Film & Fußball

Eine cineastische Mannschafts-Kolumne


Die Kolumne des Teams " Film & Fußball"

Mittwoch, 31. Oktober 2012, 11:12
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Die Spieler sind das Problem!

von  Dieter_Rotmund


Nein, nicht von Dieter Rotmund sondern von  Lala

Felix Magath, so lerne ich seit Wochen von den Superprofis in den Redaktionsstuben und Medienzentren, ist ein Dinosaurier! Felix Magath verstünde nichts von moderner Menschenführung und einer adäquaten Leitung eines modernen Fußballclubs! Seine Entlassung, so der Leiter der TSP Sportredaktion, sei überfällig und vernünftig gewesen. Au Backe! Merkt der Mann noch was? Wenn ich, der bessere Sportjournalist im Nebenberuf, ihm einen öffentlichen Brief schriebe, wie lange er denn glaube, ob der dürftigen, schlecht beobachteten und recherchierten Artikel, den größtenteils lustlosen Schreibversuchen seiner Spieler, er noch Leiter der Sportredaktion zu sein? Wie seriös und angemessen würde er es finden, wenn ich täglich, als Betriebsfremder und Vollblinder seine baldige Entlassung in Aussicht stellte und diese dann als überfällig bezeichnete?

Nein, das ist so unter aller – Entschuldigung – Sau, dass ich befürchte, dass die Damen und Herren aus den Sportredaktionen gar nicht mehr merken wie sie auf Bildniveau sich zum Mob einer hässlichen Klientel machen: den sogenannten Profi-Spielern. Na klar, es ist natürlich schön mit den Ausnahmekönnern auf Augenhöhe zu fachsimpeln, es ist schön als Fan, das sind die Herren und Damen Sportredakteure ja auch, den immer schon verehrten Spielern so nahe zu kommen. Der Fußballprofi ist ein – alt und bekannt – Popstar. Der Trainer? Eher nicht. Und meist versperrt der Trainer noch den freien Zugang zu den Liebsten bzw. zu ihrer kritiklosen Anbetung. Der Fußballprofi erkennt schnell, dass die Medien eher ihn, als den Trainer schützen, erkennt schnell, dass er der Star ist und nicht derjenige, der commander in chief ist; dass er einen – heruntergebrochen auf ein millionenschweres, aber nicht milliardenschweres Unternehmen - noch viel größeren Schaden als ein Kerviel anrichten kann, ohne dass seine Reputation – beruflich wie charakterlich - leidet. Er bestimmt wohin der Ball gespielt wird. Er bestimmt, mit einer vernachlässigbaren Chance ausgewechselt zu werden, wie sich das millionenschwere und aus vielen, kleinen Mitarbeitern, Arbeitnehmern bestehende Unternehmen präsentiert und verkauft. Hat er keinen Bock? Wird der Trainer ausgewechselt. Das ist grotesk.

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Kommentare zu diesem Teamkolumnenbeitrag


 Matthias_B (01.11.12)
Vor ein paar Jahren erschienen paar mit Statistiken versehene Artikel über einen möglichen Nutzen von Trainerentlassungen im Fbg., wie er noch immer generell angenommen wird. Darin stand u.a., dass das erste Spiel danach zumeist sehr positiv ausgehe, wie neulich in Düsseldorf, aber ebengleich, dass bis auf markante Einzelfälle kein nennenswerter langfristiger Effekt erzielt werde.
JournalistInnen poltern nach besagtem ersten Spiel oftmals fast kumpelhaft los, was denn bloß über die Woche mit der Mannschaft passiert sei, wobei nicht selten der phraseologische geplatzte Knoten in die begeisterungsgetränkte Fragesprudelei hineinejakuliert wird, und Spieler geben dann häufig die magischen Einzelgespräche, welche mit jedem geführt worden seien, und weiteres informell standardisiertes Fülselgewäsch zu Protokoll. Momentan passt folglich alles wieder; die durch den Rauswurf des "Verantwortlichen" erfolgte Diszipinierung zeitigt ja auch Früchte.
"[ M]oderne[ ] Fußballclubs" (Z 3) sind vermutlich auch dem Zeitgeist der, ähm, öh, "leicht" am qualitativ durchschnittlichen Diskursdümpeln orientierten Konsensualisierungs-Kuschelei, die ebenfalls in der "modernen Menschenführung" (Z 2) resultiert, verhaftet (siehe ebengleich die Nationalelf, die Weltmeister der nivellierenden Bravheit); da will Felix Magath wohl wirklich kein Platz mehr eingeräumt werden.

 Dieter_Rotmund (03.11.12)
Ergänzungen:
Die TSP Sportredaktion ist - wie man vielleicht wegen des Namens glauben könnte - keine rein journalistische Redaktion, sondern eine Vermarktungsagentur, die über ihre Pressemitteilungen hinaus keine nennenswerte und naturgemäß schon gar nicht unabhängige journalistische Arbeit leistet.
Ein Kerviel - klingt wie ein lustiges, kleines Tierchen - ist, wie ich, der nur wenig im Wirtschaftsteil seiner Zeitung liest , auch erst nachgucke mußte, einer dieser Banker, die praktisch ungestraft Milliarden versenkt haben.

"Konsensualisierung"(-Kuschelei): Gibt es diesen Begriff wirklich? Nun, ich glaube erkannt zu haben, dass B-Matthias damit diese widerlichen jovialen Waldemar-Hartmann-Journalismus meint, oder?
Es ist so, dass Bundesliga-Fußball in vielen Redaktionen Chefsache ist, was die Artikel nicht unbedingt besser macht oder es sind die immergleichen Schreiber, die das schon seit 30 Jahren machen. (Fast) alle biedern sich bei Trainer, Spieler und in den Vereinsspitzen an, um ja keine "Neuigkeit" zu verpassen, um ja nicht ausgeschlossen zu werden aus dem Kreis der Exklusivversorgten. Dass diese Kollegen oft auch noch Fans sind, macht die Sache leider nicht besser, denn dann fehlt die journalistische Distanz völlig.
Aber wir müssen uns auch fragen, ob die Leser bereit sind, eine andere Form, andere Inhalte der Sport-Berichterstattung anzunehmen? Das tun sie, fürchte ich, vor allem beim Thema Fußball, nicht.
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