Freakcorp
Short Story zum Thema Voyeurismus
von max.sternbauer
Die hagere Gestalt betrat den U-Bahnwaggon, der auch gleich seine Bühne sein sollte.
Ihre spröden, blonden Haare, umrahmten das Gesicht einer Ende Zwanzig Jährigen Frau.
Unter einer karierten dünnen Weste, trug Sie ein schwarzes ärmelloses T-Shirt.
Ihre Handtasche, die mehr ein Beutel war, hatte die Statur einer Kanonenkugel und musste mehr wiegen als die junge Frau.
Der Zug fuhr ab, und Sie betrachtete noch die letzten Meter des Bahnsteiges, bis er überhaupt nicht mehr zu sehen war. Ihre Augen zuckten in schnellen Stößen, als würde sie kurze Botschaften lesen.
Aus einem nicht besonderen Grund, grinste sie breit und ordentlich dreckig.
Dann stöhnte Sie sie lange auf, leckte sich die Lippen wie einen feuchten Lappen.
Sie kicherte, was klang wie eine notgeile Hexe.
Ihre Hand fuhr zielstrebig hinunter zu dem obszönen V ihres Schoßes.
Was nicht dem jungen Mann im Sportsakko und mit Sporttasche verborgen geblieben war.
Der jungen Frau war auch nicht der junge Mann entgangen. Keuchend fuhr ihre Hand wieder hoch.
„Willst du den Job nicht übernehmen“, stöhnte Sie.
Der junge Mann sah weg, musste aber grinsen. „Du hast aber Muskeln. Wie viel stemmst du denn so“? Keine Antwort von ihm. Sie ging in die Hocke und rieb sich an der Rückseite des Waggons mit schlangenartigen Bewegungen wieder nach oben. „Sei doch nicht so schüchtern, Ich bin es ja auch nicht.“
Das Ignorieren stachelte Sie aber noch mehr an.
Ihre Hand krabbelte wie eine Spinne wieder hinunter. Bei ihrem Bauchnabel hielt sie an.
Die Finger zogen das Shirt nach oben, so dass ihre schweißfeuchte Haut hervorschimmerte.
„Du willst es doch auch, dass es nicht meine sondern deine Hand ist, die meinen Bauch streichelt.“
Ein Finger, nämlich der mittlere, fuhr in ihre kurze Shorthose und spielte mit dem Rand.
Diese sehr drastische Aufforderung, zur sexuellen Offenheit, bewirkte, dass der junge Mann in eine Art Schockstarre fiel. So wie es manche Eidechsen es tun, um den eigenen Tod ihren Fressfeinden vorzuspielen.
Nur klappt es bei den Menschen nicht.
Die junge Verführerin, rekelte sich derweil schon wie eine Katze auf dem Boden der U-Bahn. Leckte sich die Lippen, wie im schlechtesten aller Pornos.
Unschlüssig hob sich das kräftige, braungebrannte Bein des jungen Mannes, um über die Frau zu steigen. Grund des Manövers war, dass der Besitzer des Beines das Schild der Station gelesen hatte, wo sich sein Fitnessstudio. „Nimm mich, nimm mich. Gib mir deine Ficksahne“! Hilfesuchend, sah er sich zu seinen Mitmenschen um.
Aber die waren nun daran, sich tot zu stellen. Mit wehem Herzen sah er, wie sich die Türen des Waggons vor seiner mächtig trainierten Brust verschlossen.
Mit zusammengepressten Lippen, suchte er sich einen freien Sitzplatz. Am Ende des Waggons.
Das nächste Objekt der Begierde der jungen Grau, war eine Haltestange. Mit einem lasziven Ruck, verschwand ihre Weste von ihren Schultern.
Sie umspielte die Stange, die in ihren Gedanken zu der Gestalt eines wartenden Liebenden geworden war.
Gefühlvoll drehte sie sich einmal um die Achse.
