KLICKS UND CLIQUEN

Synthesen + Analysen in der Matrix


Eine Kolumne von  Bergmann

Freitag, 04. Juni 2021, 23:40
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Mein kv - 14. Dialogkultur 2016

768. Kolumne


Ich fand noch einen Dialog mit mica alias Andrea alias Elén – unter dem Titel DIALOGKULTUR 2016, den setze ich ans vorläufige Ende meiner aufgeschriebenen kv-Begegnungen:

mica: Die ganze Schreiberei ist am Ende eine Selbstabrechnung, die in der Gleichung für den Betroffenen ja doch nur ein Minus ergibt, - wenn man am Leben misst und die Zeit als Maßstab nimmt: wie verschwenderisch gehen wir doch um mit ihr, der Zeit, der Königin aller Völker. Wie eigensinnig mögen wir uns doch verlieren in Trivialitäten, und doch ist es der einzige Trost zu wissen, dass wir uns nicht unterscheiden, dass wir uns nicht im Geringsten bewusst sind darüber, allesamt verklärte Trödler zu sein. Nur manchmal ein Aufblitzen, ein flüchtiges Zusammenzucken ob unserer eigenen Unzulänglichkeit, die wir kaschieren mit Tand und Grübelei, kompensieren mit diversen Rechenaufgaben, wie zum Beispiel: Schreiben. - Ich brauche keine Protagonisten, ich brauche keine Figuren: Ich lese hinter Häuser und Mäntel, ich lese aus deinem Suppentopf eine letzte Armut und ich buchstabiere deine letzte Dividende auf hebräisch. - Eine Selbstabrechnung, - du bist ein spürsinniger Mensch; es ist eine Selbstabrechnung, ja.
Im Vergleich zu anderen Texten verzweifelt hier nichts. Ein unbeschwerter Text.
Hab Dank fürs Lesen,
lg, andrea

Bergmann: Gut, der Text mag unbeschwert (geschrieben) sein, aber im Angesicht seiner Aussagen könnte ein Erkennender verzweifeln, wenn er nicht trotzdem das Leben liebt.
Und natürlich unterscheide ich Autor (du) - Erzähler, Adressat - Leser (ich).
Wie gesagt, mir geht es gut in meiner augenblicklichen Zeit, aber morgen, übermorgen, und am Ende der Zeit? Wenn mein Vorhang zugeht, seh ich dann noch ein Stück, geht das ohne Publikum, oder ist der Vorhang tief in mir, und löst sich auf zu nichts?
Wenn ich tot bin, darf ich nicht mehr klagen über Tand und alle vanitas, weil ich dann nicht mehr kann.

mica: Wo ist das Ende der Zeit?
Wenn mein Vorhang zugeht, tut das nichts zur Sache. Ich stehe auf beiden Seiten. Heute gestern morgen. - Das Leben, die Zeit ist simultan. Ich bin heute gestern und gestern morgen und wenn ich schlafe, träume ich rückwärts und atme quer.
Nichts ist da, wo schon immer was war. Die ganze Zeit.
Ich gehe davon aus, dass ich niemals tot bin. Nur körperlos. Im stofflichen Sinn.
Wie willst Du wissen was Du kannst oder nicht kannst, wenn Du tot bist? - Es gibt Tote, die können mit Voranschreiten der Zeit immer mehr, dringen mit jedem Tag tiefer in uns. -
Natürlich nur Spekulation und: "Ein weites Feld ..." :)
sei gegrüßt.

Bergmann: Natürlich ist auch meine Annahme nur eine Annahme. Klar. Wenn es anders ist, als ich denke, werde ich mich (oder das was ich sein werde) wundern. So entsteht die Idee von Himmel und Hölle.

mica: ... und dem Fegefeuer. Dort kannst du mich besuchen kommen und mir was Schönes mitbringen. - Lass uns ein Wunder erwarten.

