P. ist die eine Sache (Romanauszug)

Schundroman zum Thema Abstraktes

von  alter79

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Mc Cullum lernte ich in Brüssel im Schaerbeek kennen. Wenig später war ich mir sicher, dass der Typ mich vorher schon gekannt haben muss, denn bereits nach der ersten Flasche hat er mir einiges aus meiner Vergangenheit erzählt, - um mich von Brightwater abzuwerben, wie er sagte. Ja, er brauche einen Mann fürs Grobe, für seine Diamantenmine nahe Bumba im Kongo. Und wenn man dann in Bumba ist, sagte ich, kann man sehen, dass der Arsch der Welt nicht alleine der Irak oder Angola sind, oder? Darüber lachte er so heftig, das ihm beinahe seine mit Diamanten besetzten Zähne aus dem Gesicht fielen. Zumindest gehen ein paar seiner scheiß Sommersprossen bei seinem heiseren Gegröle jedes Mal flöten, egal ob er lacht, bumst, mordete, Geld zählt oder nicht. Und so hat es ihn auch erwischt, - doch davon später.
Mc Cullum betreibt seine Diamantenmine illegal. Auch deswegen braucht er Leute wie mich. Zudem will er nicht zig Millionen für irgendwelche Maschinen oder Söldnertrupps ausgeben, um seine Arbeiter explizit zu überwachen wie De Beers es tut. Deshalb komme es auch vor, wie er sagt, dass manch einer der Nigger denkt, er sei bei ihm, Mc Cullum, im Selbstbedienungsladen gelandet - und die Diamanten frisst wie Smartys; dabei bezahle ich die nicht mal schlecht. - Und dafür, dass die Nigger die Smartys wieder ausscheißen, bist du verantwortlich. 30 % vom Fund sind dann für dich. Worauf ich 50 % sagte. Und er nach der dritten Flasche für 40 sein Okay gab. Ich kündigte am nächsten Tag meinen Job bei Brightwater, flog in den Tschad und rekrutierte dort zwei drogenabhängige Ex- Kindersoldaten als Hiwi, die mir Charly vorschlug. Bunny und Klopfer. - Skrupellos und geldgeil, fast wie wir, sagte er mit einem zahnlosen Grinsen auf die beiden zerlumpten Gören deutend. Wo sind eigentlich deine Zähne?
In der Tasche. - Die nehme ich nur zum Essen.
Wieso?
Na - ja, das sind eigentlich die vom langen Piet.
Wieso, - was ist mit Piet?
Six feet under!
Ach - und du hast die Zähne geerbt.
Stimmt. Die passen nur nicht so richtig, deswegen.
Als er dann nach dem Einladen diverser Utensilien fragte Und? - Ist auch ein Platz für mich dabei? Sagte ich - Ist! Obwohl ich ihn eigentlich nicht brauchen konnte.
Mach. - Steig schon ein. Und kaum hatte ich die Cessna auf Höhe, war er eingeschlafen.

Man muss sich von Bumba kein Bild machen, es ist so unwirklich wie die Demokratische Republik Kongo - oder so. Explizit schafft sich Bumba Platz in 2,2° Nord und 22,5° Ost am rechten Ufer vom Kongostrom. Und Bumba wächst, letztlich dank McCullum. Lediglich die Landepiste ist ein unbehauener Stein geblieben. Und dementsprechend war die Landung.
Hätte ich meine Zähne drin, wären die jetzt im Arsch, sülzte Charly, während die vollgekoksten Hiwis weiter schnarchten.
Von der ersten Kohle kannst du dir welche aus Platin machen lassen, munterte ich ihn auf. Außerdem ist das erst meine zweite Landung!
Du kannst gar nicht fliegen?
Kann ich schon, sonst wärst du ja jetzt nicht hier.
Purer Zufall, nölte er.
Kannst ja nächstes Mal die Eisenbahn nehmen.

Mc Cullum hatte uns einen Willys neben die Rollbahn gestellt, in der fast so was wie eine Generalkarte von Bumba lag. Jedenfalls war nicht weit von der Landebahn mit rotem Kreuz ein Art Acker eingezeichnet. Sieh an, griente Charly, die Frontkämpfer von terres des hommes sind sogar im finstersten Busch zu finden.

