Das Lied von Bernadette

Tagebuch zum Thema Literatur

von  Pearl

Was ist das Heilige?
Ist es die Musik Chopins, sind es die Verse der Pizarnik,
die oft von Einsamkeit sprechen, selten von Liebe?
Menschen verlachen das Heilige.
Manche hielten Bernadette Soubirous für verrückt.
Andere pilgern zur Grotte Massabielle,
wo ihr die schöne Dame, die die Unbefleckte Empfängnis ist, erschienen war.

Ich lese „Das Lied von Bernadette“ und immer ist mir nach Weinen zumute.
Franz Werfel schrieb:

„(…) immer und überall durch meine Schriften zu verherrlichen das göttliche Geheimnis und die menschliche Heiligkeit – des Zeitalters ungeachtet, das sich mit Spott, Ingrimm und Gleichgültigkeit abkehrt von diesen letzten Werten unseres Lebens.“

Es ist nicht nur die Schönheit seiner Sprache, die kristallklar ist, wie ein Bergsee.
Es ist nicht nur mein tiefer Glaube, der an Wundern festhalten möchte.
Es ist die Begegnung mit etwas Reinem, Großen, mit dem wissenschaftlich geschulten Verstand nicht Erfassbaren.
Es ist die Unschuld, Zartheit, das beinahe neben-dem-Leben-Stehen der "petite voyante".

In unaufdringlicher Schönheit erzählt das Buch von der einzig wahren Wahrheit des Lebens, aufdass ich staunend innehalte, aufdass ich mir meiner eigenen Heiligkeit bewusst werde...

meines Ortes des Friedens, der oft verschüttet daliegt, so als sei er Wasser, einst frei und wild, welches das Kies eines künstlich angelegten Staudamms vor meinem Empfinden verbirgt.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (15.06.21)
"Denn ohne eine Gottheit gibts für den Menschen weder Zweck noch Ziel, noch Hoffnung, nur eine zitternde Zukunft, ein ewiges Bangen vor jeder Dunkelheit und überall ein feindliches Chaos" (Jean Paul). - Die Gottheit ist "austauschbar".
Ähnlich verhält es sich mit dem Geheimnisvollen, das das Göttliche umgibt und in gewisser Weise ausmacht: der Mensch steht davor, versteht nichts und ist doch Teil davon.

Mit lieben Grüßen
der8.

 Pearl meinte dazu am 15.06.21:
Lieber 8.,

dein so schöner Kommentar zeigt, du hast genau verstanden, was ich ausdrücken möchte und wie ich Bernadette wahrnehme. So wie sie von Werfel beschrieben wird und wie ich sie mir denke.

Es ist ein Juwel von einem Buch!

Danke und

liebe Grüße, Pearl

Antwort geändert am 15.06.2021 um 20:09 Uhr

 AchterZwerg antwortete darauf am 16.06.21:
Werfel wird ja heutzutage nicht mehr so oft gelesen. Leider!
Für mich ist er ein großartiger Schriftsteller und Lyriker.
Gerade weil er - nicht ohne eine gewisse (fromme) Naivität - um ein humanistisches Menschenbild bemüht war und dies in die Welt getragen hat.

Herzliche Grüße
der8.

 Pearl schrieb daraufhin am 16.06.21:
Es ist auch das erste seiner Werk, welches ich lese, und es wird nicht das letzte sein.

Einer meiner liebsten Kollegen hat es mir "dringend" empfohlen. Zufällig hatte meine Mutter eine schöne, alte Ausgabe davon. Sie liebt es auch sehr. Als sie es vor langer Zeit las, lag sie im Krankenhaus. Der Arzt, der sie behandelte, beglückwünschte sie, dass sie so ein schönes Buch liest...

Man sieht, "Das Lied der Bernadette" ist vielleicht nicht sehr bekannt, doch die es lesen, werden verzaubert.
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