Bergmann: Ein weiter Weg für mich, denn ich muss erst runter in den Himmel, dann weiter runter in die Vorhölle und noch einmal bergab (ganz gegen meine Art) in die Hölle. Ich bring dir Licht von oben mit, damit du deine Flammen erkennst.

mica: Ein schönes Bild. Ich habs vor Augen: Amigo, wie du, Pilgerer, daherschlurfst mit deiner frommen Joppe und ganz entzündeten Augenrändern und roter Bindehaut, - vom Sternstaub und den vielen gleißenden Heiligenscheinen. Und während wir plaudern, kommt Reinhold Messner daher und drängt sich in unser Gespräch, der Flegel, weil er unbedingt wissen will, wie’s da oben ist auf dem Berg, den er noch nicht bestiegen hat. Man kann ihm den Neid vom Gesicht ablesen ... :)

Bergmann: Ich bin nicht fromm, es gibt noch eine Höhe über der Höhe, über dem Himmel, über den Heiligen, das ist die Negation der Negation der Hölle, da wohnen die Dialektiker des Seins, die Umgreifer des ganzen metaphysischen Raums. Und weißt du, warum ich so gewiss bin, dass ich dazu gehöre? Weil ich jetzt schon immer ein bisschen schwebe, wenn ich gehe, wenn man meine Schwebe noch Gehen nennen kann, wenn dieses Gehen nicht schon Fliegen ist, oder so eine Art Schwebe des Schwebens. Ich bin oft ein so sublimer Stoff, dass ich ins Vierdimensionale auslaufe, dann bilde ich eine Haut, die ausreicht, das ganze Universum zu umhüllen, und stehe gleichzeitig trotzdem in der Welt, ganz fest. Auch das ist Dialektik.
Tja, so ist das. Schon hier auf KV spüre ich dieses Umhüllungspotential, das ich habe. Und so umhülle ich dich auch, nenn’s Umarmung: Ein gutes neues Jahr dir!
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Kommentare zu diesem Kolumnenbeitrag


 W-M (11.06.21)
ja, sie war eine große ... oft an- und abgemeldet, manchmal regelrecht hingeschmissen ... und, ich erinnere mich noch gut an unsere ersten kontakte, damals in einem chat (da gab es noch chaträume auf kV, unter verschiedenen Überschriften, anonym, bekannt, usw,), sie ermutigte mich zu bleiben ... lang lang ist's her ... heute hat sie sich lange nicht mehr abgemeldet, dafür weitgehend zurückgezogen, ab und zu ein neuer post, aber nicht mehr das, was wir von ihr gewohnt waren, aber, sie wurde auch mit einer aura von klischees belegt, die sie nicht mehr zu erfüllen bereit war (?) ... sie hat noch ihre alten treuen fans, die hartnäckig treu bleiben, so auch ich ... ihr impact als dichterin war kurz, warum eigentlich kurz (?), sie hat eigentlich das potenzial, aber, ich vermute, nicht den willen, geht andere wege (?) ... eine schöne erinnerung, gerade du Uli als einer ihrer kV-mentoren, fast förderer ... gerne gelesen. sie geht ihren weg unbeirrt weiter, denke ich?!

 W-M meinte dazu am 11.06.21:
jetzt fehlt nur noch urgestein alpha, durch sie landete ich 2005 bei kV ...

 Bergmann antwortete darauf am 11.06.21:
Alpha ... ich bin ihr 2006 begegnet; ich erwähnte sie in zusammen mit anderen in diesem kv-Zyklus.
Aber ich will mal schauen, ich finde vielleicht noch was in meinen Speichern und in meiner Erinnerung. Ja, sie war eine wichtige Gestalt in den Jahren 2004-2006, dann abklingend.
Ich weiß nicht, was aus ihr wurde. Studium (Germanistik?), Griechenland ... und ...?

 W-M schrieb daraufhin am 15.06.21:
coburg? sonst keine ahnung, bin auf fb mit ihr befreundet, kann mal nachfragen, hier auf kV ist ja auch noch
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