Schweben

Innerer Monolog zum Thema Engel

von  kobra

Engel umschweben uns,
  wo wir auch gehen.
Friedrich Rückert


Das murmelte ich immer wieder vor mich hin als ich durch die einsamen Gassen des Dorfes schritt, meiner Heimat. Ich war aufgeregt. Das war ich nicht immer wenn ich für kurze Zeit aus dem Wald zurückkehrte um meine Freunde und Familie wieder zu sehen, aber jetzt war es ja auch etwas anderes. Nicht, weil ich sie zum letzten Mal sehen würde, denn ich war überzeugt davon, das dies nicht stimmte, sondern weil ich es ihnen sagen musste. Ich musste ihnen sagen, dass ich gehn würde, dass ich sterben würde, und das in meinen jungen Jahren. Ich vermutete, dass sie es nicht verstehn würden, und dass sie denken würden, ich könnte, weil ich die Engel "kannte", selbst entscheiden, wann und wie ich sterben wollte.

Das werden sie nicht.

Sicher?

Die Antwort kennst du doch...
Aber der Grund ist ein anderer, als du denkst.


Wieso, sind sie denn nicht hier?

Meine Stimme drückte scheinbar mehr noch als meine Mimik meine Besorgnis aus.

Definiere "hier".

Oh wie ich es hasste, wenn sie das taten. Sie änderten manchmal ihre Wesen, wurden beinahe menschlich - schließlich waren sie es größtenteils selber einmal gewesen, und sie - nun ja, immer wenn sie anderen Menschen, die ihnen nicht so ähnelten wie ich es tat, nahe kamen, veränderten sie sich. Also mussten sie ja da sein.


Nein. Nicht nur Menschen. Auch von Menschen errichtete Dinge - wie Dörfer.

Oh bitte, sind sie da oder nicht?

Wir sind da.

Sind sie tot?

... fragte ich vorsichtig, Angst überkam mich.

Dachten wir uns schon, dass du das denken würdest. Nein, sie leben. Sie sind hier. Aber du nicht.

Aber ihr seid hier!

Ja. Weil wir schweben.

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