Massenschlägerei in Bad Kreuznach
Kurzgeschichte zum Thema Sport
von Koreapeitsche
Wir fuhren Ende August mit unserer B-Jugendmannschaft und zwei weiteren Jugendmannschaften ins Trainingslager nach Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Wir sollten übers Wochenende da bleiben. Wir waren in einer Jugendherberge untergebracht, die sich auf einer Anhöhe befand. Schon in der ersten Nacht waren wir, die B-Jugendspieler, stark betrunken und randalierten in der Herberge, warfen sogar Matrazen, Blumernkübel und Möbel aus dem Fenster, sodass es wirklich aussah wie auf einem Schlachtfeld. Es war eine Schande für den Deutschen Fußball, so wie wir uns benahmen.
Am Samstag hatten wir zwei umfangreiche Trainingseinheiten. Der Abend stand uns zur freien Gestaltung zur Verfügung. Am Sonntagmorgen sollten wir nach dem Frühstück zurück nach Kiel fahren. Am Samstagabend gingen wir ohne Trainer und Betreuer geschlossen in den Stadtkern. Wir hatten Unmengen an harten Schnapps dabei. Auf dem Weg kamen wir an einem Freibad vorbei, dass zu der Uhrzeit bereits geschlossen war. Die gesamte Mannschaft kletterte über den Zaun und drang ins Freibad ein. Einige verletzten sich am Zaun. Wir zogen uns aus und gingen eine Runde schwimmen. Nach dem Schwimmen zogen wir ohne uns abzutrocknen die Klamotten wieder an und gingen weiter ins Stadtzentrum. Wir wollten ein paar Kneipen auschecken. Plötzlich standen wir vor einem langgezogenen Bungalow, aus dem Musik kam und an dessen Eingang eine Leuchtreklame angebracht war. Zwei Farbige standen vor der Tür, die sich in amerikanischem Englisch unterhielten. Wir berieten die Situation. Daraufhin hieß es, dass der Mannschaftsführer und ich kurz in diesen Club gehen sollten, da wir als Gymnasiasten am besten Englisch sprachen. Wir gingen einmal quer durch den Club bis an den Tresen und kehrten wieder um. Es befanden sich in erster Linie amerikanische GIs in dem Club, alles Farbige, viele davon in Uniform. Dazu sahen wir eine Menge an Frauen, die anscheinend einheimisch waren. Das bemerkten wir an kurzen Gesprächsfetzen. Wir gingen wieder raus und erstatteten unseren Teamkollegen Bericht. Plötzlich schrie ein Spieler von uns aus einem Abstand von rund zehn Metern Beleidigungen in Richtung der Farbigen, die am Eingang standen. Es fiel auch das N-Wort. Unmittelbar darauf lief ein Grüppchen GIs auf uns zu und fing wahrlos an, auf die Nächsten einzuschlagen. Wir hatten keine Chance, denn wir waren einfach zu voll, und die Schwarzen schlugen enthemmt zu. Ich stand an einem Auto an der Straße und hielt mich da raus. Einige schrien „stop“ und „stop it“. Da hatten die ersten von uns schon blutige Gesichter und wirkten benommen. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten, bis sich die Schwarzen in den Club zurückzogen. Erledigt und schlecht gelaunt gingen wir zurück zur Herberge. Doch der Weg dauerte sehr lange, da wir immer noch weitersoffen und immer wieder in Diskussionen verfielen, was das sollte und weshalb das passierte. Es war tief in der Nacht, als wir zur Herberge zurück kamen. Die Türen waren bereits abgeschlossen, sodass wir klingeln mussten. Als der Herbergsvater die zerschlagenen Gesichter, blauen Augen und Schwellungen in einigen Gesichtern sah, entschied er, dass diese Spieler über Nacht nicht mehr in die Herberge durften. Also mussten vier oder fünf Spieler draußen übernachten, während die anderen hereingelassen wurden. Die beschädigten Spieler mussten draußen auf Holz- und Gartenbänken übernachten und sahen morgens wirklich stark ramponiert aus. Als morgens auch noch ein paar Miniaturbilder im Speisesaal fehlten, hieß es, wir dürfen erst abreisen, wenn die Bilder wieder aufgetaucht seien. Als der Herbergsvater mit der Polizei drohte, tauchten die Bilder wieder auf. Der Bus durfte vorfahren. Wir stiegen ein und fuhren ohne polizeiliche Anzeigen nach Hause. Die Vorfälle hatten kein Nachspiel für uns, weder aus Bad Kreuznach, noch intern im eigenen Verein. Das Ganze war natürlich eine Schande für unsere Mannschaft, für den Verein und für den deutschen Fußball.