Manches versteht man erst im Nachhinein so richtig!

Anekdote zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Nun habe ich ja schon des Öfteren erwähnt, dass ich mich am 6. Juni 1985 im Jesus-Haus Düsseldorf zum christlichen Glauben bekehrt habe. Für mich selber geschah das ziemlich überraschend, denn noch zwei Tage zuvor hätte ich eine solche Lebenswende für völlig ausgeschlossen gehalten. Aber der Mensch denkt und Gott lenkt.
 
Eine dieser im Nachhinein erkennbaren Lenkungen geschah an einem Samstagabend nach einem Altstadtbesuch:

Auf dem Heimweg fuhr ich mit meinem Fahrrad gerade durch einen schlecht beleuchteten Park, als ich auf einmal eine klagende Stimme vernahm: „Ich will nicht mehr leben! Ich bringe mich um!“
    Etwas irritiert hielt ich an und sah am Rande eines kleinen Sees einen jungen Mann stehen. Ich zögerte einen Moment, aber als er erneut zu klagen und seinen Selbstmord anzukündigen begann,  sprach ihn an: „Hallo! Was ist los? Warum willst du dich denn umbringen?“

Der junge Mann hieß Frank und war offensichtlich psychisch krank. Für mich war es recht schwer einzuschätzen, ob er sich wirklich umbringen wollte.
  Sicherheitshalber schlug ich ihm also vor, mit mir zusammen den Park zu verlassen und mich ein Stück des Weges zu begleiten. Er willigte ein und erwies sich in der Folge als ein recht angenehmer und intelligenter Gesprächspartner.
    Nichtsdestotrotz hoffte ich ihn doch auch wieder loswerden zu können. Ich war müde und wollte einfach nur nach Hause.
     
Wir gingen gerade eine große Straße in der Innenstadt entlang, als er auf einmal vor einem größeren Gebäude stehen blieb und mich fragte: „Hast du Lust auf einen Tee?“ Etwas irritiert blieb ich ebenfalls stehen und fragte nach: „Wo, da drinnen?“ Er nickte.  Ich blickte die Hauswand hoch und las die Worte JESUS-HAUS.
    „Samstagsabends haben die Jesusfreaks hier immer einen offenen Abend. Anschließend gibt es in der Teestube dann meist noch Tee und Gebäck. Man kann sich mit denen ganz gut unterhalten!“
    Ich erinnerte mich, dass mir diese Schrift im Vorbeifahren schon früher einmal aufgefallen war und ich mich damals gefragt hatte, ob hier vielleicht eine Sekte ihr Quartier hatte. Darauf hatte ich nun überhaupt keine Lust. „Aber es ist doch schon recht spät,“ gab ich zu bedenken.
    Doch er stand schon an der Türe und öffnete sie: „Siehst du, ist noch offen!“   
    Urplötzlich erkannte ich die günstige Gelegenheit. Ich schwang mich auf mein Rad und rief ihm zu: „Ich muss los, Frank! Viel Spaß noch bei den Jesusfreaks!“
    Und mit diesen Worten trat ich in die Pedalen. „Halt, warte! Ich komme mit!“ hörte ich ihn hinter mir her rufen. Aber ich fuhr weiter ohne mich noch einmal umzublicken. 1
Wie ernst es Frank auch immer mit seinen Selbstmordabsichten gewesen sein mag, aber durch diese Geschichte erhielt ich eine Information, die an meinem Bekehrungstage enorm bedeutsam werden sollte. Tief im Spiritismus verstrickt und völlig ratlos war ich gegen 16 Uhr mit meinem Fahrrad unterwegs:
Gerade hatte ich den Innenstadtbereich hinter mir gelassen, als mich von einer Sekunde auf die andere ein spontanes, starkes  Durstgefühl überkam. Seltsam, wunderte ich mich.  Ich konnte mich nicht erinnern, so etwas - von einer Sekunde auf die andere geschehend -  vorher schon einmal erlebt zu haben. Ich hielt mein Fahrrad an und blickte mich um. Wo bekam ich jetzt etwas zu trinken her?

Auf der gegenüber liegenden Seite sah ich einen Supermarkt und wollte mich schon in diese Richtung bewegen, als mir der „fröhliche Kadaver“ wieder einfiel. Mist, ist ja Feiertag heute! Und tatsächlich ging niemand in den Supermarkt rein oder kam von da heraus.
  Ich schaute mich nach einem Kiosk oder etwas Ähnlichem um. Aber auch da: Fehlanzeige!  In einiger Entfernung sah ich eine kleine Menschenansammlung vor einem größeren Gebäudes stehen. Was war da los? Worauf warteten sie?  Mein Blick glitt die Gebäudewand hoch. Dort stand in riesigen Buchstaben geschrieben:
J E S U S - H A U S                                                           
  Augenblicklich fiel mir wieder jener denkwürdige Abend mit Frank, dem „Selbstmörder“ im Park, ein. Ich erinnerte mich an seine Worte: „Das sind die Jesusfreaks … die haben eine Teestube. Da gibt es Tee und Kekse umsonst … und man kann sich auch ganz gut mit denen unterhalten!“
    Im Hause schien eine Veranstaltung zu laufen. Warum standen sonst so viele Menschen vor dem Eingang? Vielleicht hatte ich ja Glück und es gab da drinnen tatsächlich etwas zu trinken. Ich schloss mein Fahrrad an einen Laternenpfahl und ging schnurstracks auf den Eingang zu.  2
Kurzum, ohne diese seltsame Begegnung mit Frank im Park und seine Teestuben-Info wäre ich sicher nicht ins Jesus-Haus gegangen und hätte mich eine Stunde später auch nicht bekehrt.
Dies war - aus meiner Sicht - eine der vielen schicksalhaften Fügungen auf dem Wege hin zu  zum christlichen Glauben.


Anmerkung von Bluebird:


1 hier
2   hier

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Dieter Wal (58)
(29.08.21)
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 Regina (29.08.21)
Du gehst in dieses Haus, um was zu trinken und - zack - bist du bekehrt. Das nenne ich eine Blitzchristianisierung. Haben da die Dämonen gar keinen Widerstand geleistet? Normalerweise versuchen die doch, den Gläubigen wieder zur Sünde zu verführen oder irgendwie vom Weg abzubringen. Haben sie ja sogar bei Jesus probiert.

 Bluebird meinte dazu am 29.08.21:
Oh, doch ... und zwar massivst:  hier

 linkeln (29.08.21)
wenn man jemanden das Leben rettet, ist man für ihn sein Leben lang verantwortlich. Stichwort "Nächstenliebe"
Dieter Wal (58) antwortete darauf am 30.08.21:
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