Da sitzen zwei Mädchen in einer WG und schauen einen Kinderfilm. Der Flachbildfernseher steht in einem alten Schrank, so wie es bei Großeltern oft ist, so wie man es heutzutage oft in Vintagemagazinen sieht. Das eine Mädchen macht Kerzen an, es sei noch zu früh zum heizen, sagt sie, damit würden sie insgesamt einen Monat mehr Nebenkosten zahlen und es würde sich nicht lohnen. Das andere Mädchen nickt, ihre Mutter zahlt die Nebenkosten und es liegt immer eine Wärmflasche im Bett, wenn sie nach Hause kommt.
Das eine Mädchen macht nach dem Film eine Rotweinflasche auf und Musik an. Der Akzent von dem Sänger sei so einmalig klasse und als sie ihn live sah, da war sie so aufgeregt, dass sie kaum ein Wort Englisch raus bekam. Das andere Mädchen mag den Sänger auch, er sei ganz hübsch, sagt sie, nur wären blonde Männer nicht so ihr Typ.
Die beiden teilen sich eine Ikea Decke und streicheln abwechselnd die Katzen des einen Mädchens, während die Weinflasche leerer wird und die Musik melancholischer.
Wieso das andere Mädchen so gucke, fragt das eine Mädchen. Ich weiß nicht, sagt es, wahrscheinlich weil das unser Lied ist. Das eine Mädchen lächelt kurz, ja, sagt es, das stimmt.
Das eine Mädchen lebt vegan und raucht nur wenn sie getrunken hat, das andere Mädchen raucht so oft es kann und hatte zum Frühstück ein Brötchen mit Kinderwurst.
Wir sollten etwas bestellen, sagt das eine Mädchen, irgendwas vom Chinesen, so wie früher. Das andere Mädchen nickt, sie erinnert sich an die Sonntage mit Rotwein, Kinderfilmen und Bami Goreng und zieht die Decke ein Stückchen näher an sich heran.
Das andere Mädchen schenkte dem einen ein Foto zum Geburtstag, es war ein Schnappschuss der Beiden, mit weißen Punkten auf roten Hintergrund. Das eine Mädchen sagte damals, dass sie noch nie so gut getroffen war auf einem Foto, das andere Mädchen dachte zwar, dass es selbst ziemlich mittelmäßig aussähe, aber noch am selben Tag ging es los um das Foto ausdrucken zu lassen.
Nachdem das Essen geliefert wurde, fingen die zwei Mädchen an sich Katzenvideos anzusehen. Das eine Mädchen liebte Katzen über alles, sie selbst besaß zwei und regte sich dennoch des öfteren über die vielen Haare auf dem Bett auf.
Wieso das andere Mädchen so zögerlich die Katze streichel, fragte das eine, immerhin würde es die Katzen doch schon so lange kennen. Ich weiß nicht, sagt das andere Mädchen, sie sei nicht so der Katzenmensch.
Nach einiger Zeit reden die beiden Mädchen über ihre Beziehungen, der Freund des einen Mädchens hätte ihr letztens einen Liebesbrief auf einem alten Rechnungsumschlag geschrieben, darauf sei zu lesen, dass er sie liebe, selbst wenn sie manchmal eine launische Ziege sei.
Der Freund des anderen Mädchens habe momentan viel zu tun für sein Studium, aber allgemein sei alles sehr schön und sie würden sich sehr lieben.
Während sie so darüber erzählen, wie sehr sie die Männer an ihrer Seite lieben, fällt dem anderen Mädchen auf, dass das eine Mädchen die Kette trägt, die es einmal zum Geburtstag vom anderen geschenkt bekam. Die Kette passe so gut zu den Ohrringen ihres Freundes, sagt das eine Mädchen, sie würde das fast täglich so kombiniert tragen.
Die Kerzen sind mittlerweile fast gänzlich abgebrannt, der Wein ist leer und die Katzen haben sich unter den Schreibtisch gelegt. Die beiden Mädchen schreiben ihren Freunden eine SMS mit Gute Nacht Wünschen und legen sich danach ins Bett um zu schlafen.
Das andere Mädchen verlässt am nächsten Morgen recht früh die WG, sie müsse noch Zuhause aufräumen, ein Freund käme später vorbei. Das eine Mädchen nickt verständnisvoll und beginnt die Wäsche in der Küche aufzuhängen, es sei schön gewesen, sagt sie, man müsse so einen Abend auf jeden Fall demnächst wiederholen.
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof hört das andere Mädchen noch einmal das Lied der Beiden, sie kickt zerdrückte Bierdosen vom Bordstein und denkt sich, dass das eine Mädchen immer dieses eine bleiben würde.