Stacey Abrams - eine Hommage

Kommentar zum Thema Menschlichkeit

von  HerrBertie

Stacey Abrams. Eine Hommage

Dieser Schrifttyp, so entdecke ich gerade, trägt den Namen Georgia. Keine Ahnung, wieso, aber das passt perfekt.
Stacey lebt nämlich in diesem US-Bundesstaat und hat dort, so stand zu lesen, wohl ein kleines Wunder bewirkt.
Oder besser: ein großes.
Staceys Familienname ist Abrams.
Sie ist Afro-Amerikanerin. Dies ist wichtig zu erwähnen.
Geboren 1973 in Wisconsin.
Unverheiratet, aber dafür viele Geschwister.
Studium der Rechte an der Yale University, von Beruf Anwältin.
Wie es scheint, hat sie jedoch die Rechte gleich in zweifacher Hinsicht studiert, wenn ich mir dieses Bonmot erlauben darf. Wenn es eine Person gibt, die dem noch amtierenden US-Präsidenten, dessen Namen ich weder in den Mund nehmen noch zu Papier bringen möchte, gezeigt hat, wo der Hammer hängt und wie man einem Machtmenschen ohne Gewissen, Benehmen, Anstand und vor allem ohne Moral beikommt, dann ist sie es.
Deswegen: ein dreifach Hoch auf Stacey.

