Die Raupe und der Schmetterling

Brief

von  Pearl

Illustration zum Text
(von Pearl)
Heute veröffentlichte ich bei keinverlag eine kleine, wissenschaftliche Arbeit, die ich in meinen jungen 20ern geschrieben habe. Ich glaubte, sie wäre aus dem Frühling, den ich mit dir verbracht habe (war sie doch nicht). Jedenfalls schrieb ich über Randfiguren. Nun bin ich selbst eine. Ich habe auf ganzer Linie versagt.
Und auch du warst, denke ich, am Ende deines Lebens eine Randfigur, zumindest in dir selbst.

Morgen feiere ich mit meinen Wiener Freunden meinen Geburtstag nach. Ich freue mich darauf. Mit manchen von ihnen bin ich schon seit ca. fünfzehn Jahren befreundet. Also bin ich keine Borderlinerin, so wie ich immer dachte. Aber ich wäre immer noch lieber borderline oder bipolar als schizophren.

Meine Ärztin sagt, Stimmen hören zu können, sei eine Begabung; denn ich stünde in direktem Kontakt mit meinem Unterbewusstsein. Mein Unterbewusstsein muss also ziemlich schmutzig sein ;).

Hast du schon einmal vom Konzept der Star People gehört? Das sind Lichtwesen von anderen Sternen, die auf die Erde kommen, um sie zu heilen. Ich glaube, du warst so einer. Dass du das harte Pflaster hier einfach nicht mehr ausgehalten hast. Dass deine Seele sich deshalb dafür entschieden hat, nachhause zu kehren. Denn der Tod ist nicht mehr als ein Ausdemkörperschlüpfen. Auch der Schmetterling muss ja aus seiner Puppe heraus, um frei zu sein.

Machs gut.

Deine Raupe

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