Im Bunker

Skizze zum Thema Historisches

von  Gabyi

Unsere Jungs spielten im Bunker. Er lag direkt unten am Strand und Mädchen waren hier verpönt. Sie spielten lieber mit Puppen, führten Dackel aus oder pflückten Blumen. Die Rollen waren passgenau verteilt.
Es stank nach Pisse in diesem Luftschutzraum am Meer und Unrat lag überall am Boden herum. Erwachsene betraten das Gemäuer so gut wie nie. Was sich hier abspielte, entzog sich der Kenntnis der Eltern. Man sprach auch nicht darüber, was im Bunker geschah. Hier wurden die Machtkämpfe der Jungs ausgetragen. Wer hat den Längsten und es wurden die potentiellen Freundinnen ausbaldowert. Wenn sich mal ein Mädchen hierhin verirrte, geschah das selten freiwillig. Der Bunker war ein Relikt aus dem Weltkrieg und niemand befand es für nötig, ihn abzureißen. Oder er war einfach zu stabil für einen “Rückbau”.
Es rankten sich geheimnisumwitterte Geschichten rund um ihn. Was im Krieg in ihm und um ihn geschah, Kriegsrhetorik eben. Zementgrau angewittert war er, rechteckig und flach aus Beton und fast mit Meerblick, wenn es nicht so dunkel in ihm gewesen wäre.



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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (19.06.23, 22:27)
Die Reichen sitzen da auch und üben schon kräftig.

 Gabyi meinte dazu am 20.06.23 um 06:35:
Bin weder reich noch will ich einen Bunker haben ;)

 Dieter_Rotmund (20.06.23, 08:09)
Nicht schlecht, aber etwas arg wenig.

 Gabyi antwortete darauf am 20.06.23 um 16:29:
es ist eine Skizze. Wie immer ;)

 Quoth (20.06.23, 08:25)
Geschickt zwischen Reise- und Kindheitserinnerung platziert. Ich kenne solche Kriegszeugen nur aus Dänemark und Frankreich. "Unsere Jungs" - aus der Eltern- oder Kinderperspektive? Woher weiß die Erzählerin, wie es da drinnen war? War sie eins der unfreiwillig hineinverschleppten Mädchen? Oder gibt sie wieder, was ihr Sohn ihr später erzählte? Die Multiperspektivität macht die Skizze zugleich interessant und verschwommen. Gruß Quoth

 Gabyi schrieb daraufhin am 20.06.23 um 16:37:
Es ist der reinste Kindheitsbunker. Verschwommen kann es schon sein, bei einer so langen Zeit. Und Details waren nicht vorgesehen bei dieser Skizze.
Danke für die Empfehlung :)

 Judas äußerte darauf am 24.06.23 um 13:31:
Wie kommst du da drauf, dass der Erzähler eine Frau ist, Quoth? Ich find da jetzt direkt keinen Hinweis... außer vielleicht "unsere Jungs" anstelle von "wir Jungs" aber das ist doch etwas schwammig...?

 Quoth ergänzte dazu am 24.06.23 um 17:33:
Stimmt, Judas, aber wenn eine Autorin "ich" sagt, gehe ich davon aus, dass es sich um eine Erzählerin handelt. Zwingend ist das natürlich nicht ...

 Judas meinte dazu am 26.06.23 um 12:03:
Ich wurde mal nach einer Lesung gefragt, warum "ich" in meiner Geschichte männlich sei, weil der Ich-Erzähler halt männlich war. ;)

 Quoth (20.06.23, 08:25)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 20.06.2023 um 08:26 Uhr wieder zurückgezogen.

 RainerMScholz (23.06.23, 21:25)
Kleine Jungen machen ganz seltsame Sachen da, hetero-, bi- und homosexuelle Geschichten werden da ausgetragen (und noch ganz andere Obsessionen) oder souffliert, Schwänze werden an Schwänze gerieben, Löcher werden offenbart - es ist die Hölle.
Grüße,
R.

Kommentar geändert am 23.06.2023 um 21:26 Uhr

 Judas (24.06.23, 13:30)
Hervorragende Skizze. Die grobe Wortwahl passt zum groben, grauen Beton des Bunkers. Funktioniert gut. Wie diffus formuliert ist, was im Bunker passiert ist, worüber nicht gesprochen wird... auch sehr gut.
Alles in allem, sehr gut, setzen.

 Gabyi meinte dazu am 24.06.23 um 15:00:
danke Rainer für die "Hölle" ;) und die Empfehlung.

@Judas, es war wirklich ein grobklotziger Bunker. Zementgrau mit derber Struktur, nicht mausgrau. Danke für deine positive Bewertung :) und die Empfehlung

LG Gabyi

 Judas meinte dazu am 26.06.23 um 12:04:
Ja ich find's immer sehr cool, wenn das Visuelle durch die Sprache zum Ausdruck gebracht wird, ohne dass es genau beschrieben wird. Hut ab.

 Gabyi meinte dazu am 26.06.23 um 14:36:
danke.
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