Ich und mein Kühlschrank

Alltagsgedicht zum Thema Streit

von  Graeculus

Ich:
Kühl', Kühlschrank, kühl'!
Da brauchst du kein Gefühl.
Tu einfach deine Pflicht!
Was andres will ich nicht.

Mein Kühlschrank:
Du bist der Herr, ich bin der Knecht.
Kühl‘ ich nur Bier, mach ich’s dir recht.
Nach meiner Mühe fragt kein Schwein.
Jetzt stellst du auch noch Joghurt rein!

Ich:
Und stell‘ ich tausend Dinge rein,
Laß du nur dein Genörgel sein!
Ich zahlte für dich schweres Geld
Und kühl‘ in dir, was mir gefällt.

Mein Kühlschrank:
Dein Ton, mein Herr, ist herb und rauh.
So hört ihn nichtmal deine Frau.
Dein Ton, mein Herr, gefällt mir nicht.
Drum laß‘ ich nächstens aus das Licht.

Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Mondscheinsonate.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (17.09.20)
Sie lasen soeben den 1. Akt des Trauerspiels: "Der Widerspenstigen Zähmung" von William Shakespeare dem Jüngeren in einer Adaption von Graeculus
Herzlichst
Viktor

 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
So kann man es deuten. Wer aber letztendlich gezähmt wird, wer zuletzt und damit am besten lacht, das wird man noch sehen.

 Bergmann (17.09.20)
Ich denke, es geht hier eher um eine Ballade, ein Recycling-Mix aus Zauberlehrling und Archibald Douglas ... so etwa. Nach eingehender Analyse melde ich mich wieder.

 Graeculus antwortete darauf am 17.09.20:
Hoch gezielt! Eine Schnurre reicht für mich.
Nimmer (45) schrieb daraufhin am 17.09.20:
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 Bergmann äußerte darauf am 17.09.20:
Oh, ich jetzt auch nicht mehr - gestern wusste ich's noch.
Heute entscheide ich mich - angeregt durch Dieter_R für Lautréamont (dt. Übersetzung).

 Dieter_Rotmund (17.09.20)
Bitte fortsetzen: Wasserkocher, Waschmaschine, Rasenmäher. Danke.

 Graeculus ergänzte dazu am 17.09.20:
Ist Dir klar, wie selten ich ein Gedicht schreibe? Eine Reihe würde Jahrhunderte in Anspruch nehmen! Etwa so lange wie die John-Cage-Aufführung "ASAP" in Halberstadt.

 Bergmann meinte dazu am 17.09.20:
Bedenken wir auch - dies nur nebenbei -, dass kv sich dem Ende nähert, und zwar in 105 Autoren Nettoverlust.

 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Dies bedenkend, wird mir klar, wie wenig Zeit ich noch habe ... um zu dichten ... um besser zu dichten.

 Bergmann meinte dazu am 17.09.20:
Ergo carpe diem!
-
Schön (und auch traurig), was du über den Untergang der antiken Götterwelt (Palladas) schreibst - irgendwie ist das schon seit Jahren mein Gefühl auf kv, wenn auch nicht religiös bedingt - aber doch kulturell, denn da gibt es enorme Umbrüche, die nicht allein mit meinem Alter zu erklären sind.
Über den Verlust der polytheistischen Welt schrieb Odo Marquard Bemerkenswertes, also Kritisches über monotheistische Weltbilder und ihre Folgen UND Auflösungen heute. (Aber soweit sind wir bei kv noch nicht.)

 Graeculus meinte dazu am 18.09.20:
Welches Buch von Marquard?

 Bergmann meinte dazu am 18.09.20:
Odo Marquard, Lob des Polytheismus. Über Monomythie und Polymythie. In: O. M., Abschied vom Prinzipiellen, Reclam 7724, S. 91-116.