Aber der Reihe nach:
Irgendwann, da ist sie wohl in ihren 30ern, entschließt Stacey sich, in die Politik zu gehen.
Engagiert sich in der Demokratischen Partei.
Die war zwar zu Zeiten Abraham Lincolns und selbst auf Kosten eines langen Bürgerkrieges noch für die Beibehaltung der Sklaverei eingetreten, im Gegensatz zu den Republikanern  (zu denen Lincoln selber gehörte), aber die Zeiten hatten sich geändert und ohne die Demokratische Partei mit einem Glorienschein zu versehen: unter ihren Präsidenten gab es immerhin und zum Beispiel
    • die Atombombenabwürfe 1945
    • den Angriff auf Kuba 1961
    • die Eskalation des Vietnamkrieges seit 1964
    • eine unschöne Sexaffaire im Weißen Haus in den 90ern
    • die Ausweitung völkerrechtswidriger Drohnenangriffe in den Nullerjahren
so war es doch die Partei, die sich für Unterprivilegierte, Angehörige von Minderheiten, Gleichberechtigung und Chancengleichheit, Bekämpfung von Rassismus, eine Krankenversicherung für alle, Zurückdrängung der Waffenlobby und so weiter seit Langem und viel stärker engagierte als die GOP, so eine gängige Abkürzung für die Republikaner. Ob diese einen solchen Namen wie Grand Old Party wirklich verdient – ich muss es für die Gegenwart absolut verneinen und auch bei Namen wie Nixon, Reagan, Bush senior und Bush junior will mir nichts einfallen, was „grand“ wäre.
Nun gut.
Und zurück zu Stacey.
Die entscheidet sich also für ein Engagement bei den Demokraten. Wird 2007 in das Repräsentantenhaus Georgias gewählt, wird zweimal wiedergewählt, ist etliche Jahre Vorsitzende ihrer Fraktion. Dann beschließt sie bei den Gouverneurswahlen anzutreten, als erste Afro-Amerikanerin überhaupt, 2018 ist das.
Sie tritt ein für soziale Gerechtigkeit, bessere Bildungschancen für Schwarze, mehr Gerechtigkeit im Justizwesen, für das Recht auf Abtreibung.
Aber sie unterliegt dem Republikaner Kemp.
Dies nur knapp.
Der hatte, als Innenminister dieses Bundesstaates, Einfluss genommen auf die Zulassung von US-Bürgern zur Wahlteilnahme, und dies wohl zu seinen Gunsten. Jedenfalls waren 10.000e Wahlberechtigte und Wahlwillige an ihrer Stimmabgabe gehindert worden.
Wäre Stacey vom Kaliber jenes Mannes, dessen Namen ich lieber nicht erwähne, so hätte sie die Wahl bestimmt angefochten und – ganz im Gegensatz zu Diesem – wohl auch berechtigter Weise.
Aber Stacey tut es nicht.
Sie akzeptiert die Wahl und ihre Niederlage.
Dies mag man nicht gut finden, aber man sollte es anerkennen.
Stattdessen entscheidet sie sich für einen anderen Weg.
Getreu dem Motto: das passiert mir kein zweites Mal.
Das heißt auch: sie wirft die Flinte nicht ins Korn.
Auch das ist beispielhaft.
Sie ist klug. Sie ist mutig. Sie kämpft. Sie hat einen langen Atem.
Sie will das Wahlrecht für die, denen es vorenthalten wird. Sie will beseitigen, was Ärmere und häufig Schwarze an der Stimmabgabe hindert, und sie will, dass sich die Menschen registrieren lassen, damit sie in die Wählerlisten eingetragen werden. In einem Land ohne Einwohnermeldeämter und automatische Wahlbenachrichtigungen, wie wir es gewohnt sind, geht es nur so. Und sie muss die Menschen überzeugen, dass es sich lohnt zur Wahl zu gehen. Dass es nicht egal ist, ob Jener, dessen Namen mir nicht über die Lippen kommen will, oder sein demokratischer Gegenkandidat nächster Präsident wird. Und dass es auch nicht egal ist, wen Georgia in den neuen Senat nach Washington schickt. Dort haben nämlich die Anhänger jenes Menschen ohne Moral noch die Mehrheit.
Zu diesem Zweck gründet sie eine Organisation. „Fair Fight Action“ nennt die sich.
Sie gewinnt 1000e aktiver Mitstreiter.
Ihr Beispiel strahlt.
Auch über Georgia hinaus und hinein in viele andere Bundesstaaten.
Die taz meldet am 7. Januar, allein in Georgia hätten sich 800.000 neue Wähler und Wählerinnen registrieren lassen.
Und siehe da: Georgia fällt am 3. November, bei den Präsidentschaftswahlen an den Kandidaten der Demokraten.
Der Vorsprung ist nicht groß, ein paar 10.000 Stimmen vielleicht.
Aber ohne Stacey gäbe es ihn gar nicht.
Bei den Senatsstichwahlen zu Jahresanfang dasselbe: beide demokratischen Kandidaten setzen sich durch. Die republikanischen Bewerber hatten, so liest man, einen schmutzigen Wahlkampf gegen ihre Gegner geführt; des einen Hautfarbe hatten sie in Wahlkampfspots noch dunkler gemacht, des anderen Nase hatte sie gekrümmt. So wollten sie Rassismus und Antisemitismus bedienen.
Es ging schief und im Kongress der Hauptstadt haben die Demokraten nun in beiden Kammern die Mehrheit. Das macht es leichter für den zukünftigen Präsidenten.
CNN titelt: „revenge is a dish best served blue.“
Im Deutschen sinngemäß: „Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt.“
Klar, irgendwie auch nachvollziehbar.
Aber es geht um viel mehr als Rache.
So muss man Staceys Arbeit und die ihrer Mitstreiter auch als Hommage an Demokratie und Wahlrecht, an Menschenrechte und Menschenwürde, an soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit betrachten.
Und sehen, dass dieser Kampf nie zu Ende ist.
Die Ereignisse vom 6. Januar zeigten es: 1000e ließen sich vom Noch-Präsidenten aufhetzen, erstürmten das Kapitol, brachten über Stunden den Kongress in ihre Gewalt.
6 Menschen starben.
Man möchte zurückschießen.
Aber das wäre falsch.
Es gibt nur einen Weg, der richtig ist.
Das ist der von Stacey Abrams.
Hoch soll sie leben!

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (18.01.21)
Etwas arg kruder Schreibstil, zudem inhaltlich sehr tendenziös. aber ohne Esprit. Ich bin von der US-amerikanischen Republikanischen Partei auch nicht sehr angetan, aber der Text ist nur eine einfache Schwarz/Weiss-Malerei. Woher kommt das? Ist das Absicht?

