Gegenschlag

Verstand vs. Irrsinn


Eine archivierte Kolumne von  Melodia

Dienstag, 23. April 2013, 23:12
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Hasso, aus!

Sitz, Platz! Schon etwas dreist, was für Formulierungen der Herr Hasso Mansfeld von der FDP in die Welt kläfft. Andere müssten mit Konsequenzen rechnen. Gut, verständlich, dass er sich darüber aufregt, dass seine und die Daten von Parteigenossen gehackt und frei zugänglich gemacht worden sind. Wäre ich vermutlich auch. Der Unterschied ist, ich habe nichts zu verheimlichen, um es in ihrer eigenen Rhetorik auszudrücken und ich bin nicht für die Vorratsdatenspeicherung!

Nach dem Hack der parteiinternen Kommunikationsplattform (meine-freiheit.de), echauffierte sich der Politiker via seiner Onlinepräsenz FDPLiberté mit folgenden Worten: „Anonymous sind hundsgemeine Online-Terroristen. Pickelgesichtige Wichtigtuer. Die haben vorgestern meine Passwörter mit denen von 37.000 anderen Nutzern von meine-freiheit.de veröffentlicht.“ Nun, von dem zweifelhaften Deutsch abgesehen, bin ich mir zunächst einmal nicht sicher, ob es äußerst klug ist, eine Hackergruppe ausgerechnet über das Internet zu beleidigen. Womit wir schon beim zweiten Thema wären. Denn würde ich Hasso „Bello“ Mansfeld so bezeichnen, hätte ich innerhalb kürzester Zeit eine Klage am Hals(band).

Die Aktion von Anonymous war ein Protest gegen das geplante Gesetzt der Vorratsdatenspeicherung. Eine recht erfolgreiche Handlung, wie ich finde. Wer nicht mal seine eigenen Daten schützen kann, soll unsere verwalten? Außerdem haben die Damen und Herren, sowie Westerwelles nun einen Vorgeschmack bekommen wie es ist, wenn die persönlichen Daten für alle zugänglich gemacht werden. Das diese, mit Sicherheit unglaublich teure Kommunikationsplattform offensichtlich erhebliche Sicherheitsmängel aufweist lässt sich zwar kaum abstreiten, aber bei Passwörtern wie „12345“ und „Pupi“ wundert es eigentlich nur, dass es so lange gedauert hat, bis so etwas geschieht.

Schön auch der Begriff der Online-Terroristen. Gewiss hacken ist illegal. Aber meine privaten Daten sind und sollen privat bleiben. Warum sind Hacker, die mit solchen Aktionen protestieren und Probleme aufzeigen gleich Terroristen (ein Begriff, der durch seine inflationäre Verwendung jegliche Bedeutung verloren hat), während Politiker der FDP von der deutschen Waffenlobby Geldspenden bekommen. Wollen wir alle raten, welche Partei mitverantwortlich war, dass Waffen nach Mexiko verkauft wurden? Wer war bereits in mehrere Korruptions- und Spendenskandale verwickelt? Ich finde „Terrorist“ bleibt in diesem Fall wohl Ansichtssache. Außerdem fällt mir ein: Der Ankauf gestohlener und somit gehackter Bank- und Steuerdaten-CDs war rechtens? Um diese Gedankengänge zu verstehen, muss man wohl Politiker sein.

Und dann diese Zahl: 37.000. Hat die FDP tatsächlich noch so viele Mitglieder? Mir erscheint die Zahl doch recht hoch. Aber das ist bekanntlich die Kunst von Politikern: Jegliche PR zu ihren Gunsten auszuschlachten. Schließlich war die FDP schon lange nicht mehr als Opfer in unseren Köpfen präsent. Weshalb sonst würde ein Mitglied sofort und offen zugeben, dass ihre eigene Plattform angegriffen worden ist? Da rennt Hasso natürlich jedem Stock nach! Aber was erwartet man auch anderes von einer Partei, die erst groß verkündet für die gleichgeschlechtliche Ehe zu sein, um dann im Bundestag dagegen zu stimmen? Überhaupt von Parteien, die Datenschutzbeauftragte im Kampf gegen Facebook unterhalten, aber dem Einwohnermeldeamt erlauben, persönliche Daten an Werbefirmen zu verkaufen? Selbstverständlich ohne die Einwilligung der Bürger!

Die Regierung und die EU treffen täglich Entscheidungen gegen den Willen der Bürger und haben, allem Anschein nach, nur selten den Hauch einer Ahnung von der Materie. Bundestrojaner? Die „De-Mail“ ist ein aktuelles Beispiel. Scheint nur niemand zu interessieren was die Menschen wollen. Aber wehe diese machen sich dann lautstark bemerkbar! Staatsfeinde und Kriminelle! Organisierte Gruppe voller Wirrköpfe. Genau wie Parteien, oder? Aber von so was möchte Hasso nichts wissen! Er spielt lieber weiter mit seinem Gummiball Namens „Liberal“ und merkt nicht, dass dieser bereits in Fetzen liegt.

Auf die logischerweise folgenden Hasstiraden gegen ihn und seine Partei, äußerte er sich ein weiteres Mal: „Unabhängig davon, dass ich eine ganz andere Meinung zu Anonymous habe und manche Aktionen auch aktiv unterstütze, haben die an der Aktion gegen die FDP beteiligten Anonymus-Aktivisten schlicht die Ideale ihrer Bewegung verraten. Sie haben sich unethisch verhalten und haben auch keinen politischen Protest durchgeführt, sondern hatten allein das Ziel einzelne Demokraten zu beschädigen (massiv wirtschaftlich), weil diese Demokraten in den Augen der Aktivisten eine unwerte Meinung hatten. Die Anonymous-Aktion kann daher in einem schlichten Wort beschrieben werden: Faschismus!“ Das kann nicht sein Ernst sein?!?!
1. Es war sehr wohl ein politischer Protest und wurde sogar zuvor angekündigt.
2. Anonymous hat sich demnach zuvor nie „unethisch“ verhalten? Als ob es der erste Hack gewesen wäre!
3. Ein FDPler der Demokratie und Faschismus unter einem Hut bekommt. Wenn nicht ein Lobbyist… Verzeihung… ein Liberaler, wer sonst!?

Nein, den Staat in eine Wirtschaftsdiktatur umgestalten ist vollkommen in unserem Interesse. Und dank der Hilfe der CDU wird es ein Polizeistaat. Schön, dann bekommt endlich jeder sein eigenes Blaulicht! Unter SPD-Führung wäre es sicher nicht großartig anders. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass die FDP wie eine Prostituierte sei: Geht mit jedem ins Bett der Koalition, solange er ihr ein Plätzchen auf der Regierungsbank anbietet.

Also, lieber Westerwelle, lieber Rösler, nehmt euren Hasso zurück an die Leine, vergesst ganz schnell die hirnrissigen Klagen gegen jeden Befürworter der Aktion und seht lieber noch mal eure Doktorarbeiten durch.

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