In der Tretmühle

Gedicht zum Thema Hass

von  EkkehartMittelberg

Du stolperst im Kreise,
denkst unablässig nur eines:
Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich.
Verschlossene Augen.
Kein Lichtblick
mehr dringt
ins versteinerte Herz.

So wirst du älter,
immer kälter,
Lachen versiegt und Scherze verstummen.

Doch eine hilfreiche Hand
packt fest dich im Nacken,
reißt dich heraus.

Benommen schlägst du die Lider auf,
blickst in ein Lächeln,
das dir die Schläfen massiert
und dann verschwindet.

Noch immer
kannst du nicht lachen.
Aber dieses monotone
„Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich“
legt eine Pause ein.

© Ekkehart Mittelberg, April 2012

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Kommentare zu diesem Text

Caty (71)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
Caty, Gedichte dürfen auch eine Momentaufnahme sein. Sie müssen nicht spießig wie ein Besinnungsaufsatz nach Ursache, Verlauf und Wirkung gegliedert werden.
Gruß
Ekki

 FloravonBistram antwortete darauf am 18.04.12:
Lieber Ekki,

ss gibt Kommentare, die lassen mich vermuten, dass es Menschen gibt, die nichts mehr verabscheuen, als den Wunsch nach einer heilen Welt.
Ich hege diesen Wunsch immer und schreibe auch gerne darüber.
Es ist gut, dass es immer Momente des Innehaltens gibt, egal ob in Hassgedanken oder in anderen bedrängenden Situationen.
Liebe Grüße
Flo

Nachtrag...zu Ursache beseitigen, dann würden sicher viele Menschen beseitigt werden müssen, denn sie und ihre Handlungen beschwören oft den Hass herauf.
(Antwort korrigiert am 18.04.2012)

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 18.04.12:
Vielen Dank, Flora. Manche können Harmonie nicht ertragen. Die Ursache dafür können sie nur selbst beseitigen.
Liebe Grüße
Ekki

 HerrSonnenschein (05.04.12)
Ich finde dieses Gedicht gerade wegen seiner scheinbaren Naivität gut.Mal ehrlich, wünschen wir uns nicht oft eine hilfreiche Hand? Und ein Lächeln ist oft eine gute Intervention...LG Jörg

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 05.04.12:
Vielen Dank, Jörg. Die hilfreiche Hand führt zu einer Denkpause. Wo Hass herrschte, ist deren Ausgang offen. Ich weiß, dass er leider oft nicht genutzt wird.
LG
Ekki
Scheester (80)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 05.04.12:
Lieber Detlef, dass du dir vorstellen kannst, Grass habe es geschrieben, nehme ich als Kompliment.
LG
Ekki

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 05.04.12:
In der letzten Strophe seines Gedichts "Freitag" schreibt Grass:

"Wer aber
mag grünen Heringen
vom Untergang predigen?"

Bleibt die Frage, sind die grünen Heringe koscher und/oder der Prediger? )

Beste Grüße
Viktor
JowennaHolunder (59)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
Liebe Wally,
nur sehr wenige Menschen können von sich behaupten, nie gehasst zu haben. Wer aber einmal gehasst hat, der weiß, dass dein Vergleich stimmig ist: Hass ähnelt einem Bumerang.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki
Steyk (61)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
So ist es, Stefan, Hass schlägt oft in Selbsthass um, und die davon erfasst werden, merken es nur selten.
Wir erleben es hier und anderwo durch Solbstbeobachtung und Beobachtung anderer immer wieder, wie schwierig es ist, Hass abzubauen. Wenn es eine relle Chance dazu geben soll, muss er eine Pause einlegen. Darum geht es in meinem Gedicht.
Vielen Dank für deinen Kommentar und liebe Grüße
Ekki
magenta (65)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
Liebe Heidrun,
deine Bestandsaufnahme ist desillusionierend, aber deswegen nicht weniger wahr. Ich habe mich einen Moment lang gefragt, ob die total nüchterne Beurteilung hilfreich ist und denke ja: Sie stärkt das Selbstbewusstsein eines Gehassten, gelassen und nicht mit Gegenhass zu reagieren.
Besten Dank und liebe Grüße
Ekki

 irakulani meinte dazu am 06.04.12:
Eben diese nüchterne Bestandsaufnahme wird aber erst durch die Unterbrechung (den" break") möglich, lieber Ekki - denn zuvor dreht sich ja das Hamsterrad.
Ob es ausreicht, um zur gelassenheit zurückzufinden hängt sicher vom Einzelfall ab und auch von der Persönlichkeitsstruktur des Hassenden. Hass resultiert oft aus dem Gefühl der Ohnmacht, deshalb ist eine innere Stärkung der Person sicher hilfreich- ... und das schafft vielleicht die Liebe!

Herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.04.12:
Dein Kommentar ist so wahr, Ira. Er begründet mit dem Gefühl der Ohnmacht sehr gut, weshalb es hilfreich sein kann, einen Hassenden psychisch zu stärken, (sofern er einen Helfer an sich heranlässt).
Vielen Dank und herzliche Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (05.04.12)
Hass kann andere/und-oder einen selbst seelisch und/oder körperlichh verletzen und (er-)morden.

Hier kann unter Umständen nur eine hilfreiche professionelle Hand helfen. Manchmal auch die Hand der Liebe!

GlG
Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
Es ist gut, dass du professionelle Hilfe ins Gespräch bringst, Jörg, denn gut gemeinte Ratschläge von Amateuren scheitern in der Regel an tief sitzendem Hass. Du magst aber heilende Liebe nicht ausschließen. Auch darin stimme ich dir zu.
Mit Dank und lieben Grüßen
Ekki
Gruszka (62)
(05.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.12:
Liebe Irene,
mit nur laienhaften psychologischen Kenntnissen vermute ich, dass dein Aussagen zum Hass tendenziell stimmen, tendenziell deshalb, weil es wahrscheinlich individuelle Unterschiede gibt.
Ich weiß ja, was mein LyrIch sich gedacht hat.-))) Du kannst dieses „Ich hasse dich, hasse dich, hasse dich“, sowohl auf eine andere Person bezogen als auch an die eigene Peron gerichtet lesen. Der Hass ist nicht mehr bereit, sich zu reflektieren, er kreist im Hamsterrad.
Das mit der Versteinerung ist so eine Sache. Ich möchte es gern als Innensicht des Hassenden verstanden wissen. Er hat das Gefühl; dass der Gehasste und er einander nicht mehr erreichen können.
Wenn der Hass so kulminiert, kommt es zu Handlungen vernichtender physischer Gewalt; weil der Täter keine Chance der Befreiung mehr sieht.
Ich widerspreche dir aber keineswegs, dass Hass oft nur Mauern errichtet, die man abbauen kann. Andernfalls machte mein Hinweis auf die Pause am Ende auch keinen Sinn.
Ja, und dieses Sich Suhlen im Hass gibt es selbstverständlich auch, mit genau den Motiven, die du aufführst, und mit Sticheleien als Bettelei um Wertschätzung. Schließlich die Gleichgültigkeit: Wenn der Hass sich dazu abgekühlt hat, ist er kein Hass mehr, sondern eben Gleichgültigkeit. Mir scheint, dass dann kein Psychotherapeut mehr eine Chance hat, weil ein Gleichgültiger nichts mehr verändern will.
Besten Dank und herzliche Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 05.04.2012)

 ViktorVanHynthersin (05.04.12)
Problematisch finde ich, dass sich machner der heutigen "Windenknechte" nicht aus seiner Tretmühle erlösen lassen will. - Getreu dem Motto: Wenn Licht am Ende des Tunnels erscheint, verlängern wir den Tunnel.
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.04.12:
Herrlich! Den habe ich noch nie gehört, Viktor. Ist das einer deiner neuen Aphorismen?
Herzlichst
Ekki

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 06.04.12:
Leider nein, der ist nicht von mir, den habe ich irgendwo aufgefangen.
Herzliche und österliche Grüße
Viktor
SigrunAl-Badri (52)
(07.04.12)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.04.12:
Vielen Dank, Sigrun, deiner Zusammenfassung schließe ich mich vorbehaltlos an.
Liebe Grüße
Ekki

 Martina (11.04.12)
Um jeden ist es schade, der aus diesem Sog nicht hinaus findet....Lg Tina.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.04.12:
Das stimmt.
Vielen Dank, Tina
LG
Ekki
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