SILVESTER-REIMEREIEN II mit kreißsaal, feuerwerk & zeit (reloaded)

Gedicht zum Thema Jahreswechsel/ Silvester

von  harzgebirgler


Countdown im Kreißsaal

Die Zeit, die unentwegt enteilt
und keinen Augenblick verweilt,
kommt – Wahnsinn! – alle Jahre wieder
mit einem neuen Jährchen nieder.
Zwölf Monde trägt sie´s unterm Herzen,
selbst noch beim Schein der Weihnachtskerzen
reift´s still heran in ihrem Schoß –
doch die Entbindung ist grandios:


Schlag 12 in der Silvesternacht
wird es von ihr zur Welt gebracht
und übertritt mit Blitzesschnelle
die raumzeitliche Zauberschwelle,
an der wir, leicht beschwipst, schon warten,
um unseren Salut zu starten
mit Böllern, Krachern, guten Wünschen
samt Sekt und Feuerzangenpünschen.



Sogleich gespeist von zig Sekunden,
die sich zu Tagen, Wochen runden,
entwickelt sich das Wickelkind,
kaum daß wir halbwegs nüchtern sind,
schon bald zum ausgewachs´nen Jahr
mit Raum und Zeit als Elternpaar!
Die halten´s gnadenlos auf Touren –
kalendermäßig muß es spuren


im Wechselkleid der Jahreszeiten,
die unser Leben stets begleiten.
Am Ende wird es ungeniert
in der Geschichte deponiert.
Dort erst darf´s unbegrenzt verschnaufen,
denn seine Zeit ist abgelaufen
nächsten Silvester im Dezember –
dann heißt es auch nur noch “remember“!


*


Silvesterahnung


Ahnungsvoll vorm Feuerwerk
steht Herrn Schrebers Gartenzwerg
zwischen Rasen und Rabatte
auch Silvester auf der Matte -
dort hält er ganz eisern Wacht,
was ja keiner so gut macht.

Rotbemützt und weißbebartet,
weiß er schon, was ihn erwartet,
wenn um Punkte Mitternacht
um ihn rum manch Böller kracht
und ihm vor die Füße fliegt,
daß er fast ´ne Krise kriegt.

Sogar manche Leuchtraketen
landen zwischen Schrebers Beeten,
wo sein Gartenzwerg sich duckt
und beim Einschlag heimlich zuckt,
weil so´n Ding, erst mal gezündet,
ihn vielleicht echt “trefflich“ findet.

Mutig schimpft er Richtung Zaun:
“Sollte sich noch mal wer trau´n,
mich als Zielscheibe zu nutzen,
werd´ ich ihm die Flügel stutzen,
denn in Schrebers netten Garten,
komm´n, wie ich, eh nur die Harten!“

So ein Kracher haut den Kleinen
fast von seinen kurzen Beinen,
doch sein Corpus aus Zement
steckt das Böllerbombardement
locker weg auch dieses Jahr,
dessen Abgang “knallhart“ war!

*

silvester - limericks

die kleine silvesterrakete
stieg jauchzend empor und sie drehte
dann noch zwei stunden
rund zwanzig runden
nicht nur über rasen und beete

der böller konnt' ihr'n flug kaum fassen
und war voller neid am erblassen -
flög' selbst liebend gern
mal gen abendstern
statt bloß einen knall hör'n zu lassen

das neue jahr lag in der wiege
der zeit und es wußte „ich liege
hier zwar noch ganz klein
doch mein mütterlein
sorgt daß ich voll wachstumsschub kriege!“

dem alten jahr war das längst schnuppe
es grüßte beim abschied die kuppe
des brockens der lag
wie manch nacht und tag
zum dank nicht in nebliger suppe

*

auf lauflernschuhe kann ein jahr verzichten...

auf lauflernschuhe kann ein jahr verzichten
das neu in der silvesternacht begann
gewindelt werden braucht es auch mitnichten
und brüllt die mutter zeit nie hungrig an

denn ständig kriegt's von ihr genug zu essen
sie stopft es mit sekunden quasi voll
die mahlzeiten sind großzügig bemessen
weil ja das kind schnell größer werden soll

ihr futtervorrat geht zur neige nimmer
i wo! für jahrmilliarden reicht der aus
die zukunft ist ein jahreswartezimmer

darin sind alle wild auf mutters schmaus
und können kaum - wie jetzt das jahr - erwarten
von anbeginn an richtig durchzustarten...