Um dann ihrem Publikum zu sagen:
„Ich liebe Schwänze. Ich liebe Große, ich liebe kleine. Ich liebe sie dick und dünn. Ich schiebe sie mir gerne vorne rein, ich schiebe sie mir gerne hinten rein.
Dicke, pulsierende Stangen, die mich aufspießen wie eine Harpune. So eine Brechstange geparkt in meinem Arsch, mit der man auch Nüsse knacken kann.“
Ihr Publikum war nicht so erpicht darauf, weitere Anspielungen über das männliche Geschlecht zu hören und die meisten stiegen aus.
Als sie den Schwund bemerkte, wechselte Sie die Linie.
Dort hatte aber schon jemand ihre Bühne in Beschlag genommen.
Sie sah einen gebeugten alten Mann in die U-Bahn einsteigen. Er zog eine alte Einkaufstasche auf Rädern hinter sich her.
Sein Mantel, sein Hut und diese Tasche, schienen aus demselben grünen Filzstoff gezimmert worden zu sein. Die Frau sah ihm dabei zu, wie er einige Momente gegen die abrupte Beschleunigung der U-Bahn ankämpfte.
Dann, öffnete er den Deckel seiner Tasche und holte einen edlen schwarzen Aktenordner heraus.
Mit dem hangelte er sich zu einer Gruppe von jungen Mädchen vor, die sich lachend unterhielten.
„Gott sei mit euch. Ich will euch warnen, warnen vor den Strafen Gottes. Ihr seid in dem Alter, wo der Glaube auf besondere Art geprüft wird. Ich spreche natürlich von Beischlaf bevor man verheiratet ist. Bitte, ich bitte euch, folgt dem Wege Jesus. Er liebt auch euch und wird euch vergeben. Doch dafür müsst ihr umkehren, von den Pfaden des sündigen Fleisches. Was euch auch heimgesucht hat. Ihr werdet vernichtet werden, wenn ihr das Heil Gottes ausschlagt.
Darf ich euch was zum lesen mitgeben“?
Er wirkte dabei wie ein lieber Opa, der seinen spielenden Enkeln Schokolade anbot, dabei aber mit einem Revolver herumfuchtelt. Die Reaktionen der Mädchen waren alle gleich. Sie standen sofort auf und stiegen aus der U-Bahn. Aber das störte den alten Mann nicht.
Er ging zielstrebig ein paar Reihen weiter. Aber überall erntete er nur taube Ohren. In gebeugter Haltung, verstaute der Prediger dann seine Predigten und stieg aus.
Auch die junge Frau machte das.
Den gebogenen Rücken immer im Blick, schlängelte sie sich hinter dem Mann durch die Menschenmenge. Er trat aus dem schmutzigen Beton der Station und ging in eine graue Gasse.
Haus um Haus, zog an der Verfolgerin und dem Verfolgten vorbei.
Eine Lücke tat sich zwischen den Häusern auf.
Es war ein leeres Grundstück, auf dem verrosteter Schrott zwischen wildem Dickicht herumlag.
Der alte Mann bog ab und betrat dieses Grundstück. Als die junge Frau das sah, begann sie loszulaufen. Im Laufen, holte sie etwas aus ihrer Tasche. Der alte Mann war ihr Ziel.
Auf einem runden Fleck aus Kies war er stehengeblieben und schien auf etwas zu warten.
Ihr war es gelungen, bis auf wenige Schritte, unbemerkt an ihn heranzukommen.
Sie holte aus.
Der Mann drehte sich mit unmöglicher Geschwindigkeit herum In der Hand ein kleines Signalhorn.
Der Laut hämmerte wie Thors Hammer in einer engen Schlucht. Mit einem hellen Schrei, wich die Frau taumelnd zurück. Die Hände an die Ohren gepresst. Sie fluchte.
„Scheiße, so ein Scheiß, Mann.“
Der alte Mann amüsierte sich im Gegenzug aber prächtig „meine Liebe, das muss ich leider eingestehen, jetzt habe ich dich erwischt.“
Mit finsterem Gesicht stellte sie sich an die Seite des alten Mannes. Nach einigen Sekunden tauchte eine Liftkabine vor ihnen aus dem Erdreich auf.
