Haustür sperren, Stiegen steigen, Stockwerk zählen, Schweigen kosten, Schlüssel drehen, Dunkel sehen. Wo nur ist die Vertrautheit geblieben? Ausgezogen? Sie ist wohl nur ausgesperrt heute, denn Klara ist noch nicht da.
Die kalte Wohnung wird auch nicht heller, als er Licht macht. Schweigen flüstert aus allen Ecken, doch heut will er warten, und kein Fernseher soll ihm die schmerzhafte Ungeduld fortlügen. Doch tun muss er etwas, und so macht er wieder finster und setzt sich ins Eck, dort, wo die Stille am lautesten ist. Und um ihn herum hebt plötzlich fremdes Leben an, das Fernsehn der Nachbarn, die Platten des Freaks über ihm, von irgendwo schreit ein Kind.
Laut zu sein, das ungestraft, ist ein Vorrecht der Kinder, doch leis ist er und brütet einsam über die Nacht, die ihm bunte Kreise, Sterne und Spiralen ins Auge setzt, und dann drehn sich die Muster, verflechten und entwirrn sich; da schließt er die Augen und stellt sich vor, er flöge. Nur einschlafen möcht er nicht, denn Klara wird kommen, und dann erst kann er weinen und seinen Tag endlich nach Haus schicken, was soll er auch mit ihm.
Hat es da nicht im Schloss geknackt? Ein Lichtstrahl sticht in den Vorraum, ganz zaghaft, dann wird er breiter, er bringt ihm Klara, die ihn begrüßt, als hätt sie ihn schon lang nicht gesehn. Mit ihr kommt die Freude. Er schließt die Tür hinter ihr, horcht, ob der Tag auch wirklich die Treppen hinabsteigt, noch hallt von fern ein Hüsteln, dann ist er bei ihr, und weiche Hände ersetzen fortan jedwede nüchterne Rede. Auch braucht es kein Licht mehr, um zu sehen, es braucht nur noch sie, um zu fühlen. Und glücklich finstere Stille umfasst sie.
Da setzt das Nachbarskind wieder zum Schrein an, und jetzt erst merkt er: Er ist zu Haus.