*

die zeit kennt keine tage wochen jahre...

die zeit kennt keine tage wochen jahre
kalender uhren sind ihr piepegal
nimmt auch kaum am ergrauen deiner haare
je anteil dessen dichte sie ihm stahl

das ist halt ihr’m vergehen einfach eigen
sie hält dabei nie an, verläuft sich nicht,
kein wegweiser braucht ihr den weg zu zeigen
kommt aus sogar ohn’ jedes fünkchen licht

ich wünschte mir sie würd’ sich mal verlaufen
wie mancherlei im sande gern verläuft
doch alles landet auf dem abfallhaufen

den ihr ES WAR seit je schier endlos häuft -
selbst was wir im gedächtnis aufbewahren
wird ohne uns total zum teufel fahren...

*

DOPPELKOPF IM JANUAR

Schnell kommts in Fahrt ein neues Jahr
das eben noch ein Fötus war
im großen Schoß von Mutter Zeit
die sich der ersten Schritte freut
der ersten die ihr Kindchen macht
und froh über sein Wachstum wacht

das aus zwölf Monaten besteht:
Der erste Monat seht der geht
alsdann den ersten Tag ins Land -
er wurde Neujahrstag genannt...
der Monat selbst heißt Januar
und man stellt den Gott Janus dar

- der bei der Taufe wie bekannt
in alter Zeit einst Pate stand -
mit zwei Gesichtern ja echt zwei:
eins blickt nach vorn und hat dabei
was kommt und Zukunft bringt im Blick -
das andere das schaut zurück

rückwärts in die Vergangenheit
und mitten drin oh Mensch gedeiht
- aus dem was kommt und dem was war -
der Augenblick ganz wunderbar
die Gegenwart die nie verweilt
und wie das alte Jahr enteilt...

*

Aus dem Schoß von vielen Wochen

Aus dem Schoß von vielen Wochen
kommt ein neues Jahr gekrochen:
Oh es strampelt schon im Schoß
und in Kürze geht sie los
die Entbindung an Silvester -
ohne jede Krankenschwester
oder Hebamme dabei
läßt die Zeit das Jährchen frei
in die große weite Welt
wos ihm sicher gut gefällt
nett von Feuerwerk begrüßt
das die Niederkunft versüßt

nur wies ausfällt wird man sehn -
manches Jahr ist wen’ger schön
doch das kann ja nichts dafür
ist "bloß" Zeit und drin sind wir
die wir allerhand erleiden
dies und das tun oder meiden:
Voller Unschuld ist die Zeit
die sich auf ihr Früchtchen freut
die auch uns am Leben hält
in der großen weiten Welt
und wenn "unsre" Zeit einst kimmt
lächelnd uns das Leben nimmt...








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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (30.12.21, 16:37)
Schade,
dass das erste Gedicht nicht separat steht, denn das finde ich richtig gut. Reif für einen Doppelstern. ---

Schade auch, dass der Zeitenvater unbekannt bleibt und die Alleinerziehende viel Stress hat und (deshalb) macht. - Chronos will es nicht gewesen sein und führt seine anstrengende Doppelbelastung ins Feld ...

Mitfühlende Grüße
der8.

 harzgebirgler meinte dazu am 30.12.21 um 17:53:
als es einst in erscheinung trat
geschah das klaro separat *
und kommt zum vorschein jetzt erneut
was mir der8. wohl verzeiht.

es bleibt die zeit voll rätselhaft
in unentwegter mutterschaft
von augenblicken die enteilen
und erinnernd nur verweilen.

beste dankesgrüße & guten rutsch!
harzgebirgler

* https://keinverlag.de/424678.text

 TassoTuwas (31.12.21, 10:03)
Leider gibt's wieder mal kein Gewimmel
von bunten Raketen am Neujahrshimmel
so war's doch schön hier von dir zu lesen 
wie es hätte könnte sollte sein gewesen!

Glück auf
TT

 harzgebirgler antwortete darauf am 31.12.21 um 12:20:
es fehlt den menschen echt das frohe knallen
mit sternfontänen die vom himmel fallen -
doch kommt die zeit ganz sicherlich bald wieder
und drückt auch feuerwerker nicht mehr nieder.

lg & alles gute für 2022
harzgebirgler
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