„Hallo Mortimer“, sagte die Frau.
„Einen schönen guten Abend Helen“ wünschte Mortimer Helen.
In der Kabine, auf dem Weg nach unten, gab Helen Mortimer das, was sie aus ihrer Tasche geholt hatte. Es war ein Geburtstagsgeschenk. Sie unterhielten sich beide über ihren heutigen Arbeitstag. Sie unterhielten sich auch noch auf dem Weg zur Stechuhr und dann in den Pausenraum.
Dort packte Mortimer auch sein Geschenk aus. Ein anderer Kollege war mit einer Torte erschienen.
Der Mann hatte einen Bademantel getragen, dazu Hausschuhe in Form von lächelnden Eisbärköpfen. „Ich sag dir, früher war mein Job viel einfacher“ seufzte Mortimer nostalgisch und versperrte mit einem Stück Torte seinen Mund.
Mortimer nahm einen Schluck von seinem Tee. „Die Nummer mit dem Prediger im Bus, das war früher simpler und viel entspannter.“ Helen musste widersprechen. Was ihr nicht leicht viel, denn Mortimer hatte Helen alles über dieses Geschäft beigebracht.
„Das bildest du dir nur ein. Der Prediger im Bus ist ein Oldie, der kommt nie aus der Mode. Meine Rolle ist viel schwerer. Ein Mann darf ein Unsinn brabbelndes, obszönes Schwein sein. Ich muss aber, wenn ich das mache, gegen alle Klischees ankämpfen. Du hast es noch einfacher. Deine Arbeit ist gesellschaftlich akzeptiert. Es wird wohl noch lange dauern, bis auch Frauen, Ficken und Möse, in der U-Bahn brüllen dürfen.“
„Ja aber du bist noch Jung. In meinem Alter, ist es fast unmöglich sich beruflich weiter zu entwickeln. Ich bin ein Auslaufmodel. Heute gibt es so viel Konkurrenz. Früher hat es gereicht, etwas gegen die sozialen Konventionen anzutippen. Heutzutage wundert sich keiner mehr, wenn einer sich mit Alufolie den Kopf einwickelt, den Bus besteigt und vor einer Alieninvasion droht.“
Es wurde spät, und die Leute von der Nachtschicht machten sich bereit für ihren Dienst. Einer von ihnen setzte sich zu Mortimer und Helen. Er trug ein T-Shirt der Band Guns and Roses. Mit einer kleinen Sprühflasche, bespritzte er sich mit warmen Bier. Von einem Blatt Papier, las er Nonsens-Sprüche ab, die er dann in den öffentlichen Linien zum Besten geben wollte. Wenn er sein Delirium vorspielte.
Helen beugte sich siegesgewiss zu dem neu erschienen Kollegen rüber.
„Hey Pete, hallo übrigens. Ich und Mortimer haben gerade eine kleine Debatte am laufen. Nur um meine Neugier zu befriedigen. Sagst du auch, dass der Prediger im Bus ausgedient hat“?
Pete verneinte das vehement. „Spinnst du, der Prediger im Bus ist ein Oldie.“
Die Diskussion sollte noch lange dauern.
Aber während im Pausenraum heftig debattiert wurde, schleppte sich ein Mann, der Selbstgespräche führte, zur Stechuhr. Darüber hing ein älteres, Werbeplakat.:
Wir kämpfen dafür, dass sich der Bürger für was Besseres halten kann.
Wir von Freakcorp, sorgen dafür, dass sich der Ottonormalverbraucher sicher sein kann, dass es noch ärmere Schweine als ihn gibt. Wir von Freakcorp sind dafür da, dass dem produktiven Part unserer Gesellschaft, traurige Freaks serviert werden, die ihm sein eigenes Los noch besser erscheinen lassen. Egal wie Arm, egal wie hässlich Sie sind. Freakcorp sorgt für Freaks, auf die auch Sie herabsehen können. Freakcorp gehört die Zukunft.
