Der Heimkehrer oder Homeward Bound

Tagebuch zum Thema Arbeit und Beruf

von  kirchheimrunner

Es war bitterkalt, als ich nach Hause ging; -  heute war ich wieder schwer beladen mit den  Sorgen der Arbeit: Der Druck und die Überforderung wurde langsam unerträglich.

Mein Rücken krumm, die Haltung gebeugt; - der ganze Mensch überladen wie ein müder, alter Flusskahn.
Nebenbei: das Kantinenessen kam mir hoch.

Das blassrosa Streusalz auf dem Gehweg zur U-Bahnstation, schmutzig, giftig und gallig  - hinein getreten in Waschbetonfliesen, zeichnete tiefe Wunden in den in den gefrorenen Schnee.  Zugegeben, die klaffenden Löcher waren  nicht blutig, aber schmerzvoll, nass und rot.

Zweiundsiebzig Treppen musste ich hinuntersteigen; - Stufe für Stufe, in das Neonlicht einer lebensfeindlichen Tiefe, - sicher dem Ende sehr nahe, und dem Anfang einer dunklen Nacht.

Neonlicht blutet leise und grell; - tropft unablässig hinein in den schmutzigen Darm der Stadt. Es ist ein U - Bahntunnel,  und der ist nichts weiter als eine zum Oval gequetschte Speiseröhre. Das Würgen und Rumpeln geht den ganzen Tag
- die ganze Nacht.

Der Nahverkehrszug: Ein glänzendblauer Aal - mit Haifischhaut, quirlig wie ein Tausendfüssler, er schluckt und würgt und schwemmt mich durch bis zum Ostbahnhof.

"To fast-train-tracks; - please change here."

Ein nerviges Quäken wie von Baby-born Puppen. Es kommt vom Band, ist auf Chips gespeichert.
Digitalprozessorstimmen, moduliert und leblos tot.

Seit Jahren reist jeder einsam und allein. Mit mir reisen nur Klone. Sie haben Schaufensterpuppengesichter,
unbeschreiblich cool, alle sind gleich, nur der Säufer nicht, der stinkt. Alle anderen machen die selben mechanischen Bewegungen. Nicken mit den Köpfen, zucken zum Rhythmus einer pulsierenden Musik.
.

"Dieser Zug endet hier! In Fahrtrichtung rechts aussteigen, die Türen öffnen sich selbsttätig."

Als ich dann in Kirchheim ausstieg, schloss sich die Tür mit einem pfeifenden Seufzer; - schnell wie ein Augenlid klappte sie zu und zerschnitt mich in zwei Hälfen.

Ob das bis morgen wieder heilt?

© Hans Feil


Anmerkung von kirchheimrunner:

"Zugegeben die": Komma fehlt.

"Tausendfüssler er schluckt": Komma fehlt.

"Klons": Der korrekte Plural von Klon ist Klone.

"Augenlied": Ach. herrje! Wie klingt es denn???

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.03.18)
"...die Türen öffnen sich von selbst."

Automatische Durchsagen bedienen sich meistens nicht so einer Umgangssprache, viel passsender ist hier "... die Türen öffnen sich selbsttätig."

"U-Bahn Station": So eigentlich nicht zulässig. Korrekt wäre " U-Bahnstation".
"U – Bahn Tunnel", gleichermaßen, außerdem ist hier der Geviertstrich falsch, es muss ein Viertelgeviertstrich sein.

"Zugegeben die": Komma fehlt.

"Tausendfüssler er schluckt": Komma fehlt.

"Klons": Der korrekte Plural von Klon ist Klone.

"Augenlied": Ach. herrje! Wie klingt es denn???

 kirchheimrunner meinte dazu am 02.03.18:
Danke dir Dieter,

Da siehst du einmal, was ein Legastheniker anrichten kann, ohne es zu merken. Darum bin ich immer dankbar, wenn mich jemand mit dem Finger darauf stößt.

Ich habe in meinen 56 Jahren, die ich schreiben kann, viel gelitten, viel durchgemacht aber auch viel gelacht:

Siehe Augenlied, (das ist ja fast lyrisch..) oder, wie es mir in einem anderen Beitrag passiert ist:

Rechtschreibung und Interpunktion ist meine Achillesverse!
Auch diesen Fehler habe ich erst nach mehrmaligen Hinweisen bemerkt.
Danke nochmals..
Hans
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