Neben einer aus Plastiktüten gerotzten Baracke stand Mc Cullum in Generalsuniform und ließ eine Löwenkopfflagge hissen. Der hinter stehende Schwarze öffnete einige Heineken. Ah - schön kalt, stöhnte Charly wohlig nach dem ersten Zug. Wer ist der Clown? Fragte Mc Cullum. Charly. Mein Assi! Den bezahlst aber du! Klar, Mann. - Komm Charly, zeig mal was du kannst.
Keine zwei Sekunden später führte Charly mit links einen wimmernden Schwarzen am Ohr - und entschärfte mit rechts eine Druckmine. Sag ihm, er soll da ein Bein raufstellen, befahl er dem Schwarzen, der eben die Heineken geöffnet hat - und sag ihm, er soll sagen wer Boss McCullum die Diamanten klaut, sonst ist sein Weg hier zu Ende. Mann, was war ich froh den Schlüssel der Cessna in meiner Hosentasche zu wissen; konnte aber trotzdem der entscheidensten Situation meines Lebens nicht entkommen ... Nur eins noch dazu: Man hört einen Schuss nicht. Egal wohin der einen trifft. Und - die einzige Chance einen Kopfschuss zu überleben ist die, sich ruhig zu verhalten. Und ich verhielt mich ruhig. Was blieb war eine Narbe. Feuerrot ist die. Unter dem Haar. Und irgendwas nicht fassbares innen drin ist mit mir passiert. Den medizinischen Ausdruck dafür trage ich nicht bei mir. Doch immer bei mir ist der Geruch von Eiter und Blut, zusätzlich gepaart mit einer unbestimmten Sehnsucht nach ... Doktor Munk meint, ich pflege meine Aura: Der Idiot.

Ich lebte bis jetzt im Irrtum; da ist einer, der böser ist als ich.
Maldoror

Schon Monate beobachte ich wieder Frauen. Auch die hier. Hier. Die! - Diese Frau. Wir joggen die gleichen zehn Kilometer. Rundstrecke am See. Täglich. Um zehn. Zehn. Romantisch. - Ob Herbst, Winter, Frühling, Sommer. - Sommer. Jetzt ist Frühling. Ich laufe mit dem Hund an der Leine. Hund Bruno. Du alleine. Alleine. Das tun wir schon seit Winter. Ja! Bis Herbst lief sie noch mit einem Typen: Vollbart, lange Haare. Ich mit Bruno. Wie immer. Hund. Kurzhaar. Du. Ich. Vollbart.
Als ich dich gestern ansprach, ich trage inzwischen auch einen ... und lange Haare, warst du so - so - abweisend; dabei habe ich nur nett nach ner Runde poppen gefragt. Poppen? - Nett.
Lassen Sie mich in Frieden, hast du gesagt -, lassen Sie mich, als wärst du ne kaputte Langspielplatte. Dabei wollte ich gar nicht in Frieden poppen. Blasen solltest du. Blasen. - Mann!

Doch ehe ich es sagen konnte, hast du Gas gegeben - und mein Hund hob genau in dem Augenblick das Bein. Und wenn der pisst, ey - das dauert. Und du warst weg. Weg. - Pissen? Heute. - Heute ist alles anders. Der Hund läuft frei und kann seine Geschäfte machen wie er will. Ich auch. - Ich auch. Und du erst. Du. Erst.
Sage dir - Sorry - wegen gestern!
Gestern, sage ich, als ich dich endlich einhole, neben dir bin, gestern war nicht mein Tag.
Lassen Sie mich in Ruhe, sagt mir die Langspielplatte - du.
Du wiederholst dich, sage ich, wie ne Langspielplatte. Und echt, es gibt bessere Ausreden um sich vor etwas zu drücken. Und in Ruhe lassen ist echt die beschissenste.
Lassen Sie mich in Ruhe, sagst du. In Ruhe. Du! - Du.
Weißt du, dass sich bereits wenige Minuten poppen am Tag lohnen? Das rentiert sich auf Dauer so, wie wenn man täglich einen Euro in eine Sparbüchse wirft.
Lassen Sie mich mit dem Quatsch in Ruhe, sagst du. - Quatsch. Echt. Nee.
Nee, echt, - nach ein bisschen poppen fühlt man sich vitaler, belastbarer und kann sich vom täglichen Scheiß erholen.
Ich will aber nicht, sagst du. Sagst du. - Scheiß. Du. Du ... Meine Anstrengung. - Ich onaniere jeden Tag mindesten vier Mal, sage ich, drei Minuten brauche ich dazu pro. - Ich tu es, bevor ich dusche, also nach dem Laufen und den Liegestützen. Egal ob es regnet.
Wieso regnet, fragst du. - Regnet? Deswegen.
Na wegen dem Schweinehund, sage ich, der in jedem von uns steckt. Ich vermute mal, du hast dir deine Bikini-Figur auch nicht beim Zähneputzen antrainiert.
War das eine Frage? - Fragst du. Nee. Frage? Du? Wegen Zähneputzen? Nee. Und eigentlich wollte ich gestern mit dir auch überhaupt nicht poppen - warn Spaß ... Spaß. Du!
Was wollten Sie denn? Du sollst mir einen blasen, sag ich. - Blasen. Geil. Du ... Was? Geil! - Lassen Sie mich endlich mit Ihren Sauereien in Ruhe, sagst du.
Bleib mal stehen, sage ich, ich will dir das mal erklären.
Ich will aber nicht, sagst du. Voll geil. Voll. Echt. - Geil!
Hör mal -, du laberst immer den gleichen Scheiß, du bist eine ziemliche eintönige Fotze; ... ey, soll ich da unten mal nachsehen? - Fotze! Du! Untenrum.
Lassen Sie mich ...
Ich habs echt richtig gut drauf, sage ich, hatte schon Tage keine Frau mehr. Poppen! Blasen. Wichsen.
Lassen Sie ...
Wird jetzt n bisschen kalt am Arsch, Süße, sag ich, aber du wolltest ja nicht blasen. In den Arsch. - Blasen?
...du Sau, hast du..., und um Hilfe geschrieen. Ja. Hilfe! Oder son Scheiß. Du - Arsch.
Mann, ist mir kalt! - Echt. Kalt, ey. Wie 30.000 Grad Celsius. Blitzkanal, weißt schon.

