Siderodromophobie

Gedicht zum Thema Angst

von  plotzn

Feucht der Hände Innenseiten,

leichtes Zittern in den Knien,

doch zu spät, dem startbereiten

Ungeheuer zu entfliehen.

 

Fast raketenhaft beschleunigt

drückt es uns in weiche Sitze.

Bleibt dem Nebenmann, der scheu nickt,

wohl verborgen, wie ich schwitze?

 

Was, wenn eine der Turbinen

mitten auf der Strecke ausfällt?

Wenn die Lok aus schiefen Schienen

von der Brücke auf ein Haus fällt?

 

Pfeiler, die vorüberfliegen,

holt der Tod mich jetzt auf Reisen?

Wär ich doch nicht zugestiegen!

So ist Flugangst – nur auf Gleisen.

 


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Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (29.01.22, 15:28)
Gut vertonte Psychose! Ich litt dereinst nach einem Unfall daran. Heute lache ich darüber. Welch ein Glück ... 

Liebe Grüße
Llu ♥

 plotzn meinte dazu am 29.01.22 um 16:34:
Hallo Llu,

mit Phobien ist nicht zu spaßen. Umso mehr freut mich, dass Du (inzwischen) drüber lachen kannst.

Danke und liebe Grüße!
Stefan

 GastIltis (29.01.22, 16:17)
Hallo Stefan, du hast in deiner Jugend zu wenig Jack London gelesen: "Abenteuer eines Tramps". Ich könnte das Buch gegen eine geringe Leihgebühr zeitweilig entbehren.

Fliegen, gut, auf Ebne Null,
ist am Anfang angebracht.
Hat man schnell die Hosen vull,
heißt's, man führe gern bei Nacht.

Nacht, benebelt, schwerer Dunst,
so ist Reisen angenehm.
Allerdings lehrt uns die Kunst:
Gut zu sitzen ist bequem.

Also fährt man denn im Blindflug.
Reiseziele hat man nicht.
Hält der Zug erst mal in Windhuk,
fällt das auch nicht ins Gewicht.

Weiter geht’s mit Tempo wie
in der Ebene erzielt.
Und die Freiheitsmelodie
wird per Wolkenflug gespielt.


Eine andere Variante hebe ich mir noch auf. Viele Grüße von Gil

 plotzn antwortete darauf am 29.01.22 um 17:09:
Servus Gil,

wenn mir das die Jugend wiederbringt, will ich gleich die doppelte Leihgebühr entrichten. Auf so einen Zug springe ich gerne, ganz egal, ob mit Jack nach London oder mit Jaques nach Offenbach.

Mit Elan und Bahn - ich tramp
mittenmang ins Dschungel-Camp,
möcht mich auch mal richtig ekeln
oder leichtbekleidet räkeln.
Seelenstriptease ist mein Ding,
bin bereit fürs Happening,
als ein Star im Urwaldhaus,
hol mich bitte hier nicht raus!

Grüße aus Südafrika (nicht Windhuk)!
Stefan

 Didi.Costaire (29.01.22, 18:07)
Hallo Stefan!

Per Bummelzug und Bimmelbahn,
so trotze ich dem Tempowahn.

Angstfreie Grüße,
Dirk

 plotzn schrieb daraufhin am 30.01.22 um 09:16:
Gute Wahl, Dirk!

Die allergrößte Ruhe zeigt
sich aber, wenn die DB streikt.

Für einen Moment hatte ich Pummelzug gelesen, vermutlich wirkte Tassos Gedicht noch nach...

Liebe Grüße und gute Fahrt!
Stefan

 TrekanBelluvitsh (29.01.22, 21:46)
Keine Sorge. Manche Züge sind zwar eng getacktet, aber da mindestens einer von denen zu spät kommt, gibt es immer einen großen Puffer - zusätzlich zu denen, die der Zug selbst mitbringt. ;)

 plotzn äußerte darauf am 30.01.22 um 09:17:
Danke für die tröstende Worte, Trekan. Es ist schon beruhigend zu wissen, dass die Verspätungen der Bahn mein Leben verlängern...

Liebe Grüße
Stefan

 Möllerkies (29.01.22, 23:54)
Siderodromophobie –
hat man sie, sagt man's doch nie.
Denn sie kann den Menschen schwächen,
doch ist schwierig auszusprechen.
 
;-) Martin

Kommentar geändert am 29.01.2022 um 23:55 Uhr

 plotzn ergänzte dazu am 30.01.22 um 09:40:
Servus Martin,

studierst du das Thema, dann staunste und denkste:
Warum gibt es hunderte Worte für Ängste?
Und wenn schon, weshalb will die Sprache für Freuden
dann nicht mal 'nen Bruchteil an Worten vergeuden?


Liebe Grüße,
Stefan
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