und die (ich glaube: fünf)! Auskopplungen (allen voran "Land Of Confusion") jagten sich gegenseitig in den Top 10. Peter Gabriel legte mit "So" sein kommerziell erfolgreichtes Album vor, und vor allem "Don’t Give Up" (mit Kate Bush) und "Sledgehammer" nebst "Red Rain" machten Genesis in den Charts Konkurrenz. Ex-Gitarrist Steve Hackett gründete mit Steve Howe (von Yes) das Projekt GTR, und das Album nebst Auskopplungen "The Hunter" und "When The Heart Rules The Mind" waren ebenfalls sehr erfolgreich (beide sogar mit leichtem Soft-Heavy-Touch). In den Hitparaden und den Radiosendern immer noch Dauerbeschallung mit zwei Outputs von 1985: Das dritte Album von Phil Collins (No Jacket Required) mit den Auskopplungen "Sussudio" und "One More Night" nebst der ersten LP von Mike & The Mechanics mit den Super-Hits "Silent Running (Can You Hear Me)" und "All I Need Is A Miracle" geisterten noch durch das Jahr. Nur Ur-Gitarrist Anthony Phillips konnte mit seinem Piano-Album "Ivory Moon" erstaunlicherweise nicht punkten. Das Jahr war derart Genesis-lastig, dass sogar der Bayerische Rundfunk eine Sondersendung dazu produzierte, die die ARD ausgestrahlt hat.
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