Papilloma

Text

von  Mondscheinsonate

Das erste Mal Krebs hatte ich mit fast 30. Damals gab es noch nicht die Papilloma-Virus Impfung. Meine Nichte ist 11, bekam bereits die Impfung und das ist gut so. 

Unterleibskrebs tut anfangs nicht weh, daher ist es wichtig, regelmässig zum Arzt zu gehen. Da ich in der Richtung sehr konsequent brav bin, anders in anderen Dingen, hat der Arzt das Karzinom schnell erkannt. Das Wachstum war rasant. Im Juni bekam ich das Ergebnis meines Abstriches, PAP III, der Arzt gab mir Medikamente, er meinte, es könnte sich auch um eine Entzündung handeln. Er sagte, wir müssen gesetzlich warten bis zum nächsten Test, warum, das weiß ich bis heute nicht. Es waren auf jeden Fall die schlimmsten zwei Monate meines Lebens. Ich hatte keinen Tag Ruhe, die Gedanken kreisten ständig um das Thema, ob die Medikamente halfen. 

Im September zeigte der PAP-Test IIId an, das bedeutet Zellveränderungen. Ich bekam sofort einen Termin im SMZ-Ost, einem Spital. Drei Wochen später, in der Ambulanz noch ein Abstrich, es zeigte bereits PAP IV an. Das bedeutet eine Krebsvorstufe, kann sein, muss nicht. Ich wurde zwei Wochen später operiert, man entfernte mir dreiviertel meines Gebärmutterhalses und schabte meine Gebärmutter aus, schickte das Substrat ins Labor und es war ein Plattenepitelkarzinom. 

Der Arzt meinte, das sei nicht im "Gesunden" operiert, das Karzinom ging bis zum Rand des Entfernten. Ich musste alle drei Monate zum Test. Zwei Jahre lang, dann sagte ich, dass ich immer Bauchweh habe, schreckliches Bauchweh, besonders beim intimen Verkehr. Ich wurde wegen Endometriose operiert, ein Chirurg operierte mit, entfernte mir auch den Blinddarm. Ich hatte extreme Verwachsungen und einen chronisch entzündeten Blinddarm. Ein paar Jahre später bekam ich Leberkrebs, mit einer Metasase in der Lungenspitze. Ich wurde wieder operiert und bekam Chemo. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Als unser Haus- und Hof-Psychophat dumm daherredete, dachte ich, jetzt hat er sich endgültig diskreditiert. Ich hatte täglich Todesängste, war oft im Spital, so schwach wurde ich durch die Chemo. Ich hatte Glück, dass ich zu der Zeit im Spital arbeitete und die besten Ärzte der Welt sich um mich kümmerten, dies in der 2.Klasse (wir haben eine 2.Klassenmedizin, das brauchen wir nicht schön reden, nicht nur eine Bettenklasse). Ich wurde wieder gesund. Aber, die Leber hat sich nie ganz erfangen, immer wieder kämpfe ich mit ihr. Mir wird sehr oft, sehr schnell übel. Ich erzähle das, weil das Thema "Vorsorgeuntersuchung" derart wichtig ist. Eine Dame im Spital erzählte mir, dass sie nur noch ein paar Wochen zu leben hat, sie war 30 Jahre nicht bei GynäkologInnen. Ich gebe zu, mein Mitleid kam ins Schwanken. 

Ich werde am 9.6. 48 Jahre alt, das verdanke ich der Konsequenz. Kein Tag im Leben ist selbstverständlich. 


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Kommentare zu diesem Text


 Saira (24.04.24, 08:29)
Servus Cori,
 
du hast zu einem sehr wichtigen Thema einen Text geschrieben: die Vorsorgeuntersuchungen, die helfen können, frühzeitig Krebs zu entdecken.
 
Dein Bericht zeigt schonungslos auf, wie es dir ergangen ist und es ist wohl davon auszugehen, wärst du seinerzeit nicht zu den Untersuchungen gegangen, heute nicht mehr leben würdest.
 
Eine schwere, kaum vorstellbare Odyssee liegt hinter dir, ein Kampf, der mich erschüttert und er zeigt einmal mehr, dass es Menschen in jedem Alter treffen kann.
 
Ich danke dir für deine Offenheit! Mein Wunsch für dich: Möge dich der Krebs nie wieder heimsuchen!
 
Liebe Grüße <3
Sigi  

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.04.24 um 11:29:
Ja, das Wichtigste ist überhaupt Frauenarzt und Urologe, das wird oft vernachlässigt. Da hat man anfangs keine Schmerzen, also vergisst man es gerne.
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