Aufgespießt

Unverschämtheiten aus Politik, Promiszene und Alltag


Die Kolumne des Teams " Aufgespießt"

Montag, 03. Juni 2013, 20:39
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Massentierhaltung

von  SchorschD


Was braucht der Mensch, wenn er eine Gemeinheit zudecken oder zumindest beschönigen will? Einen Euphemismus! Wenn im Krieg völlig Unbeteiligte schwer verwundet werden oder zu Tode kommen, dann sprechen die Kriegsfürsten nicht von Mord, sondern von leider nicht vermeidbaren Kollateralschäden. Wenn jemand auf der Autobahn wegen seiner irrsinnigen Raserei das Leben verliert, dann redet man davon, dass der Moloch Verkehr Opfer fordet. So wird aus einer grausamen, gewaltätigen Misshandlung von Tieren nicht eine unmenschliche Barbarei, sondern die Massentierhaltung.
Diese landlose Tierproduktion bedeutet, dass eine einzige Tierart in agrarischen Mammutbetrieben schnell an Gewicht zunehmen muss, ohne dass genügend landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung steht. Hühner, Enten, Schweine, Rinder werden auf wenigen Quadrarmetern zusammengedrängt, die viele zynischerweise auch noch Ställe nennen. Aber der Tanz ums goldene Kalb hat Ausmaße angenommen, die früher nicht denkbar waren. Primäres Ziel ist jedenfalls, möglichst großen Ertrag mit möglichst geringen Mitteln einzufahren. Hut ab also vor den Leistungen des Bauernverbandes, der in unermüdlicher Lobbyarbeit erreichen konnte, dass z.B. in grausamen Großkäfigen nicht 40 000 Hühner ihrem erlösenden Ende entgegen fressen und saufen dürfen. Nein, 39 999 dürfen es nur sein, denn sonst könne man nicht mehr von Landwirtschaft sprechen. Ab 40 000, wer hätte das gedacht, würde die Industrieproduktion beginnen. Natürlich kann man keinen Hühnerzähler anstellen, denn der würde zuviel Geld verschlingen. Aber die Betreiber solcher Tierquälereieinrichtungen sind sicherlich gewiefte Schätzer, die sofort erkennen würden, wenn ein Hühnchen zuviel in dieser barbarischen Gefangenschaft wäre. Man kann davon ausgehen, dass er bei einem Hähnchen zuviel nachts nicht mehr schlafen könnte, 39 999 Tierchen aber sind ein sanftes Ruhekissen.oder man denke an einen Schweinekäfig, der räumlich so bemessen ist , dass die Muttersau sich nicht mehr um sich selbst drehen kann. Wozu auch? Am Ende würden Schwindelgefühle von der Dreherei ihre Lebensqualität stark beeinflussen. Es könnte möglicherweise auch dazu kommen, dass sie ihre Ferkelchen nicht mehr als solche erkennt und ihre mütterlichen Instinkte zu Schaden kämen.
Man kann also beruhigt feststellen, dass die Damen und Herren aus der Politik wieder einmal mehr ihre Gesetze durchdachten, wobei sie sich nur von einem Gedanken leiten ließen. Tierschutz, Tierschutz und noch einmal Tierschutz.
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachen und weiß, dass die Nutztiere ihe Namen hatten, dass Bäuerin, Bauer und die Kinder mit den Tieren redeten. Dabei war keine scheinheilige Sentimentalität vorhanden, denn jeder wusste, dass auch das Schlachten zur Tierzucht dazugehörte. Aber solange die Tiere lebten, wurden sie anständig behandelt. Dabei wäre keinem eingefallen, einem Tier ein Mäntelchen umzuhängen oder ihm beim Hundefrisör schöne Löckchen drehen zu lassen. Für solche Dummheiten war kein Raum. Kaum kamen die Menschen auf die Idee, zwischen zu verwöhnenden Haustieren und arbeitenden Nutztieren eine großen Unterschied herzustellen. Heute halten sich Menschen schon für kultiviert, wenn sie beim Essen nicht schmatzen oder rülpsen.

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