Henri studierte nur mäßig interessiert an einer Düsseldorfer Fachhochschule. Er war unzufrieden! Irgendetwas schien mit ihm oder dem Leben an sich nicht zu stimmen. Warum gab es anscheinend keine wirklich glücklichen Menschen?
Anfang 1985, er war damals 27 Jahre alt, nahm er sich deshalb eine vierwöchige Auszeit um über alles einmal gründlich nachzudenken. Nicht dass er in dieser Zeit irgendwelche Antworten gefunden hätte, aber er war nun offen für neue Impulse und schicksalhafte Fügungen.
Die ließen dann auch nicht lange auf sich warten. Als erstes traf einen alten Bekannten, der sich inzwischen ganz der Esoterik verschrieben hatte. Henri fand dies interessant. Vielleicht lag dem ganzen Weltgeschehen ja doch ein tieferer Sinn zugrunde, dem man mit mithilfe von Astrologie und Tarot auf die Spur kommen konnte. Und vielleicht gab es tatsächlich so etwas wie Reinkarnation, ein ständiges Wiedergeboren werden, wie es die fernöstlichen Religionen versprachen.
Bis hierher hatte Henri allerdings keine wirklichen Beweise, dass es da irgendetwas Höheres oder Jenseitiges gab. Für ihn war das reine Spekulation, obwohl er schon einige recht seltsame Dinge erlebt hatte. Begebenheiten, für die er die Erklärung Zufall nicht gelten lassen konnte. Eine unsichtbare Lenkung schien ihm plausibler, aber wer oder was steckt dahinter?
Dann aber kam jener Tag, der seine bisherige Weltsicht komplett verändern sollte. Es war jener Tag, an dem er Elke und Peter, ein befreundetes Ehepaar, besuchte. Und Elke ihm zu fast mitternächtlicher Stunde vorschlug, mit ihrem verstorbenen Onkel Kontakt aufzunehmen.
Natürlich hatte er schon von solchen Dingen gehört, aber nicht ernsthaft geglaubt, dass da etwas dran sein könnte. Aber Elke schien sich ihrer Sache sicher zu sein, so dass er sich darauf einließ. Frei nach dem Motto: Versuch macht klug!
Was er dann allerdings erlebte, versetzte ihn in großes Erstaunen. Ein kleines Tischchen, was sich auf unerklärliche Weise drehend und windend über einen Bogen Papier bewegte und - mittels eines daran befestigen Stifts- klar lesbare und vernünftige Sätze schrieb, hätte er schlichtweg nicht für möglich gehalten. Und doch geschah es. Nach jeder Frage von Elke setze sich das kleine Tischchen in Bewegung und auf den Bogen Papier entstanden gut lesbare, sinnvolle Antworten.
Physikalisch gesehen eine völlige Unmöglichkeit. Denn das Tischchen bewegte sich ohne Muskelkraft wie von einer unsichtbaren Kraft angetrieben und gesteuert.
Inspiriert durch dieses Erlebnis nahm Henri einige Wochen später selber Kontakt mit der jenseitigen Welt auf. Es meldete sich „Onkel Willi“, ein verstorbener Verwandter aus Kindheitstagen. Henri war hochbeglückt und es entstand – trotz Warnungen eines guten Freundes – ein regelmäßiger Schreibkontakt mit Onkel Willi. Er begann ihm mehr und mehr zu vertrauen.
Dann, am 5. Juni desselben Jahres, wurde die ganze Angelegenheit sehr bedrohlich. So bedrohlich, dass Henri sich am nächsten Tag in großer Bedrängnis zum christlichen Glauben bekehrte.
Mittlerweile hatte er auch begriffen, dass er nicht mit seinem Onkel, sondern einem dämonischen Geist in Kontakt gestanden hatte. In der darauf folgenden Nacht lag er inmitten von christlichen Missionaren in einem Klassenzimmer eines Düsseldorfer Gymnasiums. Nie zuvor hatte er sich in dieser Schule befunden. Aber aus Angst vor Onkel Willi hatte er nicht zuhause alleine übernachten wollen.
Etwa gegen 2 Uhr morgens wachte er auf und eine Stimme befahl ihm: Steh auf! Er kroch aus seinem Schlafsack und stand im Klassenraum, als die Stimme erneut befahl: Geh auf Toilette!
Nach einigem Suche fand er die Jungentoilette und fragte sich nun, was er hier sollte. Da sprach die Stimme ein drittes Mal: Dreh dich um! Er tat wie befohlen und sah direkt vor seinen Augen mit schwarzer Schrift an der Wand geschrieben: Willi grüßt Dich
Wie vom Donner gerührt starrte Henri auf jenen Satz, mit dem fast alle seine spiritistischen Sitzungen begonnen hatten. Eine letzte Machtdemonstration?
Am nächsten Tag beteten mehrere Pastoren und Älteste über Henri und brachen diesen dämonischen Bann über ihm. Fortan meldete der Dämon sich nicht mehr!
Eine sehr ungewöhnliche Geschichte, für deren Wahrheitsgehalt ich mich aber verbürge. Sie sei jedem eine ernste Warnung, sich auf solche spiritistischen Dinge besser nicht einzulassen. Man ruft die Geister nicht ungestraft, wie schon Goethes Zauberlehrling schmerzhaft lernen musste. Und Dummheiten anderer muss man ja nicht unbedingt nachmachen. Oder?