Ihre spröden, blonden Haare, umrahmten das Gesicht einer Ende Zwanzig Jährigen Frau.
Unter einer karierten dünnen Weste, trug Sie ein schwarzes ärmelloses T-Shirt.
Ihre Handtasche, die mehr ein Beutel war, hatte die Statur einer Kanonenkugel und musste mehr wiegen als die junge Frau.
Der Zug fuhr ab, und Sie betrachtete noch die letzten Meter des Bahnsteiges, bis er überhaupt nicht mehr zu sehen war. Ihre Augen zuckten in schnellen Stößen, als würde sie kurze Botschaften lesen.
Aus einem nicht besonderen Grund, grinste sie breit und ordentlich dreckig.
Dann stöhnte Sie sie lange auf, leckte sich die Lippen wie einen feuchten Lappen.
Sie kicherte, was klang wie eine notgeile Hexe.
Ihre Hand fuhr zielstrebig hinunter zu dem obszönen V ihres Schoßes.
Was nicht dem jungen Mann im Sportsakko und mit Sporttasche verborgen geblieben war.
Der jungen Frau war auch nicht der junge Mann entgangen. Keuchend fuhr ihre Hand wieder hoch.
„Willst du den Job nicht übernehmen“, stöhnte Sie.
Der junge Mann sah weg, musste aber grinsen. „Du hast aber Muskeln. Wie viel stemmst du denn so“? Keine Antwort von ihm. Sie ging in die Hocke und rieb sich an der Rückseite des Waggons mit schlangenartigen Bewegungen wieder nach oben. „Sei doch nicht so schüchtern, Ich bin es ja auch nicht.“
Das Ignorieren stachelte Sie aber noch mehr an.
Ihre Hand krabbelte wie eine Spinne wieder hinunter. Bei ihrem Bauchnabel hielt sie an.
Die Finger zogen das Shirt nach oben, so dass ihre schweißfeuchte Haut hervorschimmerte.
„Du willst es doch auch, dass es nicht meine sondern deine Hand ist, die meinen Bauch streichelt.“
Ein Finger, nämlich der mittlere, fuhr in ihre kurze Shorthose und spielte mit dem Rand.
Diese sehr drastische Aufforderung, zur sexuellen Offenheit, bewirkte, dass der junge Mann in eine Art Schockstarre fiel. So wie es manche Eidechsen es tun, um den eigenen Tod ihren Fressfeinden vorzuspielen.
Nur klappt es bei den Menschen nicht.
Die junge Verführerin, rekelte sich derweil schon wie eine Katze auf dem Boden der U-Bahn. Leckte sich die Lippen, wie im schlechtesten aller Pornos.
Unschlüssig hob sich das kräftige, braungebrannte Bein des jungen Mannes, um über die Frau zu steigen. Grund des Manövers war, dass der Besitzer des Beines das Schild der Station gelesen hatte, wo sich sein Fitnessstudio. „Nimm mich, nimm mich. Gib mir deine Ficksahne“! Hilfesuchend, sah er sich zu seinen Mitmenschen um.
Aber die waren nun daran, sich tot zu stellen. Mit wehem Herzen sah er, wie sich die Türen des Waggons vor seiner mächtig trainierten Brust verschlossen.
Mit zusammengepressten Lippen, suchte er sich einen freien Sitzplatz. Am Ende des Waggons.
Das nächste Objekt der Begierde der jungen Grau, war eine Haltestange. Mit einem lasziven Ruck, verschwand ihre Weste von ihren Schultern.
Sie umspielte die Stange, die in ihren Gedanken zu der Gestalt eines wartenden Liebenden geworden war.
Gefühlvoll drehte sie sich einmal um die Achse.
Um dann ihrem Publikum zu sagen:
„Ich liebe Schwänze. Ich liebe Große, ich liebe kleine. Ich liebe sie dick und dünn. Ich schiebe sie mir gerne vorne rein, ich schiebe sie mir gerne hinten rein.
