Weil die Zeit ständig flieht und eilt
und keinen Augenblick verweilt
kommt sie auch alle Jahre wieder
mit einem neuen Jährchen nieder.
Zwölf Monde trägt sie's unterm Herzen,
selbst noch beim Schein der Weihnachtskerzen
reift´s still heran in ihrem Schoß -
doch die Entbindung ist grandios:
Schlag 12 in der Silvesternacht
wird es von ihr zur Welt gebracht
und übertritt mit Blitzesschnelle
die raumzeitliche Zauberschwelle,
an der wir, leicht beschwipst, schon warten,
um unseren Salut zu starten
mit Böllern, Krachern, guten Wünschen
samt Schampus und gehaltvoll'n Pünschen*.
Sogleich gespeist von zig Sekunden,
die sich zu Tagen, Wochen runden,
entwickelt sich das Wickelkind,
kaum daß wir halbwegs nüchtern sind,
schon bald zum ausgewachs'nen Jahr
mit Raum und Zeit als Elternpaar!
Die halten's gnadenlos auf Touren -
kalendermässig muß es spuren
im Wechselkleid der Jahreszeiten,
die unser Leben stets begleiten.
Am Ende wird es ungeniert
in der Geschichte deponiert.
Dort erst darf´s unbegrenzt verschnaufen,
denn seine Zeit ist abgelaufen
nächsten Silvester im Dezember -
dann heißt es auch nur noch “remember“!...
* पाँच
"fünf" heißt das bekannte wort
stammt von recht entferntem ort
wo man hindi spricht und rindern
es oft besser geht als kindern
die nicht nur in städten lungern
sondern vielfach derbe hungern...
zutaten die müssen sein -
fünfe kommen in ihn rein
in den "punsch" nach tradition
arrak zucker tee zitron'
und gewürz sind zu erhitzen
balde hat man einen sitzen
ja das liegt am alkohol
der tat auch schon mozart wohl
trank gern punsch beim komponier'n
jeder sollte ihn probier'n -
schafft vielleicht nie sinfonien
doch es schmeckt zum niederknien!...
*
keine bange: bannig kohle
kostet 'ne silvesterbowle
- wenn man vorhat sie zu machen
und die läßt's schon ganz schön krachen
in des kopfs verzweigten räumen
die von räuschen bisweil'n träumen -
keineswegs denn sekt und wein
müssen nicht von rothschild sein
nicht einmal von veuve clicquot
- oder wie die tropfen heissen
zum silvesterpartyschmeissen -
metternich tuts ebenso
wohlfeil ist auch limonade
weinbrand dito früchtemix --
kurze zugzeit wär' bloß schade
denn dann wird die bowle nix
nur der trank mit feuerzange
braucht bekanntlich wen'ger lange...
*
dem alten jahr schwant was ihm blüht
und es sind rosen nicht:
wenn feuerwerk am himmel sprüht
sinkt’s hin in die geschicht’
im gleichen augenblick erhebt
das neue jahr sein haupt
dem dann die zeit die es belebt
bald auch den atem raubt...
*
in kürze streicht das alte jahr
sich kaum wohl übers lichte haar
doch voll die segel - unterm strich
ist das auch nicht bedauerlich
denn schließlich fängt ein neues an
was eh kein mensch verhindern kann
der hier wie in der ganzen welt
total viel von kalendern hält...
*
es scharrt das neue jahr schon mit den hufen
drei tage noch dann ist es endlich da
und kommt zumindest deshalb wie gerufen
weil doch im alten allerhand geschah
worauf die welt ganz gern verzichtet hätte
es weiß nur keiner was das neue bringt
die erde bleibt manch irrer wirkungsstätte
mit denen meist der mensch vergeblich ringt
man soll den tag nicht vor dem abend loben
erst einmal hat das neue jahr kredit
kann fröhlich in der kinderstube toben
von mutter zeit ohne die nichts geschieht -
dem alten jahr weint nach sie keine träne
durchkreuzt aber auch künftig durchaus pläne!...
*
Ahnungsvoll vorm Feuerwerk
steht Herrn Schrebers Gartenzwerg
zwischen Rasen und Rabatte
auch Silvester auf der Matte -
dort hält er ganz eisern Wacht,
was ja keiner so gut macht.
Rotbemützt und weißbebartet,
weiß er schon, was ihn erwartet,
wenn um Punkte Mitternacht
um ihn rum manch Böller kracht
und ihm vor die Füße fliegt,
daß er fast ´ne Krise kriegt.
Sogar manche Leuchtraketen
landen zwischen Schrebers Beeten,
wo sein Gartenzwerg sich duckt
und beim Einschlag heimlich zuckt,
weil so´n Ding, erst mal gezündet,
ihn vielleicht echt “trefflich“ findet.
Mutig schimpft er Richtung Zaun:
“Sollte sich noch mal wer trau´n,
mich als Zielscheibe zu nutzen,
werd´ ich ihm die Flügel stutzen,
denn in Schrebers netten Garten,
komm´n, wie ich, eh nur die Harten!“
So ein Kracher haut den Kleinen
fast von seinen kurzen Beinen,
doch sein Corpus aus Zement
steckt das Böllerbombardement
locker weg auch dieses Jahr,
dessen Abgang “knallhart“ war!...
*
das neue jahr da mach’ ich jede wette
wird mit der zeit ganz unbeschadet groß
wächst auf auch ohne kindertagesstätte
selbst schulgang ist für es bedeutungslos
es speist sich nicht durch chips und haferflocken
braucht weder schlaf noch macht es jemals schlapp
nur eine macht auf erden bringt’s ins stocken:
am ende würgt’s bloß der kalender ab
sagt „tschüs, ade, das war’s nun mußt du weichen!“
und ohne sträuben macht es sich davon
ist locker seine segel voll am streichen
von riefensbeek-kamschlacken bis ceylon -
die zeit aber die’s nährte bleibt erhalten
als urkonstanz im wechsel der gestalten...
*
statt blei zu gießen gießt mann sich mit mampe
silvester lieber einen auf die lampe
und pennt dann weil allmählich ziemlich dicht
gar ein bei ihrem kornblum'blauen licht...
*
brunhilde hat silvester blei gegossen
und was sie goß sah wirklich männlich aus
das hat ihr'n lover berthold voll verdrossen
„dem deinen gleich der echt nicht!“ feixte klaus
sein freund und kupferstecher auf der stelle
was berthold klar doch zusätzlich verdross
weshalb brunhilde prompt für alle fälle
in schönstem blei erneut noch etwas goss
das aussah wie zwei ziemlich kleine brüste
„wenn ich es“ feixte klaus „nicht besser wüßte
würd' mann vermuten die zwei gleichen ihren!“ -
der spruch ging berthold gänzlich an die nieren...
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