 Graeculus (18.01.21)
Ein "Afro-Amerikaner", den es nach Deutschland verschlagen hatte, sagte mir einmal, er sei kein Afro-Amerikaner, sondern ein Amerikaner. Seine Vorfahren lebten seit Jahrhunderten in den USA, und mit Afrika habe er so viel zu tun wie die weißen Amerikaner mit Europa, die man ja auch nicht "Europa-Amerikaner" nenne.
Das konnte ich gut verstehen ... und empfehle das Nachdenken über Floskeln, bevor man sie benutzt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 18.01.21:
Der Text strotzt nur so von ähnlich seltsamen Formulierungen. Z.B. "Unverheiratet, aber dafür viele Geschwister."
Herr Bertie, das kannst Du besser!

 HerrBertie antwortete darauf am 18.01.21:
Hallo Dieter, hallo Graeculus,
natürlich ist die Tendenz des Textes voll beabsichtigt. Er ist eine Würdigung der Leistung dieses Menschen die ich sehr hoch achte. Ich kann nur hoffen, andere auch. Afro-Amerikaner bzw. African-American ist keine Floskel sondern eine ganz übliche Formulierung.
Freundliche Grüße, HerrBertie

 Graeculus schrieb daraufhin am 18.01.21:
Ich bitte Dich, Floskel und ganz übliche Formulierung schließen einander doch nicht aus, eher im Gegenteil.
"Wie geht's?" ist ein weiteres Beispiel für eine ganz übliche Floskel.
Das ist es, was mich an dem Text stört, daß er den "ganz üblichen" Begriff der Afro-Amerikaner verwendet, ohne darüber nachzudenken, was für eine Frechheit das eigentlich ist. Ich dachte, ich hätte Dich mit dem Zitat meines Bekannten plus dem Argument, daß niemand einen Weißen "Euro-Amerikaner" nennt, darauf aufmerksam machen können.

 HerrBertie äußerte darauf am 21.01.21:
Also, mit Verlaub, ich finde dein Kommentar ist eher eine Frechheit. Informiere dich einfach bei Wikipedia zu dem Bgriff "Afro-Amerikaner". Vielleicht ist du gestern auch Bidens Amtseinführung verfolgt und den Reverend gehört, der eine Rede hielt. Der ist auch Afro-Amerikaner und benutzte dieses Wort selber bzw. African-American.
Schönen Tag noch.

 Graeculus ergänzte dazu am 21.01.21:
Daß diese Bezeichnung gängig ist, weiß ich durchaus - das gilt ja für alle Phrasen. Du redest sie nach, ohne zu überlegen, abgesichert durch Deine Abneigung, auf Argumente einzugehen.

 Graeculus meinte dazu am 21.01.21:
Übrigens: Kamala Harris wird jetzt hier immer wieder als "erste schwarze Vizepräsidentin der USA" bezeichnet - auch das so eine Phrase.
Sie ist die Tochter von Immigranten; insofern kann sie nicht - wie mein Bekannter - von sich behaupten, ihre Vorfahren lebten seit Jahrhunderten in den USA.
Die Mutter ist Tamilin, der Vater Haitianer. Schwarz? Afroamerikanerin?
In den USA sagt man wenigstens "people of color", was besser hinkommt.

 Dieter_Rotmund (19.01.21)
Also dieses primitive Duktus ist gut getroffen, aber eigentlich will ich sowas nicht lesen. "Hetze und Muße" gefällt mir weitaus besser.

 HerrBertie meinte dazu am 21.01.21:
Du musst es ja auch nicht lesen....

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 21.01.21:
Wenn man halt schon vorher wüsste, was einen erwartet ...

 RainerMScholz meinte dazu am 02.02.21:
Wenn man schon vorher wüsste, welche MEINUNG man vertreten möchte. Wie Rotz an der Jacke, wenn einer in der U-Bahn neben dir niest.
Afro-Amerikaner ist natürlich ein amerikanischer Kampfbegriff, der auf Diskriminierung abzielt; aber man kann sich natürlich auch mit europäischen weißen Kleinkariertheiten abgeben unter dem Deckmantel einer arivierten Literarizität.
Grüße,
R.
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