Literarische Rätsel 3

Ansprache zum Thema Erkenntnis

von  EkkehartMittelberg

Der Ruhm der Autorin gründet sich vor allem auf ihre Tagebücher, die sie schon als Kind zu schreiben begann.

Ihre gesamte Literatur ist erotisch eingefärbt und die Schriftstellerin darf als das weibliche Pendant zu Henry Miller betrachtet werden, mit dem sie Jahrelang sexuelle Beziehungen hatte und dessen Stil sie beeinflusste..

Sie beobachtete fast ihr Leben lang das Delta der Venus und war eine besessene Spionin in deren Hause.

Die studierte Psychoanalytikerin war mit den Schriften C. G. Jungs und Freuds vertraut, ließ sich von Otto Rank behandeln und versuchte sich selbst in der Psychoanalyse.

Sie war seit 1923 mit dem Bankangestellten Hugh Guiler verheiratet, mit dem sie in New York lebte, und führte seit 1947 außerdem eine heimliche Ehe mit dem siebzehn Jahre jüngeren Rupert Pole in Los Angeles. Neben diesen Ehen hatte sie zahlreiche weitere Affären. Ihre sexuelle Freizügigkeit geht auf die Lektüre von H. D. Lawrence zurück. Die Auseinandersetzung mit ihm begründete ihre Karriere als Schriftstellerin.

Von ihrem Vorbild Lou Andreas Salomé lernte sie das Leben als eine Experimentierfeld von Selbsterfahrung und Selbstverwirklichung mit mehreren Ichs zu begreifen. Trotz der Enttäuschung über ihren Vater, der die Familie verlassen hatte, als sie zehn Jahre alt war, traf sie sich 1933 mit ihm und schrieb über ihre Beziehung 1936 einen avantgardistischen Roman, der offen lässt, ob es sich um Inzest handelte.

Die zwischen 1966 und 1983 veröffentlichten Tagebücher machten sie weltberühmt. In dem stream of consciousness mischen sich reale Erlebnisse mit Traumsequenzen und psychoanalytischen Betrachtungen.

Die Autorin verstarb 1977 mit 73 Jahren an Krebs.



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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (14.05.23, 00:21)
Das finde ich jetzt relativ einfach. Sozusagen ein berühmtes Leben. Und ein Beispiel für die Verwendung des Tremas: ï.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 00:28:
Merci für diesen feinen Kommentar für Kenner.

 AlmaMarieSchneider (14.05.23, 01:33)
Ich möchte jetzt auch nin verraten.
Sie war schon eine bemerkenswerte Frau und Schriftstellerin.

Liebe nächtliche Grüße
Alma Marie

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 14.05.23 um 09:05:
Merci, Alma Marie. Die Verfasserin der Tagebücher ist auf jeden Fall literarisch bemerkenswert.
Ich ertappe mich freilich dabei, ein Spießer zu sein, weil ich sie für undankbar gegenüber ihrem ersten Mann halte, der ihr finanzielle Unabhängigkeit verschaffte und den sie als Bigamistin mit Rupert Pole betrogen hat. Oder weiß jemand Genaueres, dass nämlich Hugh Guiler die Wahrheit gar nicht wissen wollte?
Taina (39) schrieb daraufhin am 14.05.23 um 10:56:
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 AlmaMarieSchneider äußerte darauf am 14.05.23 um 14:54:
@Ekki
Ihre Tagebücher sind eigentlich nichts anderes als die tägliche Nabelschau einer gequälten Seele. Sie musste sie schreiben um einer Selbstzerfleischung zu entgehen.
Ihre unendlich vielen sexuellen Beziehungen entsprechen dem aufkommenden Zeitgeist der Frauen nach sexueller Befreiung. Ich glaube, dass Hugh Guiler das Verhalten seiner Frau tolerierte. Sie soll ja auch zu Henry Millers Frau June eine lesbische Beziehung gehabt haben.

Ich habe gelesen, dass sie selbst sehr unter ihrem Verhalten gelitten hat. Sie konnte wohl nicht anders.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 14.05.23 um 17:30:
Vielen Dank, Alma Marie. Ich denke, dass deine tolerante Perspektive ihr gerecht wird. Sie muss wohl sehr charmant gewesen sein und scheint außer Simone de Bauvoir keine Feindin gehabt zu haben.