Dicke, pulsierende Stangen, die mich aufspießen wie eine Harpune. So eine Brechstange geparkt in meinem Arsch, mit der man auch Nüsse knacken kann.“
Ihr Publikum war nicht so erpicht darauf, weitere Anspielungen über das männliche Geschlecht zu hören und die meisten stiegen aus.
Als sie den Schwund bemerkte, wechselte Sie die Linie.
Dort hatte aber schon jemand ihre Bühne in Beschlag genommen.
Sie sah einen gebeugten alten Mann in die U-Bahn einsteigen. Er zog eine alte Einkaufstasche auf Rädern hinter sich her.
Sein Mantel, sein Hut und diese Tasche, schienen aus demselben grünen Filzstoff gezimmert worden zu sein. Die Frau sah ihm dabei zu, wie er einige Momente gegen die abrupte Beschleunigung der U-Bahn ankämpfte.
Dann, öffnete er den Deckel seiner Tasche und holte einen edlen schwarzen Aktenordner heraus.
Mit dem hangelte er sich zu einer Gruppe von jungen Mädchen vor, die sich lachend unterhielten.
„Gott sei mit euch. Ich will euch warnen, warnen vor den Strafen Gottes. Ihr seid in dem Alter, wo der Glaube auf besondere Art geprüft wird. Ich spreche natürlich von Beischlaf bevor man verheiratet ist. Bitte, ich bitte euch, folgt dem Wege Jesus. Er liebt auch euch und wird euch vergeben. Doch dafür müsst ihr umkehren, von den Pfaden des sündigen Fleisches. Was euch auch heimgesucht hat. Ihr werdet vernichtet werden, wenn ihr das Heil Gottes ausschlagt.
Darf ich euch was zum lesen mitgeben“?
Er wirkte dabei wie ein lieber Opa, der seinen spielenden Enkeln Schokolade anbot, dabei aber mit einem Revolver herumfuchtelt. Die Reaktionen der Mädchen waren alle gleich. Sie standen sofort auf und stiegen aus der U-Bahn. Aber das störte den alten Mann nicht.
Er ging zielstrebig ein paar Reihen weiter. Aber überall erntete er nur taube Ohren. In gebeugter Haltung, verstaute der Prediger dann seine Predigten und stieg aus.
Auch die junge Frau machte das.
Den gebogenen Rücken immer im Blick, schlängelte sie sich hinter dem Mann durch die Menschenmenge. Er trat aus dem schmutzigen Beton der Station und ging in eine graue Gasse.
Haus um Haus, zog an der Verfolgerin und dem Verfolgten vorbei.
Eine Lücke tat sich zwischen den Häusern auf.
Es war ein leeres Grundstück, auf dem verrosteter Schrott zwischen wildem Dickicht herumlag.
Der alte Mann bog ab und betrat dieses Grundstück. Als die junge Frau das sah, begann sie loszulaufen. Im Laufen, holte sie etwas aus ihrer Tasche. Der alte Mann war ihr Ziel.
Auf einem runden Fleck aus Kies war er stehengeblieben und schien auf etwas zu warten.
Ihr war es gelungen, bis auf wenige Schritte, unbemerkt an ihn heranzukommen.
Sie holte aus.
Der Mann drehte sich mit unmöglicher Geschwindigkeit herum In der Hand ein kleines Signalhorn.
Der Laut hämmerte wie Thors Hammer in einer engen Schlucht. Mit einem hellen Schrei, wich die Frau taumelnd zurück. Die Hände an die Ohren gepresst. Sie fluchte.
„Scheiße, so ein Scheiß, Mann.“
Der alte Mann amüsierte sich im Gegenzug aber prächtig „meine Liebe, das muss ich leider eingestehen, jetzt habe ich dich erwischt.“
Mit finsterem Gesicht stellte sie sich an die Seite des alten Mannes. Nach einigen Sekunden tauchte eine Liftkabine vor ihnen aus dem Erdreich auf.
„Hallo Mortimer“, sagte die Frau.