Manchmal geht es nicht weiter. Kann ich nicht mehr. Nicht schreiben. Ist meine Sekunde Leben kraftlos. Gehe ich deswegen spazieren. Um Stoff zu sammeln. Sauerstoff. Hundescheiße an den Schuhen. Einfach so. Ohne daran zu denken was geschieht. Real etwas von meiner Umwelt aufzunehmen; sei es das Geringste. Stehe dann auf der Kippe. Ich weiß das. Wie auch du. Die das weiß. Wenn du weinst. Tapfer bist. Mir unvergesslich bleibst. Wie wir Wein tranken. Im Süden. Rauchten. Am Strand. Unter guter Sonne. Als Grenzgänger in Gedanken. Ich jetzt in gelebter Vergangenheit zurück. Seelisch verstümmelt. Gehirnamputiert. Dadurch schutzlos. Des Bösen unbewusst. Dem gelebten Leben. - Weil wir wussten. Was wir getan. Zugelassen haben. Du. Und ich. Wenn ich richtig erinnere.

Wie lange warst du denn im Krankenhaus? Fragt sie, nach dem das erste Mal vorbei war.
Zehn Tage - und wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich bleiben müssen bis Mama von der Geschäftsreise zurück ist.
Siehst du ... Was für ein Glück, dass du mich hast.
Ja!
Dann können wir ja heute den Rekord brechen!
Mehr als vier Mal?
Willst du?
Ja! - Obwohl mein Penis schon nach dem zweiten Mal immer wund war.
Ich nehme auch mehr Spucke versprach sie, als könne sie Gedanken lesen.
Und so wurde es wieder schön.

Was wünschst du dir eigentlich zum Geburtstag? - Ist es dein elfter, oder zwölfter?
Zwölf. Ich werde zwölf!
Sehe ich auch gerade, lachte sie, du bekommst schon richtig viel Haare.
Und du -, hast du welche?
Aber ja. Willst du mal sehen?
Ja!
Jetzt? Jetzt gleich? - Oder lieber erst am Geburtstag?
Lieber jetzt gleich!
Gut. Aber alles was wir tun, bleibt unter uns, wie immer. - Sonst kann ich dich nicht mehr massieren kommen!
Versprochen, Tante Rita. Großes Ehrenwort!
Es wurde ein großartiges Fest -, mich glutheiß zwischen ihren Schamhaaren zu verlieren. Und ich konnte nie genug davon bekommen. Bis ich eines Tages Frau Brunner aus dem zweiten Stock traf, die mich bat ihr zu helfen zwei Einkaufsbeutel nach oben zu tragen.
Haben Sie keinen Mann? Fragte ich, als sie mir, kaum das wir den Einkauf in der Küche hatten und nach der Limonade im Wohnzimmer mit den Worten du hast da einen Fleck, den werde ich mal gleich abwischen!, mit einem feuchten Tuch an die Hose wollte.
Mein Mann ist abgehauen, - wie so viele andere; oder siehst du hier in der Gegend Männer?



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