Unrasiert ist er - und schmeckt Blut. Sein Gesicht ist gezeichnet von Alkohol und Tabakkonsum. Und bis eben hielt er in der Hand eine Zigarette, ein Bier. Und irgendwie ist es wie oft, wenn er auf der Suche nach seiner Unschuld gestrandet ist.
Aus den Augenwinkeln sieht er, weil er liegt - es glänzt metallen die Eingangstür zur Tanzkneipe Cafe Kiese. Blinkt darüber ein tanzende Paar auf einer Reklametafel. Doch da will er nicht mehr hin, nicht in das Cafe, denn seine Geilheit und die Suche nach Liebe und Nähe sind längst planiert, platt gemacht - und ihm ist schlecht, er hat keinen wirklichen Blick mehr für so was. Außerdem rattert sein Herz bedrohlich, so scheint ihm. Der Puls, der rast im Takt der Blitze in seinem Kopf. Und sein Körper knarrt von irgendwo her, als riebe sich Geäst im Wind, - ein Knochen, Finger, Rippen, als würde die Welt auf ihn einstürzen. Woher das Alles?
’Schnauze!’, hält jemand dagegen. Der Mann kann das Wort nicht hören, nicht mal einen Ton, nicht die Farbe der Töne. Er kann nur ahnen. Sein unbewusster Wille hat sich in seltener Energieleistung gegen Schmerz und Leiden gestemmt. Hat dicht gemacht. Ist eine Krüppelkiefer auf zweitausend Meter Höhe. Gebeugt, demoliert, doch standhaft. ’Schnauze!’ Etwas wie ein Kissen drückt sich ihm auf die Ohren. Der Kopfpuls wütet in Gänsefedern dagegen. Auch das noch. Dann, in eine Herzschlagpause hinein ist Geraschel, fühlt er Bewegung, hört er: „Mein Gott, was machst du bloß für Sachen?“
’Mutter?’, denkt er. Will hoch. Erneut sein Versuch, - und bleibt doch liegen, obwohl er sich bewegen kann, - wenn er will. ’Eine Minute noch, Mutter!’
Wenige Meter weiter schwankt eine Gestalt im Funzellicht. Eine zweite? Nein, im fokussieren ein zerfurcht verlebtes Gesicht über hoch gewölbtem Bauch in dunkler Hose unter weißer halb geöffneter Jacke. Ein Kerl, der im hohen Bogen in sein Cabriolet pinkelt...