Telefon

Text

von  Mondscheinsonate

Meine Güte, wie lustig, wir hatten anfangs ein Vierteltelefon, da mussten wir immer warten bis die Nachbarn fertig telefoniert hatten und manchmal konnten wir Gespräche mithören oder plötzlich kommentierte jemand uns. Immer das "Hallo? Wer sind Sie?" und auf der anderen Seite kam "Wer sind Sie? Fallen Sie bitte aus der Leitung!" 

Ich lache. Oder, wenn einer einen nicht verstanden hat, glaubten diese gleich, wir wären in einer Telefonzelle "Bitte den roten Knopf drücken!" oder "Du, ich hab nur noch einen Schilling!" Und aus war das Gespräch. 

Aber, Ende der 1990er bekamen wir schon ein "ganzes Telefon" und das war in Teenagerzeiten "das Telefon der Kinder", wir okkupierten es ständig und teuer war das! 

Wenn ich denke, er und ich telefonierten jeden Tag stundenlang, das bezahlte seine Mutter, ich hoffe heute noch, sie ist nicht böse. Meine war es später, sie gab mir eine Telefonkarte und schickte mich zur Zelle. 

Manchmal sperrte sie auch das Telefon, aber wenn wir die Zahlenfolge auf der Gabel drückten, daraufhämmerten, konnten wir trotzdem wählen. Oh ja, das taten wir. 

Ich weiß unsere alte Nummer noch: 53 55 426, der Erste Bezirk war mit der Zahl 5 (heute noch!) und der Dritte mit 7, das weiß ich noch. Aber, das Auswendiglernen ging verloren, durch die Mobiltelefone. Heutzutage erinnert das Handy an alles, selbst an Geburtstage. Früher wussten wir alles von unseren Freunden auswendig und die Geburtstage sowieso. Seinen habe ich nicht gespeichert, ich weiß ihn, ich merke mir alle Geburtstage von Menschen, die mir wichtig sind.

Der Wandel der Telefone war schon bemerkenswert. Von mir gibt es noch Fotos mit dem grauen Telefon mit Wählscheibe. Wie oft haben wir uns verwählt. Mit den Neuerungen gingen die dutzenden Entschuldigungen verloren. Ist kaum noch notwendig. 

Einmal, als ich mit meiner Freundin sprach und wir nach einer Lösung für ein Mathematikbeispiel suchten, sprach eine fremde Person hinein und sagte uns die Lösung. Das war nett. Natürlich zum Kichern. Ja, da gab es kein Fremdeln. Oder, der berühmte Telefonterror: 30 74 10, Funny House. Der Bruder meiner Freundin rief die Nutten so oft an, bis nur noch ein Tonband lief. Meine Güte, pubertärer Blödsinn. Aber, als er die Hotlines anrief, musste er sich bei den Eltern erklären und tat es nie wieder. 

Das war was, ewig im Regen stehen vor der Telefonzelle. Oder, das "Ich leg auf, nein, du legst auf"- Getue, bis einer die Telefonzellentür aufriss und schrie:"ICH LEG DIR GLEICH EINE AUF!" Das war bedrohlich. 

"Schlaf gut, Gute Nacht!"

"Träum schön! Bussi!"



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (22.05.24, 06:55)
Witzig.
Insbesondere die Passage mit den horizontalen Seelsorgerinnen ... :D

 Mondscheinsonate meinte dazu am 22.05.24 um 10:06:
Böse! 😂😂😂

 Graeculus antwortete darauf am 22.05.24 um 11:56:
Für Prostitution habe ich jetzt bei Bolaño „Untertagebau der Barmherzigen Schwestern“ gelesen.

Was das Telephon angeht: Zwei, drei Generationen vor Euch, also zu meiner Zeit, gab es kaum Telephone. Wie ist man da in Verbindung geblieben? Man hat Briefe geschrieben und bekommen. Die Zeiten von „Please Mr. Postman“.
Dauerte länger, blieb dafür aber auch erhalten. Die Briefe habe ich noch, während von Telephonaten allenfalls die Erinnerung existiert.


Und Telephon schreibt man jetzt Telefon.

Antwort geändert am 22.05.2024 um 11:57 Uhr

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 22.05.24 um 14:30:
Ich hab beides. Und das mache ich heute noch.

 Graeculus äußerte darauf am 22.05.24 um 18:35:
Das ist ein schöner alter Brauch und die E-Mail nur ein Kompromiß. Leider wohl insgesamt doch auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehend.

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 22.05.24 um 19:54:
Absolut. Manchmal denke ich mir, sich selbst einen Brief schreiben, damit ich nicht nur Rechnungen im Briefkasten habe. :-D

 Teo (22.05.24, 07:48)
Mit der Gabel wählen...das klappte tatsächlich. Da warst du ja damals schon eine ganz ausgeschlafene....

 Mondscheinsonate meinte dazu am 22.05.24 um 10:07:
Gewusst wie...😂😂😂

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 18:36:
Ui, diesen Trick kenne/kannte ich nicht.

 Teo meinte dazu am 22.05.24 um 19:23:
Zur Technik.
Mit abheben des Höres wurde durch einen Kontakt in der Gabel eine Ruhestromschleife zur Ortsvermittlungsstelle geschlossen. In dieser Schleife lag auch die Numnerwählscheibe. Durch rhythmisches Unterbrechen je nach Anzahl der Impulse wurden Relais und somit Hebdrehwähler angesteuert. Die Unterbrechung, also Ansteuerung der Schaltelemente, kann somit auch mit der Gabel des Telefonapparates erfolgen.
Ein wenig üben muss man allerdings schon.
Ohne zu googeln...ich meine das Verhältnis öffnen zu schließen beträgt 62:38.

Antwort geändert am 22.05.2024 um 19:23 Uhr

 lugarex (22.05.24, 08:00)
in der uhrzeit kannte ich viel leute nur nach der telefonnummer, name habe ich total vergessen. heute kenne ich keine nummer oder sonst irgendeine daten, nichts -- alles gespeichert.

aber telefoniere ich praktisch nicht mehr.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 22.05.24 um 10:07:
Ich lerne auch keine Nummern mehr auswendig.

 Graeculus meinte dazu am 22.05.24 um 18:38:
Ein spezielles Problem ist, meine ich, die eigene Nummer, weil man sich selbst so selten anruft.

Einfach in dieser Hinsicht war eine, die einmal hatte: 780539.
Merkst Du was?
(Auch mir ist das erst nach einem Jahr oder so aufgefallen.)

Antwort geändert am 22.05.2024 um 18:39 Uhr
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