Er sitzt auf meinem Stuhl, an meinem Schreibtisch. Er hat dieselbe Pose, er hat meine Art, sich über die Akten zu beugen, er hat auch exakt denselben Tick, jedes neu aufgeschlagene Blatt sorgfältig glatt zu streichen. Immer wieder. Er redet wie ich, er kopiert meine Satzmelodie, den leicht rheinischen Akzent, die intensive Gestik. Er ist echt mein Double. Derselbe Eindruck am Telefon: Er wird so laut und theatralisch wie ich, er lacht viel, er lacht auch viel zu oft, findet kein Ende.
Komische Erkenntnis: Er gefällt mir nicht. Das ist alles so voraussehbar. Klar, er spielt die ihm zugewiesene Rolle. Ich sag mal: Er muss mich dabei ja nicht toppen. Viele Abläufe sind halt Routine. Die sind vorgegeben. Da kann er sich nicht jedes Mal neu erfinden. Mich neu erfinden. Aber an seiner Kleidung könnte er mal was tun. Sein ganzes Outfit – bin ich auch so langweilig? Leicht ungepflegt mit diesen schlecht sitzenden Hosen, Schweißrändern am Hemd, leichter Mundgeruch…..
Genug! Ich kann ihm das nicht vorhalten. Ich kenne ihn halt viel zu gut. Quasi von innen. Da wäre es unfair, ihn hier bloßzustellen mit all seinen Nöten. Er muss schließlich liefern. Tag für Tag. Schlüpft immer wieder rein in seinen Stuntman-Job. In mich. Sehr beflissen. Trotz unserer schlecht sitzenden Hosen.
Gut, dass ich für meinen Teil jetzt abtauchen kann. Mich mal verstecken. Warum nicht gleich die Festplatte löschen? Er übernimmt einfach für immer. Und ich bleibe, was ich am liebsten wäre: Ersatzreserve II…