Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Donnerstag, 16. August 2012, 10:43
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Batman

von  Dieter_Rotmund


Nun ist es vollbracht, Christopher Nolan hat seine Fledermausmann-Trilogie beendet. Der dritte und letzte Teil geriet sehr langatmig, ständig hielten sich jeweils zwei Protagonisten gegenseitig ausufernd lange pathetische Reden. Auffällig war, dass The Dark Knight Rises einen recht lichten Eindruck machte. Batman Begins (2005) und The Dark Knight (2008) wurden düsterer inszeniert, nicht nur inhaltlich, sondern auch im tatsächlichen Sinne, nämlich mit viel dunklen Schattenflächen. Was wollte uns Nolan nun damit sagen? Die Fledermaus musste raus ans Licht? Und kann mir eigentlich jemand erklären, wieso Batmann-Bale so ganz anders, fast heiser spricht, wenn er im Fledermaus-Kostüm steckte? Ist es zu eng? Nein, das war nicht das Werk der deutschen Synchronisation, ich habe mir den Film im Original angesehen. Außerdem auffällig: Gotham City sah so sehr wie New York aus, dass es fast schmerzte. Nicht, dass ich etwas gegen New York hätte, aber Comic-Superhelden-Verfilmungen sind nun mal dem fantastischem Film zuzurechnen und da erwartet man neben den ikonographischen Übertreibungen, wie sie für Comic-Verfilmungen üblich sind, auch Gesamtansichten, die eben anders ausehen als das gewohnte Bild einer tatsächlich existierenden Stadt. Fast als eine Schnapsidee ist zu bezeichnen, das man dem Ober-Bösewicht (Tom Hardy) eine dauerhafte Gesichtsmaske verliehen hatte, die ihm eine Menge Ausdrucksmöglichkeiten unmöglich machte. War das eine vorauseilende Kapitulation, dass Heath Ledgers Joker-Darstellung in The Dark Knight sowieso nicht zu übertreffen war? Und dann noch Anne Hathaway! Die „könnte man mir nackt auf den Bauch binden“, wie man so schön sagt. Sex-Appeal: Nullkommanull. Als Schauspielerin völlig talentlos, was soll man auch von einer halten, die mit Teenie-Schmonzetten á la The Princess Diaries / Plötzlich Prinzessin groß wurde?
Es läßt sich nicht verbergen: Mir hat The Dark Knight Rises nicht gefallen. Vielleicht bin ich zu alt für solche Filme, die, bei aller Sorgfalt von Seiten von Herrn Nolan, doch nur Mainstream-Streifen sind und reine Unterhaltung ohne jeglichen doppelten Boden bieten wollen. Die inneren Konflikte der Protagonisten sind flau und der Zuschauer darf sie auch nicht selbst entdecken, nein, mindestens dreimal pro Film plappert sie jemand lauthals vor, damit es auch wirklich jeder versteht. Und dann die Darsteller. Mehrere hat die Figur schon verschlissen. Adam West muss man jetzt nicht unbedingt nachweinen, Lewis Wilson und Robert Lowery haben alle vergessen. Dann aber in recht kurzer Zeit Michael Keaton, Val Kilmer und George Clooney hintereinander. Was soll das? Wer den Schluss von The Dark Knight Rises gesehen hat, ahnt: Die Robin-Figur ist zaghaft eingeführt worden, ergo ist es noch nicht zuende, es werden vermutliche weitere Fledermausmannfilme folgen, irgendein 08/15-Regisseur wird übernehmen und dann einen 08/15-3D-Kinderfilm daraus weiterstricken. Vielleicht mit Robert Pattison als neuen Bruce Wayne? Er hat Erfahrung mit Figuren, die sich in Fledermäuse verwandeln, oder? Die Spiderman-Kuh wurde auch noch nicht ganz gemolken, hier setzt man dem Publikum nach Tobey Maguire flugs einen weiteren Darsteller vor die Nase, jeder Generation bekommt ihren eigenen Spinner, die 12-Jährigen von heute wollen und können sich an die älteren Filme ja nicht erinnern... Über Star Trek, Film Nummer MCCLLLXXXXVVVVVVIIIIII, möchte ich erst gar nicht schwadronieren...
Die wohl höchste Verschleißrate an Darstellerin hat der „Hulk“: Nach Eric Bana (2003) und Edward Norton (2008) im diesjährigen The Avengers-Film nun Mark Ruffalo. Kurios: Obwohl der grüne Choleriker in The Avengers nur eine kleine Rolle ausfüllt, ist er glaubwürdiger als Bana und Norton. Aber sind solche Überlegungen überhaupt sinnvoll? Kann man mithilfe von The Black Knight Rises über tatsächliche gesellschaftliche Fragen diskutieren? Mir fällt keine ein. Psychopathen, die in Batman-Filmvorstellungen vor der Leinwand wild um sich schießen, taugen dafür nicht, sondern nur für die Waffenpolitik des Landes, in dem der Film aufgeführt wurde. Mit dem Werk an sich haben sie nichts zu tun. Bestenfalls könnte man über die zunehmende Karnevalsisierung der Gesellschaft nachdenken: Verkleidungen, und seien sie nach außen hin noch so lächerlich, werden gesellschaftsfähig. Philosophiestudenten tragen Cordjackets mit Ärmelschoner, Heavy-Metal-Fans verschwitzte, schwarze Tour-T-Shirts. Hauptsache, der entsprechende Kreis respektiert sie. Gut, im Fledermauskostüm habe ich außerhalb des Rosenmontagsgedöns noch keinen gesehen, aber lange kann es nicht mehr dauern. Die Krönung des Herumstolzieren in albernen Verkleidungen, das sogenannte „Cosplay“, dringt aus den inneren Mangawelten verwahrloster Jugendlicher und spätpubertierender Geeks zunehmend stärker in die Öffentlichkeit. Fremdschämen wird zur alltäglicher Pflichtübung.
Medias in res: Hoffentlich hört das bald auf mit den Comic-Superhelden-Filmen. Die Geschichten um „richtige“ Menschen sind, wenn wir ehrlich sind, spannender. Vielleicht mal ein Film dazu, wer hinterher alles aufräumt, was die Helden in ihrem Heldentum zerdeppert haben? Ich würde ihn sehen wollen.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Lala (16.08.12)
Deine Ansichten zu Nolans Drittem teile ich. Auch ich empfand ihn als langatmig und pathetissch. Desgleichen empfand ich auch die Maske bei dem Superschurken Bane als töricht. Mir scshien als hätte Nolan nach dem Tode seines Jokers die Lust verloren und nach dem zweiten Teil hatte ich das Gefühl gehabt, dass Nolan eigentlich einen weiteren Film mit dem Joker und dem darin zunächst lang und breit aufgebauten und dann doch jäh umgebrachten Two Face fest eingeplant hatte.Wie dem auch sei: The Dark Knight Rises enttäuschte auch mich. Und das Nolan das Franchise Produkt Batman nicht am Ende töten darf? Das ist klar.Kein Comicheld stirbt wirklich ;)