„Einen schönen guten Abend Helen“ wünschte Mortimer Helen.
In der Kabine, auf dem Weg nach unten, gab Helen Mortimer das, was sie aus ihrer Tasche geholt hatte. Es war ein Geburtstagsgeschenk. Sie unterhielten sich beide über ihren heutigen Arbeitstag. Sie unterhielten sich auch noch auf dem Weg zur Stechuhr und dann in den Pausenraum.
Dort packte Mortimer auch sein Geschenk aus. Ein anderer Kollege war mit einer Torte erschienen.
Der Mann hatte einen Bademantel getragen, dazu Hausschuhe in Form von lächelnden Eisbärköpfen. „Ich sag dir, früher war mein Job viel einfacher“ seufzte Mortimer nostalgisch und versperrte mit einem Stück Torte seinen Mund.
Mortimer nahm einen Schluck von seinem Tee. „Die Nummer mit dem Prediger im Bus, das war früher simpler und viel entspannter.“ Helen musste widersprechen. Was ihr nicht leicht viel, denn Mortimer hatte Helen alles über dieses Geschäft beigebracht.
„Das bildest du dir nur ein. Der Prediger im Bus ist ein Oldie, der kommt nie aus der Mode. Meine Rolle ist viel schwerer. Ein Mann darf ein Unsinn brabbelndes, obszönes Schwein sein. Ich muss aber, wenn ich das mache, gegen alle Klischees ankämpfen. Du hast es noch einfacher. Deine Arbeit ist gesellschaftlich akzeptiert. Es wird wohl noch lange dauern, bis auch Frauen, Ficken und Möse, in der U-Bahn brüllen dürfen.“
„Ja aber du bist noch Jung. In meinem Alter, ist es fast unmöglich sich beruflich weiter zu entwickeln. Ich bin ein Auslaufmodel. Heute gibt es so viel Konkurrenz. Früher hat es gereicht, etwas gegen die sozialen Konventionen anzutippen. Heutzutage wundert sich keiner mehr, wenn einer sich mit Alufolie den Kopf einwickelt, den Bus besteigt und vor einer Alieninvasion droht.“
Es wurde spät, und die Leute von der Nachtschicht machten sich bereit für ihren Dienst. Einer von ihnen setzte sich zu Mortimer und Helen. Er trug ein T-Shirt der Band Guns and Roses. Mit einer kleinen Sprühflasche, bespritzte er sich mit warmen Bier. Von einem Blatt Papier, las er Nonsens-Sprüche ab, die er dann in den öffentlichen Linien zum Besten geben wollte. Wenn er sein Delirium vorspielte.
Helen beugte sich siegesgewiss zu dem neu erschienen Kollegen rüber.
„Hey Pete, hallo übrigens. Ich und Mortimer haben gerade eine kleine Debatte am laufen. Nur um meine Neugier zu befriedigen. Sagst du auch, dass der Prediger im Bus ausgedient hat“?
Pete verneinte das vehement. „Spinnst du, der Prediger im Bus ist ein Oldie.“
Die Diskussion sollte noch lange dauern.
Aber während im Pausenraum heftig debattiert wurde, schleppte sich ein Mann, der Selbstgespräche führte, zur Stechuhr. Darüber hing ein älteres, Werbeplakat.:
Wir kämpfen dafür, dass sich der Bürger für was Besseres halten kann.
Wir von Freakcorp, sorgen dafür, dass sich der Ottonormalverbraucher sicher sein kann, dass es noch ärmere Schweine als ihn gibt. Wir von Freakcorp sind dafür da, dass dem produktiven Part unserer Gesellschaft, traurige Freaks serviert werden, die ihm sein eigenes Los noch besser erscheinen lassen. Egal wie Arm, egal wie hässlich Sie sind. Freakcorp sorgt für Freaks, auf die auch Sie herabsehen können. Freakcorp gehört die Zukunft.
Anmerkung von max.sternbauer:
Diese Geschichte gehört zu meinem Buch, "Wo endet die Welt."