 Graeculus meinte dazu am 18.09.20:
Danke! Habe ich sogar bei mir stehen und kann ich morgen mit in den Urlaub nehmen.
Aha (53)
(17.09.20)
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 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Ja, dafür sollte ich ihm das Telephon bringen. Habe ich jedoch nicht getan.

 TrekanBelluvitsh (17.09.20)
AAAAAH! Kein Licht im Kühlschrank! Kulturrevolution!
:D

 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Ich bin selber schuld, denn ich habe ihm Hegels Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft zu lesen gegeben. Ich dachte halt, so könnte er sich etwas seine Zeit vertreiben, damit ihm nicht zu kalt wird.
Nimmer (45)
(17.09.20)
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 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Bei Strafe, für trivial gehalten zu werden.
Tja, man kann tun, was man will, man muß nur die Konsequenzen tragen.
Nimmer (45) meinte dazu am 17.09.20:
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 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Σκηνὴ πᾶς ὁ βίος καὶ παίγνιον. ἢ μάθε παίζειν
τὴν σπουδὴν μεταθεῖς ἢ φέρε τὰς ὀδύνας.

Alles im Leben ist Spiel, ist Scherz und Theater. Lern spielen
und verscheuche den Ernst oder ertrage den Schmerz.
(Palladas, Anthologia Graeca X 72)
Nimmer (45) meinte dazu am 17.09.20:
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 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Die trüben Seiten des Lebens sind bei Palladas schon mitgemeint. Nicht die Seefahrt mit Seekrankheit und Sturm, aber sein Leben war im Grunde ein verzweifeltes, weil er den Untergang seiner Welt erleben mußte ... anders ausgedrückt: den Sieg des Christentums über das Heidentum, kumulierend in der Zerstörung des größten Tempels der Antike, des Serapeion in Alexandria. Dazu hat er geschrieben:
Ἄρα μὴ θανόντες τῷ δοκεῖν ζῶμεν μόνον,
Ἕλληνες ἄνδρες, συμφορᾷ πεπτωκότες,
ὄνειρον εἰκάζοντες εἶναι τὸν βίον;
ἢ ζῶμεν ἡμεῖς τοῦ βίου τεθνηκότος;

Sind wir nicht tot und bilden uns nur ein zu leben,
wir Griechen, die wir tief ins Unglück sanken, und
im Traume bloß das Leben sahen? Oder leben
wir selber zwar - indes das Leben unterging?
(Anthologia Graeca X 82)

Nein, seine Heiterkeit hat Tiefe und ist mühsam erworben.
Wir lachen, um nicht zu weinen.

Jetzt bin ich sentimental geworden, entschuldige.
Aber falls Dich jetzt dieser Palladas ein wenig interessiert, war es das wert.
Nimmer (45) meinte dazu am 18.09.20:
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 eiskimo (17.09.20)
Cool, Dein Text! Noch cooler, dein Cooler!
Einfach das Licht aus zu lassen, ist als Rache harmlos. Mein Cooler nässt sich hemmungslos ein. Das abgetaute Gefrierfach macht eine üble Sauerei. Darum kriegt er von mir nur nette Worte!
lG
Eis(!)kimo

 Graeculus meinte dazu am 17.09.20:
Ob er wirklich das Licht ausläßt, weiß ich nicht. Vielleicht wenn die Tür zu ist. Bei geöffneter Tür traut er sich anscheinend nicht.

(Danke für die freundlichen Worte!)
Dieter Wal (58)
(18.09.20)
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 Graeculus meinte dazu am 18.09.20:
Zu viel Ehre für diesen kleinen Scherz. Und was Metren angeht, so bin ich froh, wenn ich nicht grob gegen sie verstoße.
Nein, dies ist nur eine Spielerei.
Dieter Wal (58) meinte dazu am 18.09.20:
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 Graeculus meinte dazu am 18.09.20:
Ich glaube, es ist Dir ernst.
Dieter Wal (58) meinte dazu am 19.09.20:
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