Antwort geändert am 14.05.2023 um 17:32 Uhr
Taina (39)
(14.05.23, 07:36)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 09:10:
Hallo Taina, vielleicht ist "ein bisschen verzettelt" noch liebevoll ausgedrückt. Mir ist es ein Rätsel, wie man mehrere Liebschaften zugleich unterhalten und gleichzeitig literarisch so aktiv sein kann.
Taina (39) meinte dazu am 14.05.23 um 10:52:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 17:35:
Das war mir nicht bekannt. Wäre demnach der frühe Verlust ihres Vaters ursächlich für ihre Untreue?
Taina (39) meinte dazu am 14.05.23 um 20:25:
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 AngelWings meinte dazu am 15.05.23 um 18:55:
Ekkehard, geht alles! Bloß die Frau war bestimmte nicht zu Frieden in  Leben mit ihr Freizügigkeit weil sie bestimmte keine Liebe kannte, oder hat.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 23:11:
Da kannst du recht haben, Angel.
Teolein (70)
(14.05.23, 08:09)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 09:16:
Vielen Dank, Teo, ich garantiere den Lesern dieser Literatur-Rätsel zweierlei: ein breites Panorama der Auswahl und eine beständige Herausforderung ihres literarischen Geschmacks.
Fröhliches Forschen
Ekki

 harzgebirgler (14.05.23, 15:27)
die nymphomaNIN war mir nie geheuer
doch männer sind nicht selten noch untreuer.


lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 17:44:
Gracias Henning. Denkst du, dass man ihr Verhalten noch toppen kann. Sie muss freilich sehr liebevoll gewesen sein, denn ich habe nirgends einen Hinweis darauf gefunden, dass ihr irgendeiner ihrer Partner gezürnt hat.

LG
Ekki
Taina (39) meinte dazu am 15.05.23 um 20:26:
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 AchterZwerg (14.05.23, 18:34)
A. N. war mit Sicherheit eine bemerkenswerte, kultivierte und gebildete Frau. Als Schriftstellerin allerdings nur Mittelfeld für mich.

Man sollte nicht sofort wieder die moralische Keule schwingen, denn die Anzahl ihrer Liebesbeziehungen war in erster Linie ihre eigene Sache.
Aus meiner Sicht war die sog. sexuelle Befreiung der Frau wichtig und unabänderlich - ganz egal, wie sich ein paar Matronen darüber mokierten und immer noch échauffieren.
Schaut man etwas genauer hin, verlief jene auch (!) wieder auf Kosten von Frauen.

Herzliche Grüße
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 19:54:
Grazie, Piccola,
die Bewertung von Anais als Schriftstellerin und Mensch ist höchst komplex.
Auch mir scheint sie als Schriftstellerin nicht über das Mittelfeld hinausgekommen zu sein.
Sie hat jedoch nicht bewusst für die sexuelle Befreiung der Frau gekämpft. Deswegen war sie für Simone de Bauvoir ein Ärgernis.
Bei der Beurteilung ihrer zahlreichen Liebschaften scheint mir weniger Moral im Spiele zu sein. Es geht eher um den Grund und die Frage, ob sie sich dabei nicht selbst
verletzt hat.
Herzliche Grüße
Ekki
Taina (39) meinte dazu am 14.05.23 um 20:28:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.05.23 um 20:42:
Wenn die Untersuchung darauf gerichtet ist, kann von Moralisieren nicht die Rede sein.

 TassoTuwas (15.05.23, 18:24)
Hallo Ekki,

ich kann mir gut vorstellen, dass die Nennung ihres Namens bei den Moralisten jener Zeit zu Schnappatmung geführt hat!

Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.05.23 um 19:54:
Vielen Dank, Tasso,
ihre sexuelle Umtriebigkeit, grenzenloser Neugier geschuldet, verschlägt mit heute noch den Atem.
Herzliche Grüße
Ekki

Antwort geändert am 15.05.2023 um 19:54 Uhr

Antwort geändert am 15.05.2023 um 19:55 Uhr
Dieter Wal (58)
(16.05.23, 12:09)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.23 um 22:47:
Mich interessiert offen gestanden mehr ihr Leben als ihre Literatur.
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