KeineGedanken

Was macht dir (keine) Gedanken?


Die Kolumne des Teams " keineGedanken"

Freitag, 01. März 2013, 22:03
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(K)ein Gedanke

von  Seelenfresserin


Nach langer Zeit, sind wir wieder zurück. Gleich zu Anfang: Entschuldigt, das dies eine Kolumnenleiche war und keine Kolumnen kamen. Viele Private Umstände hatten dies verhindert.

Aber nun frisch ans Werk.

Für meinen Vater ist es (K)ein Gedanke, das es Menschen gibt, die Probleme mit ihrer Psyche haben. Menschen, die Krank sind. Menschen deren Seele einfach so tief verwundet wurde, das sie falsche Verhaltensweisen an den Tag legen. Sie verletzen sich selbst, schädigen sich selbst und tun Dinge, die kein "normaler" Mensch tut. Für meinen Vater ist es (kein) Gedanke wert, der an dem Thema "Psychisch Krank" verschwendet werden soll.

Aber es gibt viele solcher Menschen, die so denken. Die denken, "Reiß dich mal zusammen" oder "Ist doch nicht so schlimm, stell dich nicht so an!". Die mit Unverständnis reagieren, wenn sie es mit einem chronisch, psychisch Kranken zu tun haben. Die mit Distanz, Kälte und Unsicherheit auf ihre Mitmenschen reagieren. Mein Vater nennt es so: "Es ist einfach nicht meine Welt." Aber wessen Welt ist es denn dann? Wessen Welt MUSS es sein? Wenn das eigene Kind in eine Psychiatrische Klinik eingewiesen wird, aber der eigene Vater (k)einen Gedanken dran verschwendet, seine Tochter einmal zu besuchen. Oder wenigstens anzurufen.

Ich dachte lange Zeit über diesen Satz nach. "Es ist einfach nicht meine Welt". Es ist für mich unverständlich aber anscheinend ist das Thema Psychiatrie eines dieser Tabuthemen, die man eben doch nicht so einfach einschneiden kann. Es ist ein Thema, bei dem mich mein Vater systematisch Schach Matt setzen kann. Zum Beispiel wenn ich nach einem geeigneten, Ambulanten Therapeuten suche, kommt die mehr als irritierende Frage: "Was willst du mit einem Therapeuten?" Es ist schwer, weil ich nie eine Antwort weiß, obwohl die Antwort eigentlich auf der Hand liegt:

Weil ich Hilfe brauche...

Doch für meinen Vater ist es (k)ein Grund.
Denn für ihn ist "Jeder seines Glückes Schmied."

Aber ich bin kein Schmied.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Owald (02.03.13)
Schöner Gedanke: Jeder ist seines Glückes Schmied. Und dann stehste da mit Hammer und Amboß und Glücks-Erz am heißen Ofen und denkst: "Ich hab aber doch Steuerfachangestellter gelernt..."
- Wer psychische Krankheit nicht am eigenen Leibe erlebt hat, kann sich da nicht reinfühlen. Da gibts nix. Insofern kann man den Papa an sich nur beglückwünschen, daß das nicht seine Welt ist. Und der von psychischer Krankheit Betroffene erleichtert sich den Austausch mit der wohlmeinenden gesunden Umgebung ungemein dadurch, daß er sich von Zeit zu Zeit daran erinnert, daß "die" das gar nicht verstehen können, weil "die" das gar nicht kennen und deshalb nicht nachvollziehen können können. Die Kommunikationshürde bleibt, aber sie wird vielleicht kleiner, wenn alle Beteiligten sich ihrer bewußt sind.

Was mich stört an Deiner Kolumne ist die unsägliche Grammatik. Da hinkt es hinten und vorne. Wenn Du selber auf dem Gebiet nicht so sicher bist, laß vielleicht jemanden korrekturlesen vor dem Veröffentlichen, denn dann bleibt der Leser eher dran bis zum Ende. Bestimmt.

Grüße,
O.

 MagunSimurgh (27.03.13)
Sehr ehrliche und berührende Kolumne.

Einzig die Aussage, dass psychische Probleme mit Vergangenheit ("verwundet" = traumatisiert?) begründet werden, finde ich zu pauschal. Es gibt beispielsweise Depressionsformen, die nur durch Ungleichgewichte im Gehirn begründet sind, Schizophrenie ist ähnlich. Da helfen Gesprächstherapien auch nicht (unterstützen sicher im Umgang mit der Erkrankung, aber sie sind nicht wirksam gegen die eigentliche Erkrankung).

Das bringt mich aber auf den wichtigsten Aspekt deiner Kolumne, den ich unterschreiben wöllte, wenn es hier ein goldenes Buch gäbe:
Psychische Erkrankungen sind "ganz normale" Krankheiten. Sicher kann die Lebensweise (/Denkweise?) den Erkrankungsverlauf positiv beeinflussen, aber man kann sich eben nicht auf Kommando "zusammenreißen".

Und es ist wichtig, dass das immer wieder in die Welt getragen wird, bis es wirklich alle verstanden haben.
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