Interessant finde ich den Hinweis auf die unverhohlene Gleichsetzung Gotham Citys und New York. Natürlich steht und stand New York Pate für diese Stadt und insofern mag ich es durchgehen lassen. Aber die überzeugendste darstellung von Gotham ist eindeutig Tim Burton gelungen. Auch dessen Batman Filme waren bis zu Nolans Batman Begins und The Dark Knight eindeutig die besten Umsetzungen. Wobei bei Burton für mich durch das Bild der Stadt, seine Art Deco Orgie, die Schwächen der Filme auzugleichen vermochte. Keaton fand ich übrigens gut als Bruce Wayne.
wortverdreher (36)
(16.08.12)
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 Dieter_Rotmund (18.08.12)
Produzenten und Rechthaber entscheiden darüber, ob eine Geschichte fortsetzt wird oder nicht. Entscheidend ist, ob und wieviel man damit Geld verdienen kann. Das angesprochene Reboot ist da vermutlich tatsächlich attraktiver...
Wortverdreher spricht ein großes Thema an, das eigentliche einen eigenen Text verlangt: Die Motive der Kinogänger.

Übrigens gibt es ja durchaus Filme, die sich mit dem Aufräumen danach beschäftigen, ich habe da z.B. Christine Jeffs Sunshine Cleaning gut in Erinnerung.

 Dieter_Rotmund (18.08.12)
...Scheiße, so viele Fehler in so wenig Text...!
Nochmal:


Produzenten und Rechteinhaber entscheiden darüber, ob eine Geschichte fortgesetzt wird oder nicht. Entscheidend ist, ob und wie viel Geld man damit verdienen kann. Das angesprochene Reboot ist da vermutlich tatsächlich attraktiver...
Wortverdreher spricht ein großes Thema an, das eigentlich einen eigenen Text verlangt: Die Motive von Kinogängern.

Übrigens gibt es ja durchaus Filme, die sich mit dem Aufräumen danach beschäftigen, ich habe da z.B. Christine Jeffs Sunshine Cleaning gut in Erinnerung.
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