Teil 31

Roman

von  AnastasiaCeléste

An einem ganz anderen Ort in der Stadt herrschte hingegen große positive Aufregung. Nach vielen weiteren Versuchen, die Chips umzuprogrammieren oder anzuzapfen, konnten erste Erfolge verzeichnet werden. Josh und den anderen Programmierern und Technikspezialisten war es gelungen, Chips für sämtliche Signale zu blockieren, ohne dabei ihre Aktivität einzuschränken. Der jeweilige Chip würde nicht mehr reagieren, sodass der Träger keinerlei Schmerzen oder Schlimmeres fürchten müsste. Ein Scan zeigt aber weiterhin einen aktiven Chip an. Direkt vor den Augen des Signalsenders eine verräterische Sache, auf eine lange Distanz hilfreich.
Myles saß im Gemeinschaftsraum im Kreise seiner Mitstreiter und brachte einen Toast aus auf seine Freunde, denen Sie ihre jüngsten Erfolge zu verdanken hatten. Mit Bier und Wein stießen sie an und jeder für sich schöpfte wieder ein kleines bisschen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Wenn Sie nun erreichen würden, dass alle Menschen von der Gewalt dieser kleinen Parasiten befreit werden könnten, gäbe es wieder Hoffnung und die Chance auf weitreichende Projekte, die Corvin Schwächen würden. Das Problem hierbei war jedoch wieder, dass man nie wusste, wer zu Corvin gehört und wer nicht. Seine loyalen Leute tauchten überall auf. Nur ein einziger würde reichen, um Sie und ihre Aktion auffliegen zu lassen. Aber dieses Risiko mussten Sie eingehen, nur so könnten Sie mehr erreichen. Als weiteren Schritt fehlte nun noch jemand, der ihnen Wissen und Zugang zu internen Daten liefern kann. Wenn Sie es schaffen würden, sich in Corvins Systeme zu hacken, wären große Schläge gegen den Diktator möglich. Und diese Hilfe erhofften Sie sich durch Ave, der noch nichts von diesen Plänen ahnen konnte. Mit ihm an ihrer Seite würde ihre Untergrund Rebellion richtig ins Rollen geraten.
Wenn sie es mit seiner Hilfe auch schaffen würden, die Chips bestimmter Personengruppen anzusteuern, würde  es nahezu einfach werden, Corvins Gefolge für eine gewisse Zeit auszuschalten, die Festung einzunehmen und zu tun, was auch immer nötig wäre. Dieser Gedanke war so fantastisch, dass man fast ein schlechtes Gewissen bekam, überhaupt daran zu denken. 
Myles lächelte in sich hinein und war froh darüber, dass sich seine Freunde für einen Moment entspannen konnten. Sie nahmen so viele Kompromisse und Umstände in Kauf, dass jedes erneute Versagen tiefe Resignation auslöste. Die Stille hier unten in den düsteren Gängen, legte sich oft lähmend auf das Gemüt ihrer Bewohner. Die Enge und die Tristesse konnten einen verrückt machen. Für viele war das Leben in einem richtigen Haus, in einer Wohnung, schon regelrecht fremd geworden. Aber sie hatten sich freiwillig für dieses Leben entschieden, waren ihm gefolgt, überzeugt davon, dass Myles, als Anführerfigur, etwas erreichen wird. Unter den gegebenen Umständen rückte die kleine Gemeinschaft enger zusammen. Hier konnte sich jeder auf jeden verlassen. Loyalität und Freundschaft wurde groß geschrieben.
Umso mehr litt Myles jedoch unter der Frage, wie weit er gehen durfte. Wenn irgendwann der Tag kommen würde, an dem Sie die Chance auf einen Sieg gegen Corvin bekommen würden, was durfte er von seinen Freunden verlangen? Würden Sie ihm folgen, sogar in den Tod? Wollte er sie überhaupt einer größeren Gefahr aussetzen, wenn er auf Risiko spielen muss?
So gern er auch wollte, er konnte niemandem ein Happy End versprechen.
Außerdem war Corvins Fall keinerlei Garantie für ein besseres Leben. Sie würden sich einer ebenso fragwürdigen Zukunft gegenüber sehen. Wer würde an Corvins Stelle treten? Selbst wenn sie alle an einer gemeinsamen Strategie des Wiederaufbaus arbeiten würden, gäbe es immer noch genügend dunkle Gestalten in den Schatten der Stadt.
Jahre in Chaos, Gewalt und Anarchie lassen sich aus den Köpfen der Menschen nicht mehr so einfach löschen. Kriminelle Verhaltensweisen, die sich auch aus der Not heraus geformt hatten, würden schwer wieder abzulegen sein.
Grenzen und Regeln würden langsam wachsen. Langsam und mit viel Geduld würde diese Stadt und die Gesellschaft wieder aufgebaut werden können, aber nie mehr so sein, wie sie einst war.

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Kommentare zu diesem Text

DocHerb (44)
(17.02.16)
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 TrekanBelluvitsh (17.02.16)
Wollte er sie überhaupt einer größeren Gefahr aussetzen, wenn er auf Risiko spielen musste?
So gern er auch wollte, er konnte niemandem ein Happy End versprechen.
Ein Problem, dem sich jeder Anführer bewusst sein muss, besonders wenn er aus dem Untergrund agiert.

Außerdem war Corvins Fall keinerlei Garantie für ein besseres Leben. Sie würden sich einer ebenso fragwürdigen Zukunft gegenüber sehen. Wer würde an Corvins Stelle treten?
Ein Sieg ist eben nur etwas für den Augenblick ...

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